So dynamisch ist das Notfallzentrum am Stadtspital Zürich Waid

Das Stadtspital Zürich Waid bietet nicht nur eine Notfallstation, sondern auch eine Notfallpraxis an. Den Unterschied erklärt Dr. med. Patrick Sidler, Chefarzt und Institutsleiter der Notfallmedizin. Weiter gibt er Einblicke in den Berufsalltag auf dem Notfall.

Das Waid bietet ein 24-Stunden-Notfallzentrum an. (Foto: Stadtspital Zürich)

Die Bevölkerung im Kreis 10 weiss, was sie am Stadtspital Zürich Waid hat. Vor 70 Jahren gegründet, ist das Haus eng mit der Quartiergeschichte verbunden und hat selbst einigen Wandel erlebt (die «Wipkinger Zeitung» berichtete). Das Stadtspital in Wipkingen gilt heute als dynamisch, innovativ und ist – sprichwörtlich – am Puls.

Die Notfallmedizin macht keine Ausnahme: Das Waid bietet ein 24-Stunden-Notfallzentrum an, das rege konsultiert wird. Pro Jahr zählt es rund 25 000 Patient*innen. «Wir leben in einer grossen Stadt und je mehr Menschen, desto mehr Unfälle gibt es», sagt Dr. med. Patrick Sidler, Chefarzt und Institutsleiter der Notfallmedizin.

Abgedeckt werden fast alle Notfälle. Schwerverletzte werden in Zürich im Universitätsspital Zürich und im Stadtspital Zürich Triemli behandelt; Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ebenfalls im Triemli.

Verlässlicher Patientenstrom

Es sind die verschiedensten Notfälle, mit denen Sidler, der Co-Leiter Dr. med. Ünal Can und das Team im Notfallzentrum konfrontiert werden. Von der heftigen Grippe über Verrenkungen oder Platzwunden bis hin zu Schnitt- oder Stichverletzungen. «Messerstechereien sind keine Seltenheit mehr», so Sidler, «auch die Unfälle mit E-Trottinetts nehmen zu, das beobachten wir genau.»

Interessant ist, wie verlässlich der Patientenstrom ist. Dieser nimmt ab 10 Uhr morgens stetig zu und erreicht die «Spitzenzeiten» gegen 18 Uhr. Ab Mitternacht flacht dieser wieder ab. An den Wochenenden ist das nicht anders, wobei das Nachtleben auch einen Einfluss hat.

Die Berechenbarkeit des Patientenstroms, die laut Sidler weltweit ähnlich ist, helfe bei den Arbeitsplänen. Intern wird dieses Modell auch «Walfisch» genannt; das entspricht der Kurve auf dem Tagesplan. Aber: «Ausnahmen bestätigen die Regel.»

Die Notfallpraxis

Kommt eine Patientin ins Notfallzentrum, wird eine Triage (die Sortierung nach Behandlungsdringlichkeit) vom speziell geschulten Notfall-Pflegepersonal vorgenommen. «Wir definieren den Notfall immer so wie die Betroffenen. Diese sind in Not und haben Angst, das nehmen wir ernst.»

Dennoch muss die Behandlungs-Dringlichkeit abgeklärt werden. Es wird unterschieden zwischen schweren und einfacheren Notfällen. Für Letztere ist die Notfallpraxis im Waid zuständig: Dort leisten rund 40 Hausärzt*innen den Notfalldienst und betreuen gemeinsam mit den Spital*ärztinnen die Patient*innen. Es folgt die Anamnese mit der Untersuchung durch das ärztliche Fachpersonal, um das weitere Vorgehen zu bestimmen.

«Heute werden rund 70 Prozent der Menschen in der Notfallstation behandelt, die anderen 30 Prozent in der Notfallpraxis. Dieses Verhältnis ist seit Jahren gleich», erklärt Sidler.

Die Notfallstation wie die Notfallpraxis haben weiter den gemeinsamen Vorteil, dass die Kliniken und Institute des Stadtspitals – beispielsweise die Orthopädie und die Hand- und Unfallchirurgie – unter demselben Dach untergebracht sind.

Die Patientinnen gelangen so je nach Notfall direkt zu den für sie geeigneten Spezialist*innen. «Ein grosser Teil wird aber nach dem Besuch wieder nach Hause entlassen, nur ein kleiner Teil der Menschen bleibt im Spital», sagt Sidler.

Gegenseitige Unterstützung

Notfallstationen sind in den Köpfen der Menschen auch mit Warten verbunden. Mehrheitlich wird das Vorgehen des Notfallteams in Sachen Dringlichkeit geschätzt und akzeptiert. «Im Wartezimmer entstehen auch Gespräche und gegenseitige Unterstützung wird angeboten», sagt Sidler.

Es entstehen eine Art Schicksalsgemeinschaften auf Zeit, so der Chefarzt. Dennoch gibt es hin und wieder auch aggressive Personen, die nicht warten wollen. «Das subjektive Empfinden des Leidens ist unterschiedlich», so Sidler.

Es sind schwierige Situationen, die das Team teilweise bewältigen muss. Hinzukommen auch traurige Momente, wenn etwa die Person trotz eingeleiteter Massnahmen nicht überlebt. «In solchen Situationen steht das Team zusammen und wir geben uns gegenseitig Kraft», erzählt Sidler.

Sollten Mitarbeitende weitere Unterstützung benötigen, biete man diese an. «Man muss den Beruf, die Arbeit im Notfallzentrum, mögen und mit der Unberechenbarkeit umgehen können», hält Sidler fest.

Aktuell herrsche im Stadtspital glücklicherweise kein Pflege-Personalmangel, wie er sagt. Das sei unter anderem dem Programm «Stärkung Pflege» zu verdanken, das vor zwei Jahren im Stadtspital Zürich und in den Gesundheitszentren für das Alter der Stadt Zürich lanciert wurde.

Neben Anpassungen bei den Funktionsstufen und Löhnen liegt der Schwerpunkt auf Massnahmen, die den Mitarbeitenden mehr Flexibilität und Selbstbestimmung bringen sowie den Umgang mit Belastungen verbessern.

«Zögern Sie also nie, den Notfall aufzusuchen», rät Sidler schliesslich. Alle werden im Stadtspital ernstgenommen und dank des vorhandenen Notfallzentrums und der Kliniken sind die Möglichkeiten der Behandlung breit.

Er fügt an: «Bei plötzlichen Lähmungserscheinungen, bei Schmerzen in der Brust oder bei Schwindel nach einem vermeintlich harmlosen Sturz ist der Besuch in einer Notfallstation angezeigt.»

Notfallzentrum Waid

Tièchestrasse 99 8037 Zürich
044 417 11 11

Weitere Nummern:

Notfall Triemli: 044 416 11 11
Frauennotfall: 044 416 65 60
Schwangere ab der 20. Woche: 044 416 64 70

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