Quartierleben
Spannender Vortrag über protestierende Arbeiterinnen
Unter dem Titel «Der Aufruhr der Frauen» berichtete die Historikerin Heidi Witzig am 21. September im Ortsmuseum über den Streik der Textilarbeiterinnen in Höngg im Jahr 1897 – dies im Rahmen der Sonderausstellung im Museum.
7. Oktober 2015 — Redaktion Höngger
Heidi Witzig erzählte, dass in den Textilfabriken im Zürcher Oberland die Textilarbeiterinnen in Wohnungen des Fabrikbesitzers wohnten. Auch der Fabrikbesitzer wohnte in einer Villa auf dem Areal. Man vertraute sich gegenseitig und lebte gewissermassen in einem Kosmos. Streiks kamen nicht vor. Im Gegensatz dazu wurde in der Seidenweberei Am Wasser in Höngg das Kosthaus in Produktionsräume umgewandelt. Die Arbeiterinnen konnten nicht mehr auf dem Fabrikareal wohnen, sondern kamen von überall her. Ein Kosmos wie im Zürcher Oberland existierte nicht.
Elf Stunden Arbeit – dagegen wurde gestreikt
Unter Mithilfe von Verena Conzett, welche als Agitatorin wirkte, kam es im Jahr 1897 zu einem Streik, so Heidi Witzig. Ziel dieses Streiks war die Reduktion der täglichen Arbeitszeit – auch samstags – von elf auf zehn Stunden. Knapp die Hälfte der rund 1000 Textilarbeiterinnen beteiligte sich am Streik. Dieser brachte denn auch einen Teilerfolg: Die Arbeitszeit wurde um eine halbe Stunde auf zehneinhalb Stunden gesenkt.
Heidi Witzig erklärte am Referat eindrücklich, wie sich der Arbeitskampf in den männerdominierten Fabriken, zum Beispiel in Giessereien, von demjenigen der Textilarbeiterinnen unterschied: Während die Männer stets nach mehr Lohn strebten, wollten die Frauen eine Reduktion der Arbeitszeit erreichen, damit sie sich besser der Familie widmen konnten.
Eingesandt von Beat Zürcher, Ortsmuseum Höngg
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