Gesundheit
Sexuell übertragbare Krankheiten: weiterhin Gratistests
An einer Medienkonferenz informierte Stadtrat Andreas Hauri über das Pilotprojekt «Gratistests für sexuell übertragbare Infektionen». Dieses war erfolgreich und soll bis 2027 verlängert werden. Ein anschliessendes dauerhaftes Angebot ist geplant.
4. September 2025 — Dagmar Schräder
Sie ereilt weltweit gemäss Hochrechnungen täglich rund eine Million Menschen und doch wird nur äusserst ungern darüber gesprochen: eine Infektion mit einer sexuell übertragbaren Krankheit (kurz: STI, sexually transmitted infection). Oft bleibt eine Ansteckung lange symptomlos und daher unentdeckt. Das birgt das Risiko, sie unbemerkt weiterzugeben. Gleichzeitig ist das Thema, insbesondere für junge Menschen, auch mit viel Scham verbunden, was die Hemmschwelle, damit zum Arzt zu gehen, bedeutend erhöht.
Dazu kommt, dass zwar einfache und schnelle Möglichkeiten existieren, eine Ansteckung mit einer der fünf häufigsten Geschlechtskrankheiten (die sogenannten Big Five: HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis), nachzuweisen, die Kosten für die Untersuchung aber in der Regel bei symptomlosen Patientinnen von den Krankenkassen nicht übernommen werden.
Gratistests seit zwei Jahren
In der Stadt Zürich existiert deshalb seit 2023 als schweizweit einziger Stadt ein Pilotprojekt, das sich diesem Problem widmet. Hier können sich alle Stadtzürcherinnen, die nicht älter als 25 Jahre oder im Besitz einer KulturLegi sind, gratis testen lassen – an zwei verschiedenen Teststandorten, ambulant und anonym.
Das erklärte Ziel ist es, Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen, Hürden beim Zugang zu Tests abzubauen und das Bewusstsein für sexuelle Gesundheit zu stärken. Gleichzeitig, so erklärte Stadtrat Andreas Hauri, Vorsteher des Umwelt- und Gesundheitsdepartements, an einer entsprechenden Medienkonferenz, leiste die Stadt mit dem Angebot auch einen Beitrag zum nationalen Programm (NAPS), mit dem bis 2030 die Übertragungen von HIV sowie Hepatitis B und C gestoppt und die Zahlen der weiteren sexuell übertragbaren Infektionen gesenkt werden sollen. Denn in jüngster Zeit lässt sich epidemiologisch schweizweit insbesondere in Bezug auf die Infektionen mit Tripper ein deutlicher Aufwärtstrend feststellen.
Vier HIV-Infektionen frühzeitig entdeckt
Nach zwei Jahren Pilotprojekt erstellte Stadtrat Hauri gemeinsam mit Francisca Boenders vom Verein für sexuelle Gesundheit Zürich (SeGZ) sowie Benjamin Hampel vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI), nun eine positive Zwischenbilanz des Pilotprojekts.
An den zwei Teststandorten, dem «Test-in» in der Kanzleistrasse sowie dem «Checkpoint» an der Limmatstrasse, seien, so erklärte Francisca Boenders, bis Mai 2025 rund 6600 Konsultationen durchgeführt worden, 5 Prozent mehr als erwartet. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug 24 Jahre, wovon etwas mehr als die Hälfte Männer waren. 19 Prozent erhielten den Zugang dank einer KulturLegi. Die Nachfrage sei von Beginn an gross gewesen, grösser als das verfügbare Angebot, was teilweise zu längeren Wartefristen führe.
Die medizinischen Ergebnisse der Tests erläuterte der Infektiologe Hampel, dem die wissenschaftliche Begleitung des Projekts obliegt. Es seien vier HIV-Infektionen, 249 Chlamydien-, 169 Gonorrhö- bzw. Tripperinfektionen sowie 16 Ansteckungen mit Syphilis erkannt worden.
Beratung ist gefragt
Neben den Testresultaten sei auch die Erkenntnis, dass der Beratungsbedarf bei jungen Menschen offensichtlich hoch ist, eines der Ergebnisse des Pilotprojekts. So liess sich aus den Feedbackfragebögen, die die Teilnehmenden ausgefüllt haben, deutlich ablesen, dass die fachkundige Beratung geschätzt wurde: 80 Prozent der Befragten gaben an, etwas über ihre Gesundheit gelernt zu haben, 97 Prozent fühlten sich gut beraten. Und viele der Teilnehmenden hatten zuvor noch nie einen Test durchführen lassen.
Eine Erfahrung, die sich auch mit den Ergebnissen einer repräsentativen schweizweiten Umfrage des Bundesamtes für Gesundheit aus dem Jahr 2023 deckt: Zwar gaben fast 80 Prozent an, HIV zu kennen. Doch weniger als 50 Prozent konnten weitere Geschlechtskrankheiten benennen.
Die Stadt Zürich will daher das ursprünglich auf drei Jahre angelegte Projekt um ein weiteres Jahr, bis 2027, verlängern, so Hauri. Ab dann, so ein Antrag des Stadtrats an den Gemeinderat, soll aus dem Pilotprojekt ein dauerhaftes Angebot werden. Die Altersgrenze soll dann auf 30 Jahre hochgesetzt und eine kleine Kostenbeteiligung von rund 30 Franken eingeführt werden.
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