Socken, Stulpen und Mützen: handgestrickt und heimgeliefert

Den Bazar der Reformierten Kirchgemeinde kennt man, ebenso seine beliebten Strickwaren. Wer es verpasst hat, diese während der Bazartage zu kaufen, hat eine zweite Chance: Auf der Website www.handglismets.ch kann man jederzeit Gestricktes bestellen.

Paul Illi mit Wolle und fertig gestrickten Socken vor dem «Handglismets»- Lager.

Hinter dem Auftritt von «Handglismets» steht Paul Illi. Der 88-jährige Höngger hatte 2007 die Idee, das Gestrickte der Höngger Bazarfrauen auch online zu verkaufen. «Ein Bericht in der ‹Schweizer Illustrierten› über sogenannte ‹Net-Grannies›, die auf Bestellung strickten, war der Auslöser», erzählt er. Bei der Reformierten Kirchgemeinde Höngg stiess er damit auf offene Ohren. Einer seiner sieben Enkel schaltete in Zusammenarbeit mit Pfarrer Matthias Reuter die Website auf, und im Januar 2008 konnte man bereits Socken, Stulpen, Pulswärmer und Mützen kaufen. «Die Website ist sozusagen die Ergänzung zum Bazar, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, an diesen zwei Tagen nach Höngg zu kommen», so der Senior. Die Idee geht auf: Der Betrag, der mit den Online-Bestellungen eingenommen wurde, war bisher sogar jedes Jahr höher als der Bazar-Ertrag des Gestrickten.

«Teenager im Alter von 70 bis 90 Jahren»

Dass es sich nicht von selbst strickt, ist klar. Doch wer sind die Heinzelmännchen, die für www.hand glismets.ch stricken? «Heinzelmännchen haben wir bis jetzt keine, aber sozusagen Heinzelfrauen: Rund zehn Frauen im besten ‹Teenager-Alter› von 70 bis etwa 90 Jahren stricken, was das Zeug hält.» Ein Teil der Frauen kommt aus der «Maschengruppe» der Höngger Bazarfrauen, der andere Teil sind Frauen, die einfach gerne stricken, aber nicht in Höngg wohnen. «Ich betreue die Frauen, die Socken stricken, und Annemarie Sommerhalder betreut die Frauen, die Pulswärmer, Mützen und Stulpen stricken», erklärt Paul Illi. Geht eine Bestellung ein, wird zuerst die Rechnung verschickt und die Bezahlung abgewartet, denn es gilt Vorauszahlung. In der Zwischenzeit wird die Wolle bereitgestellt sowie die Anzahl Anschläge ausgerechnet, die je nach Sockengrösse unterschiedlich ist. Beides bringt der Senior dann einer der «Lismi-Frauen». Die Wartefrist beträgt zwischen zwei und drei Wochen – je rascher man den Betrag überweist, desto rascher erhält man in der Regel das Bestellte. Auf der Rechnung steht denn auch sympathisch: «Wir bemühen uns um flottes Lismen».

Mitstrickerinnen und Mitstricker gesucht

Im ersten Jahr wurden 100 Paar Socken ausgeliefert, dieses Jahr knapp zweihundert. «Wir haben schon ein Lager an fertig gestrickten Sachen, momentan etwa 100 Paar Socken, doch rund 50 Prozent wird erst auf Bestellung gestrickt.» Der Aufwand, den alle Beteiligten auf sich nehmen, ist nicht unerheblich: Alle arbeiten ehrenamtlich, der gesamte Betrag, den der Käufer für seine gestrickten Artikel bezahlt, geht an soziale und kirchlich-soziale Projekte im In- und Ausland. Die Wolle, den Paketversand und das Administrative bezahlt Paul Illi aus der eigenen Tasche: «Ich kann nicht stricken, und so trage ich auch einen Teil zu ‹Handglismets› bei.» Mit Paketen beladen sieht man ihn deshalb vor allem in der kälteren Jahreszeit auf dem Weg zur Post Höngg. Was ist die Motivation für alle Beteiligten? «Freiwilligenarbeit gibt Befriedigung. Die Besuche, bei denen ich die Wolle und den Auftrag den Frauen vorbeibringe, sind für mich gleichzeitig kleine Ausflüge, man trifft sich, pflegt den Sozialkontakt und bleibt geistig fit. Zudem haben mir einzelne Frauen schon gesagt, dass sie durch das Stricken eine neue Aufgabe hätten und sich weniger einsam fühlten», so Paul Illi. Lieber würde man dann etwas stricken, anstatt vor dem Fernseher dahinzudämmern und zu viel nachzudenken. Doch Illi denkt derweil über einen Nachfolger nach: «Mit meinen 88 Jahren wäre ich schon froh, wenn sich jemand finden liesse, der mich teilweise oder ganz ersetzt, denn wir werden ja alle nicht jünger.»

Wer gerne strickt, kann sich bei der Koordinatorin Marie-Louise Thommen unter Telefon 044 342 16 11 melden, denn flinke Finger sind immer willkommen – auch Männer können gerne mitstricken. Aktuell werden folgende Projekte mit dem Erlös von Handglismets unterstützt: Visoparents Tagesschule für blinde, seh- und mehrfach behinderte Kinder in Oerlikon, WASH-(Wasser-, Sanitär- und Hygiene-)Projekt der Heilsarmee Schweiz in Kenia sowie ein Schulpatenschaftsprojekt des Höngger Bazars in Honduras.
www.handglismets.ch