Sommerhörnchen

Alle mögen Eichhörnchen und haben sie mindestens einst in der Schule gezeichnet, die possierlichen Tiere mit dem buschigen Schwanz und den süssen Ohrpinseln. Wer aber jetzt draussen genau beobachtet, entdeckt welche «ganz oben ohne».

Das Fell dieses ohrpinsellosen Eichhörnchens leuchtet im warmen Sommerlicht hellrot. Es gibt auch braune bis fast schwarze Eichhörnchen, doch ihr Bauch ist immer weiss.
Bei diesem Eichhörnchen, im fahlen Winterlicht fotografiert, sind die Ohrpinsel gut ausgebildet.
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Beim Anblick von Eichhörnchen mit fehlenden Ohrpinseln braucht man weder am eigenen Zeichentalent zu zweifeln, noch krankheitsbedingten Haarausfall zu befürchten, auch ist es keine Modeerscheinung. Eichhörnchen wechseln ihr Körperfell zweimal im Jahr, sie haben ein Sommer- und ein Winterfell. Die Schwanz- und Ohrhaare ersetzen sie jedoch nur einmal. So fallen die Ohrpinsel im Frühling aus und werden erst zum nächsten Winter hin ersetzt. Deshalb sieht man jetzt noch ohrbüschellose Eichhörnchen, aber auch solche mit ganz kurzen Ohrpinseln. Mit oder ohne Pinsel, entgegen ihrem wissenschaftlichen Namen Sciurus vulgaris, sind diese Nagetiere nicht etwa «gewöhnlich», sondern hochgradig ans Baumleben angepasst. Dank ihren kräftigen Hinterbeinen, den langen scharfen Krallen und den mit Fett gepolsterten und somit weichen Hand- und Fussballen klettern sie problemlos Bäume hoch und runter. Dabei kontrollieren sie mit ihren Tasthaaren, die sich nicht nur am Kopf, sondern auch an den Handgelenken und sogar am Bauch befinden, stets den Abstand zur Baumrinde. Selbst dünne Äste haben sie sicher im Griff, denn ihr winziger Daumen besitzt einen grossen Ballen, der mit einer Knorpelplatte verstärkt ist und so ein Widerlager zu den Fingern zwei bis fünf bildet. Wenn sie wie pelztragende Schnellzüge auf unsichtbaren Schienen durchs Geäst flitzen, garantiert der buschige Schwanz die richtige Balance und er sorgt beim bis zu fünf Meter weiten Sprung als Steuerruder für eine zielgenaue Landung auf dem nächsten Baum.

Eichhörnchen verbringen den Hauptteil ihres Lebens in Bäumen. Ihre Kobel, etwa fussballgrosse Nestkugeln, dienen ihnen als Schlaf- und Jungenaufzuchtplatz. Auch ihre Nahrung finden sie hauptsächlich in Bäumen. Jetzt im Herbst ist «Erntezeit», da werden Wintervorräte angelegt. Fleissig verscharren die flinken Nager etwa Nüsse einzeln im Boden – ein gefährliches Unternehmen, da lauern überall Katzen. Und weil sie sich nicht all die vielen Vorratsverstecke merken können, spriessen aus den vergessenen Samen im nächsten Frühling Bäume und somit auch neue Lebensräume für diese Baumbewohner. Eichhörnchen zählen zur Unterfamilie der Baum- und Gleithörnchen, während das zweite einheimische Hörnchen, das Murmeltier, zur Unterfamilie der Erdhörnchen gehört. Um dieses zu beobachten, braucht man jedoch einiges höher zu steigen als auf den Hönggerberg.

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