Sind die Maschinen bald schlauer als wir?

In der Herbstausgabe der Veranstaltungsreihe «Treffpunkt Science City» an der ETH lautete das Thema «Der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz». An einem der Erlebnissonntage ging es um Themen wie Cyberkrieg, Überwachungsstaat und die Zukunft des Journalismus.

Auf Entdeckungsreise am Treffpunkt «Science City» im November 2023. (Foto: das)

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) bewegt momentan die Öffentlichkeit. In fast allen Berufssparten wird ihr Vormarsch nicht nur zu angenehmen Arbeitserleichterungen führen, sondern wirft auch Fragen nach der Zukunft unserer Tätigkeit auf und führt zu ethischen Grundsatzdiskussionen. Die ETH widmete sich in ihrer Veranstaltungsreihe «Treffpunkt Science City» dem Thema an vier Erlebnissonntagen, mit Führungen und Podiumsdiskussionen.

Am Veranstaltungssonntag vom 26. November wurden insbesondere die politischen Implikationen der KI betrachtet: In den zahlreichen öffentlichen Vorlesungen ging es dabei um die Auswirkungen von KI auf unsere demokratischen Systeme, um die ungeahnten Techniken, die bereits heute verwendet werden können, um Konsument*innen zu beobachten und zu manipulieren, um Kriegsführung mithilfe von KI oder den Einsatz von Geodaten zum Aufspüren von Menschen in Not, um nur einige Beispiele zu nennen.

Welche Zukunft hat der Journalismus?

Der IT-Spezialist Timo Grossenbacher, der bei Tamedia für neue Technologien und redaktionelle Automation zuständig ist, beschäftigte sich in seiner Vorlesung mit der Frage, die vor allem die Vertreter*innen der schreibenden Zunft beschäftigt: Werden die Redaktionen bald menschenleer sein, weil ChatGPT alle redaktionelle Arbeit alleine verrichten kann?

Sein Vortrag vermochte die Journalist*innen, die um ihre Zukunft bangen, ein wenig zu beruhigen. Zumindest momentan, so Grossenbacher, sei der Mensch auf den Redaktionen noch unersetzlich. Denn, so erklärte er seinem Publikum, bis heute folge die KI noch immer demselben Paradigma, wie sie es seit ihren Anfängen in den 1950er-Jahren getan habe, als die ersten Schachcomputer aufkamen.

ChatGPT könne zwar Texte generieren und Unterhaltungen führen, doch dessen Arbeit beruhe im Grunde genommen immer noch auf den gleichen Prinzipien maschinellen Lernens wie früher – das Generieren von Regeln und Klassifikationen anhand von Informationen. Selber denken, so Grossenbacher, das könnten die Maschinen auch heute noch nicht. Und genau deswegen sei auch eine enge Kontrolle und Überwachung der maschinellen Arbeit durch den Menschen unumgänglich.

Wann es denn zu einem Paradigmenwechsel komme, wurde Grossenbacher gefragt. Eine Antwort hierauf konnte er nicht geben. Wann und ob jemals die KI die «Singularität» erreichen und die Intelligenz des Menschen übertreffen wird, so, dass sie selber kreative Prozesse ausführen kann, das sei eine der grossen Fragen in diesem Zusammenhang, über die bei Expert*innen keine Einigkeit bestehe.

Bauwerke planen leicht gemacht

Weniger theoretisch, dafür viel praktischer konnten die Leistungen der modernen Computer in mehreren Führungen und Demonstrationen bestaunt werden. So etwa im «Immersive design lab», das dem «Center for augmented computational design in architecture, engineering and construction» angehört. Hier können Audio- und visuelle Effekte simuliert und für die verschiedensten Bereiche genutzt werden.

Im Lab kann etwa die Schallübertragung in einer Bahnhofshalle realitätsgetreu simuliert werden, um zu ermitteln, wie und an welchen Stellen eine Schallisolierung Sinn macht. Architekt*innen können das Labor nutzen, um hier mit Virtual-Reality-Brillen Bauprojekte direkt in der geplanten Umgebung zu simulieren. So lässt sich viel einfacher erkennen, wie ein Bauwerk in seiner Umgebung wirken könnte, als wenn nur eine Bauzeichnung existiert.

Spielerische Annäherung an die KI

Natürlich hatte der Erlebnissonntag auch für die Kinder einiges zu bieten. Deren Interesse an den Veranstaltungen war mindestens so gross wie dasjenige der Erwachsenen. In verschiedenen Workshops konnten etwa Brücken aus Papier erstellt, Geheimschriften entwickelt oder mit Detektivarbeit Gefühle ermittelt werden.

Für die etwas Älteren gab es die Möglichkeit, sich mit Robotern spielerisch zu messen. Lange Schlangen bildeten sich ausserdem vor der lernfähigen Kugelschreiberfabrik, die im Foyer des Physikgebäudes aufgebaut war: Auf Wunsch produzierten hier die Roboter den Besucher*innen ihren persönlichen Kugelschreiber.

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