Stadt hält an Netto-Null bis 2040 fest

Im zweiten Teil des Fokusthemas «Energie und Klima» geht es um das städtische Klimaschutzziel Netto-Null bis 2040, die damit zusammenhängenden Massnahmen im Bereich Gebäudebau und um Solarenergie. Die Abstimmungsresultate vom vergangenen Sonntag bedeuten für die Klimaschutzbestrebungen einen herben Rückschlag. In der Stadt haben 70 Prozent dem CO2-Gesetz zugestimmt, weshalb der Stadtrat dennoch an seinen formulierten Zielen festhalten will.

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In den vergangenen 30 Jahren sind die direkten Treibhausgas­emissionen in der Stadt Zürich um rund 25 Prozent gesunken. Seit 2008 ist in der Gemeindeord­nung das Ziel verankert, den CO2- Ausstoss pro Person und Jahr bis 2050 auf eine Tonne zu reduzie­ren. Mit dem Ausbau der Fern­wärme und der Energieverbun­de, Investitionen in erneuerba­re Energien, der Umstellung der städtischen Fahrzeugflotte auf al­ternative Antriebe und dem Bau energiegerechter, städtischer Bau­ten konnten bereits einige Mass­nahmen umgesetzt werden. Diese reichen jedoch nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkom­mens zu erreichen. Das neue Kli­maschutzziel Netto-Null bis 2040, welches der Zürcher Stadtrat En­de April kommuniziert und dem Gemeinderat vorgelegt hat, will die in der Stadt produzierten CO2- Emissionen in den kommenden 20  Jahren um 90 Prozent gegenüber 1990 auf maximal 0,4 Tonnen pro Einwohner*in und Jahr senken. Die Stadtverwaltung soll diesen Wert sogar schon 2035 erreichen. Der unvermeidbare verbleiben­de Ausstoss soll durch negati­ve Emissionen ausgeglichen wer­den. Das grösste Potenzial sieht die Stadt hier in der technischen Abscheidung und der geologi­schen Speicherung der CO2-Emis­sionen, die bei der Abfallverwer­tung entstehen. Bis 2030 soll als Zwischenziel eine Reduktion von mindestens 50 Prozent erreicht werden.

Der grösste Ausstoss wird ausserhalb verursacht

Die direkten Emissionen machen jedoch nur einen Viertel der Ge­samtemissionen aus. Der Rest sind die sogenannten indirekten Emissionen, die durch Stadtzür­cher Aktivitäten ausserhalb der Stadtgrenzen verursacht werden, also durch Reisen inklusive Flug­verkehr, die Herstellung und Lo­gistik aller in Zürich konsumierter Produkte und Dienstleistungen, die Energie-Vorketten. Diese indi­rekten Emissionen haben in den letzten 30 Jahren von 9,2 auf 9,9 Tonnen pro Kopf und Jahr zuge­nommen, weshalb sich die gesam­ten Treibhausgasemissionen in dieser Zeit lediglich um eine Ton­ne von 14 auf 13 Tonnen reduziert haben. Der Stadtrat will den Wert der indirekten Treibhausgasemis­sionen gegenüber 1990 bis 2040 um 30 Prozent senken, respektive bis 2035 für die Stadtverwaltung. Doch die Einflussmöglichkeiten sind hier beschränkt. Potenzial sieht der Stadtrat in der Entwick­lung neuer Technologien und in der Sensibilisierung der Bevölke­rung in den Bereichen Ernährung, Mobilität und Wohnen. Hier müs­sen jedoch noch Massnahmenplä­ne ausgearbeitet werden, wie die­ses Ziel genau zu erreichen ist. «Die Massnahmen sollen so aus­gestaltet werden, dass sich für die lokale Wirtschaft neue Mög­lichkeiten ergeben und negative Effekte minimiert werden», ver­spricht der Stadtrat in seiner Wei­sung an den Gemeinderat.

Bundes- und Kantonsgesetz bilden Grundlage

Die Herausforderung der Klimast­rategie der Stadt Zürich ist, dass sie von der kantonalen und bun­desweiten Gesetzgebung abhän­gig ist. So wurde das revidier­te CO2-Gesetz am vergangenen Sonntag von der Stimmbevölke­rung abgelehnt. Ausstehend ist die Entscheidung bezüglich das revidierte kantonale Energiege­setz. Hier läuft die Referendums­frist am 23. Juni ab. Der Hausei­gentümerverband (HEV) und die SVP sind daran, Unterschriften zu sammeln. Kommt das Referen­dum zustande, muss auch das re­vidierte Energiegesetz vor das Volk. Mehr zu den Argumenten der HEV im Artikel zu den Mass­nahmen im Gebäudebereich.

«Eine verpasste Chance für den Klimaschutz»

Der grösste Teil dieses Textes war bereits geschrieben, als das Abstimmungsresultat vom 13. Ju­ni feststand. Plötzlich stand die Frage im Raum, ob die im Artikel erwähnten Ziele überhaupt noch Gültigkeit haben würden. Wür­den die Pläne der Stadt nun zu­nichtegemacht? Der «Höngger» fragte beim zuständigen Departe­ment nach und erhielt umgehend eine Antwort von Stadtrat Andre­as Hauri: «Als Vorsteher des Um­welt- und Gesundheitsdeparte­ments bedauere ich den gestri­gen Entscheid natürlich sehr. Das Nein ist eine verpasste Chance für den Klimaschutz. Die Zeit drängt. Das CO2-Gesetz hätte uns einen wichtigen gesetzlichen Rahmen gegeben und vor allem die Trans­formation im Gebäude und Ver­kehrsbereich vorangetrieben. Nun müssen wir nach vorne schauen». Die städtische Stimmbevölkerung habe dem revidierten CO2-Gesetz mit über 70 Prozent zugestimmt. Dieses Resultat bestärke Hau­ri darin, dass die Stadt mit Net­to-Null bis 2040 das richtige Ziel gesetzt habe, sie halte daran fest und werde innerhalb ihres Hand­lungsspielraums den Klimaschutz konsequent und mit hohem Tem­po weiter vorantrieben. Hauri er­warte zudem auch vom Bund, dass er rasch alternative Lösun­gen erarbeite und die Städte ange­messen eingebunden würden.

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