Sind bezahlbare Plätze in Alters- und Pflegeheimen illusorisch?

Mitte November organisierte die Interessengemeinschaft gemein­nütziger Altersins­titutionen eine Podiumsdiskussion im Pflegezentrum Riedhof in Höngg. Hauptthema war die Debatte über Taxerhöhungen.

Angeregte Diskussionen bei der Podiumsdiskussion der IGA im Alters- und Pflegezentrum Riedhof: (v.l.n.r.) Pascal Lamprecht, Julia Hofstetter, Markus Hungerbühler, Deborah Wettstein, Walter Anken und Marius Huber. (Foto: das)

Die Interessengemeinschaft gemeinnütziger Altersinstitutionen (IGA) vertritt entsprechende Alters- und Pflegeheime in der Stadt Zürich. 25 Häuser gehören der IGA an, darunter auch die Höngger Institutionen Riedhof und Hauserstiftung. In
regelmässigen Konferenzen tauschen sich die Mitglieder untereinander aus. Am vergangenen Dienstag lud die IGA ihre Mitglieder zu einer Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der verschiedenen Parteien in das Alters- und Pflegezentrum Riedhof ein.

Unter der Moderation von Marius Huber, Journalist im Ressort Zürich bei der NZZ, debattierten die Gemeinderäte Walter Anken von der SVP, Julia Hof-stetter von den Grünen, Pascal Lamprecht von der SP, Deborah Wettstein von der FDP sowie IGA-Präsident und Alt-Gemeinderat für die Mitte Markus Hungerbühler.

Dabei ging es insbesondere um die Frage nach der Finanzierung von Alters- und Pflegeinstitutionen, konkret um die vom Stadtrat Ende August angekündigte Taxerhöhung für die öffentlichen Alters- und Pflegeinstitutionen.

Gegen das Vorhaben hatte sich bekanntermassen eine Allianz aus linken Parteien und der SVP gebildet, welche die Pläne des Stadtrats zu stoppen vermochte. In der Folge setzte sich das Podium damit auseinander, was diese Entscheidung für die öffentlichen und privaten Institutionen bedeutet und welche Alternativen zu der Taxerhöhung bestehen.

Wie finanzieren?

Dazu startete Huber mit einigen provokanten Fragen in die Runde: Ist es illusorisch, dass jeder im Alter einen bezahlbaren Platz in einer Altersinstitution findet? Wenn 60 Prozent der Kosten für Alters- und Pflegeheime von Zusatzleistungen finanziert werden, ist das dann zu viel? Und: Lohnt es sich überhaupt, aufs Alter zu sparen, wenn das Ersparte dann voraussichtlich sowieso für die Betreuung in einer Altersinstitution draufgeht?

Einig waren sich die Beteiligten aller politischen Couleurs, dass Menschen im Alter Anrecht auf eine optimale Pflege und Betreuung haben. Über deren mögliche Finanzierung gingen die Meinungen indes auseinander. Würden die steigenden Kosten statt auf die Taxen auf die Steuerzahler abgewälzt, sei dies nicht verursachergerecht, legte Deborah Wettstein die Position der FDP dar.

Und Markus Hungerbühler betonte, dass städtische und private Institutionen nicht mit «gleich langen Spiessen» operierten, da die privaten der Effizienz verpflichtet seien und nicht auf Steuergelder zurückgreifen könnten. Gemeinnützige Institutionen liefen so Gefahr, gegenüber den öffentlichen benachteiligt zu werden.

Für Lamprecht und Hofstetter als Vertreterinnen von SP und Grünen könnte eine subjektorientierte Finanzierung der Plätze in Alters- und Pflegeheimen, wie sie auch schon bei Krippenplätzen angewandt wird, eine gangbare Alternative darstellen. Ein Vorschlag, der nicht überall auf Gegenliebe stiess. Vielmehr sei bei öffentlichen Einrichtungen eine Steigerung der Effizienz notwendig, um Kosten zu senken, betonte Anken und führte die Digitalisierung als ein Mittel zum Zweck ins Feld.

Angeregt, aber wohlwollend

Lösungen für diese äusserst komplexe Thematik waren an diesem Abend natürlich ohnehin nicht zu erwarten. Vielmehr wird das Problem auch an anderer Stelle mit Sicherheit noch für einige rauchende Köpfe sorgen.

Doch die trotz der Differenzen angeregte und dennoch wohlwollende Diskussion an diesem Abend bewies, dass der Kern des Problems – eine bedarfsgerechte Pflege und optimale Versorgung der Bewohnenden von Alters- und Pflegeinstitutionen – allen Anwesenden am Herzen liegt.

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