Sonnenenergie und Rebensaft am «Chillesteig»

Verschiedene Forscher und Wissenschafter von Science City testen in einem weltweit einzigartigen Grossversuch neue Wege der Stromerzeugung. Sie nutzen dazu die geografisch optimal gelegene hervorragende Lage und die gebäudetechnisch unbebaute Fläche des Rebbergs am Chillesteig.

Von der optimalen Lage des Höngger Rebbergs wird die Sonnenenergie mittels Reflektoren gebündelt auf den nur leicht veränderten Üetlibergturm (siehe nächstes Bild) zurückgestrahlt.
Die hier gesammelte Energie wird direkt in das vorhandene Netz des ewz eingespiesen.
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Neue Techniken zur alternativen Stromgewinnung werden weltweit getestet. So plant ein internationales Konsortium schon seit 2005 die Wüste als Energiequelle zu erschliessen: Die Sahara soll mit Solarkollektoren «gepflastert» werden. Das Projekt trägt den Namen Desertec und war ursprünglich in Marokko geplant, wird aber nun in Tunesien entstehen. Dabei gibt es aber verschiedene Stolpersteine: Der Transport und die Verlegung der Unterseekabel ist sehr teuer, die aktuelle politisch instabile Situation verzögert das Projekt zusehends. Dies hat nun die Wissenschafter der ETH Zürich darin bestärkt, praktischerweise unweit von Science City einen ähnlichen Weg zu beschreiten, wobei man dabei für die Technik nicht in die Wüsten von Nordafrika, sondern in die Wüste von Nevada schielt. Dort ist ein rund 200 Meter hoher Turm Teil des momentan grössten Solarkraftwerks der Welt: die Anlage «Crescent Dunes». An dem Solarturm befindet sich ein Receiver – als Herzstück der Anlage –, der die Wärmestrahlen der Sonne einfängt. Darunter sammeln sich rund um den Turm 17 500 Spiegel, die mit verschiedenen, anpassbaren Ausfallswinkeln die Sonnenstrahlen immer exakt auf den Receiver reflektieren. Darin befindet sich Salz, das unter der extremen Hitze der konzentrierten Sonnenstrahlen schmilzt und anschliessend in einen Vorratsspeicher gepumpt wird. Im Vorratsspeicher gewinnt das Solarkraftwerk dann seinen Strom: Wasserrohre schlängeln sich durch das eingespeiste, heisse Flüssigsalz. Das von der Sonne geschmolzene Salz kann bevorratet das heisst gelagert werden und vermag rund 250 000 Haushalte zu versorgen.

Deutschland leider kein Vorbild

Im Gegensatz zu den nördlichen Nachbarn, die recht früh und ziemlich verbreitet auf den privaten Photovoltaik-Zug aufgesprungen sind, hält sich die Eigenproduktion von Strom auf dem eigenen Dach in der Schweiz, trotz gesteigerten Energieverbrauchs, sehr in Grenzen. Um der absehbaren Energieverknappung − um nicht gar von Energiekrise zu sprechen − zuvorzukommen, suchte nun die Schweizer Forschung andere Wege. Das erfolgversprechendste Projekt lehnt sich an bestehende Techniken an und wird am optimal gelegenen Südhang des «Chillesteigs» umgesetzt. Jedoch wird hier erstmals ein neuer Weg gegangen.

Höhe des Üetlibergs wird genutzt

In Anlehnung an die schon recht erfolgreiche Technik der Nutzung der Erdwärme wird nun für die Lagerung der energiespendenden Salzvorräte der grosse Höhenunterschied vom Chillesteig zum Üetliberg genutzt. Die Vorratsrohre können dadurch bedeutend tiefer unter die Erdoberfläche gelegt werden und können so dank der natürlichen Erdwärme eine höhere Umgebungstemperatur nutzen und damit eine bedeutend höhere Strommenge abgeben.
Auf dem Rebberg Chillesteig wird dazu grossflächig eine neuartige Form von transparenten Parabolspiegeln errichtet. Diese Weltneuheit wird den Reben nicht schaden, im Gegenteil, die sensationelle Technik erlaubt nicht nur Licht-, sondern auch Wärmeabstrahlung nach unten. Sie wird die Möglichkeit bieten, diese Abstrahlung zu den wertvollen Rebstöcken gebietsmässig partiell individuell zu steuern. Die in den letzten Jahren für die Jahreszeiten so ungewöhnlichen Wetterbedingungen können so ausgeglichen werden.
Dass die zu erwartenden Resultate bei den Rebbauern nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit mit höchster Spannung erwartet werden, versteht sich von selbst.
Dass es auch unter den Wissenschaftern und Energiespezialisten Personen mit Affinität zu guten Weinen gibt, ist bestimmt keine Überraschung, aber dies als Grund für diese innovative Idee anzunehmen, wäre dann doch etwas vermessen.

Dieser Artikel erschien am 1. April 2015. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» – vor einer realen Adaption wird in gewissen Fällen ausdrücklich nicht gewarnt.

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