Reise ins Land der Fantasie im Heizenholz

Am Samstag, 1. September, feierte das Wohn- und Tageszentrum Heizenholz sein traditionelles Spielfest. Dem Motto «Fantasie» machten die Veranstalter*innen alle Ehre und boten ein äusserst kreatives und abwechslungsreiches Programm.

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Die fantastischen Riesenseifenblasen faszinierten Alt und Jung.

Batman wird gerade geschminkt. Mit ernster Miene sitzt er am Tisch und lässt sich schwarze Farbe ins Gesicht pinseln. Geduldig lässt er die Behandlung über sich ergehen – was ein echter Superheld ist, der lässt sich natürlich nicht anmerken, dass er am liebsten schon wieder ganz woanders wäre. Aber kaum ist die Fledermaus in seinem Gesicht fertig, eilt der Fünfjährige davon, begleitet von seinen beiden grossen Schwestern. Schliesslich gibt es auf dem Spielfest noch so viel anderes zu entdecken. Mit der Schatzkarte in der Hand, auf der alle Spielposten verzeichnet sind, die sie besuchen müssen, stürmen die Kinder los.

Auf der Jagd nach dem Schatz

Bei den Ständen, die auf dem ganzen Gelände des Wohn- und Tageszentrums verteilt sind, müssen von den Abenteurern zahlreiche Aufgaben bewältigt werden. Der Magier stellt ihnen knifflige Rätsel, beim Krugstossen gilt es, einen – natürlich leeren – Bierkrug so weit wie möglich über einen Tisch zu schubsen, ohne dass dieser am Tischende hinunterfällt, und beim Ritt auf dem wilden, elektrischen Stier gilt es, so lange wie möglich oben zu bleiben. Wer schliesslich die ganze Schatzkarte voller Stempel hat, der darf sich aus der grossen Schatztruhe etwas aussuchen. Fantasievoll sind an diesem Nachmittag jedoch nicht nur die Stände und die Aufgaben für die Kinder, auch die Gestalten, die das Fest bevölkern, sind märchenhaft. Alle Mitarbeitenden und auch die das Heizenholz bewohnenden Jugendlichen haben sich in Schale geworfen – von der giftgrünen «Ogerin» Fiona, über die böse Fee «Maleficient» aus Dornröschen bis hin zu den Piraten – und machen die Reise in das Abenteuerland für die Kinder perfekt.

Ein Zuhause für Notsituationen

Etwas realistischer, aber nicht minder interessant, geht es derweil bei Roman Täschler, Sozialpädagoge und einer der Teamleiter des Wohn- und Tageszentrums, zu. Er führt eine Schar interessierter Besucher*innen durch eines der Einfamilienhäuser, in denen Jugendliche eine Bleibe finden können, wenn die familiäre Situation den Verbleib bei der Familie für eine kurze oder auch längere Zeit nicht ermöglicht. Neben der öffentlichen Krippe für Kleinkinder und der Wohngruppe für Kinder ab vier Jahren gehören drei dieser Einfamilienhäuschen zum Heizenholz, in denen insgesamt 24 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren unterkommen können. Die Wohngruppen präsentieren sich als helle, freundliche und geräumige Häuser, in denen jeweils acht Jugendliche gemeinsam wohnen, rund um die Uhr betreut durch einen oder mehrere Sozialarbeiter. Jeder der Jugendlichen hat sein eigenes Zimmer, mittags wird das Essen geliefert, abends kochen alle gemeinsam. «Wir bemühen uns darum, den Jugendlichen ein möglichst offenes Zuhause zu bieten und für jeden und jede eine individuelle Lösung zu finden, die dem Kind und seiner Familie am besten dient», erläutert Täschler das Prinzip der Betreuung. Wie lange die Jugendlichen in der Wohngruppe bleiben, ist dabei sehr unterschiedlich. «Manche Jugendlichen kommen für ein Jahr hierher, andere bleiben über zehn Jahre, das wird immer von Fall zu Fall entschieden.» Zu den Eltern wird dabei ein sehr enger Kontakt gepflegt, oft verbringen die Kinder und Jugendlichen auch Wochenenden und Ferien zu Hause. Und auch gegen aussen zeigt sich das Wohnzentrum sehr offen: die Bewohner*innen besuchen die Regelschule im Quartier oder eine auswärtige Lehre. Freunde der Bewohner*innen sind jederzeit im Haus willkommen, dürfen sogar auch hier übernachten.

Ein Fest für alle

Ein weiterer Beweis für die Offenheit der Einrichtung ist das Spielfest, das draussen immer noch in vollem Gang ist. Für viele Quartierbewohner*innen stellt es eine feste Grösse auf der Agenda dar und so ist es auch in diesem Jahr, trotz des Regens, gut besucht. Während die Kinder ihren Schätzen hinterherjagen, lassen es die Erwachsenen gemütlicher angehen und werden an den Essensständen mit Hamburgern, Crêpes, Pizza oder thailändischer Küche verwöhnt. Fürs Kasperlitheater mit Nadja und Jürg, einem weiteren Highlight des Nachmittags, sind dann doch auch die Kinder – zumindest die kleineren unter ihnen – gerne bereit, eine Pause einzulegen und fiebern mit dem Kasper mit, der seine Freundin dabei unterstützen muss, gegen die böse Hexe «Mäggie Magie» in der Castingshow zu gewinnen. Die fantastischen Riesenseifenblasen von Claudia und Nick schliesslich, die zum Abschluss des Festes noch einmal schillernd auf der grossen Spielwiese durch die Luft schweben, verzaubern Alt und Jung gleichermassen. Und auch wenn die Blasen jeweils bereits nach wenigen Sekunden Flug in einem Regenbogen aus Seifenwasser zerplatzen, wird die Freude an diesem gemeinsam erlebten gelungenen Fest bei allen Beteiligten sicherlich noch lange erhalten bleiben.

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