Segeltörn in der Adria

Diesen Juli stand für die Mitglieder des Wasserfahrclub Hard (WFC Hard) ein besonderes Highlight auf dem Programm. Die Eckdaten waren vielversprechend: 2017, Kroatien, 19 Freunde, zwei Katamarane, sieben Tage.

Gruppenfoto der Wasserfahrer aus Höngg im Hafen von Trogir.
Die Mittagspause geniesst Marco Ramseyer im Schatten des Segels.
Die Rückkehr der «Dorka V» nach Trogir unter Motor.
Trotz Flaute herrscht gute Stimmung an Bord der «Simply the Best» (v.l.n.r. Daniel Manser, Severin Baschung, Skip Alexander Rank, Simon Karasek, Marco Christ).
Idyllische, ruhige Stimmung in Makarska, kurz bevor der Sturm einsetzte.
Michael Christ am Steuer der «Dorka V».
Martin Bühler am Ruder erhält vom Skip Oliver Kraus letzte Tipps.
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Am Samstagmorgen, 1. Juli, trafen sich die angehenden Matrosen am Flughafen Zürich vor den Check-in Schaltern. Die obligaten T-Shirts und Caps mit dem eigens entworfenen Logo des Törns wurden verteilt. Diese Uniformen sollten jedem Aussenstehenden sofort signalisieren, dass hier ein eingespieltes Segelteam am Start war. Es konnte losgehen. Eineinhalb Stunden und ein trockenes Sandwich später setzte das Fahrwerk des Airbus der Swiss pünktlich auf der Landebahn in Split auf. Der Provinzflughafen platzte aus allen Nähten, denn aus der ganzen Welt kommen hier am Wochenende Segelfreunde an, welche anschliessend im Hafen von Trogir ein gechartertes Boot beziehen. Aufgrund der Erfahrung in Mallorca hatte sich die Lagerleitung diesmal für 14 Meter lange Katamarane anstatt Yachten entschieden. Die Kajüten mit Doppelbett waren luxuriös und bequem. Der Salon mit Kombüse war riesig und mit drei Kühlschränken bestückt. An Deck befanden sich unzählige Liegeflächen.

Am nächsten Morgen liefen die Zweirumpfboote bei herrlichem Wetter aus und nahmen Kurs Richtung Südost. Am Nachmittag genossen die Wasserfahrer aus Höngg eine willkommene Abkühlung in einer der vielen azurblauen Badebuchten. Die Vereinsmitglieder wurden von zwei Skips mit entsprechendem Hochsee-Segelschein begleitet. Diese trugen die Verantwortung an Bord und dirigierten die Binnengewässer-Matrosen an die richtigen Stellen. Ebenfalls eine Erkenntnis aus dem Mallorca-Törn war, mit den Skips gleich von Beginn an gewisse Grundregeln festzulegen. Eine davon lautete beispielsweise, dass der Kühlschrank nie ausgeschaltet wird, wenn sich an Bord ein Generator befindet. Wir verstanden uns hervorragend und die Skips fanden sofort die richtige Balance zwischen «ich lass die Jungs mal machen» und «Achtung, jeder auf seinen Posten, Fender bereithalten!»

Unruhige Nacht mit Orkanböen

In Makarska wies der Hafenmeister der Reisegruppe die letzten beiden Liegeplätze an der äusseren Hafenmauer zu und murmelte «at your own risk». Niemand verstand richtig, was damit gemeint war. Knapp zwei Stunden später fegte die Bora über die naheliegenden Gebirgskämme, und diese typischen Fallwinde beschleunigten auf über 150 km/h, ehe sie die Katamarane mit unglaublicher Kraft gegen das Quai drückten. Der tosende Wind in Orkanstärke war angsteinflössend, sehr angenehm war die Nacht in den schmalen Rümpfen, die unter dem Druck ächzten und stöhnten, nicht. Der Sturm tobte am darauf folgenden Tag unvermindert weiter, an ein Auslaufen war nicht zu denken.

Am vierten Morgen setzten die Mitglieder des WFC Hard die Reise entlang der eindrücklichen Steilküsten Kroatiens mit leicht beschädigten Schiffen fort. Der Tag wurde jeweils auf See verbracht, wobei während den Überfahrten immer genügend Pausen zum Schwimmen eingeplant wurden. Der Wind hatte sein Pulver verschossen, so dass nur noch an einem Nachmittag richtig Action aufkam und unter Segel mehr als zehn Knoten erreicht werden konnten. Es ist schon erstaunlich, wie schnell diese Boote werden können, wenn die gesamte Segelfläche von über 130 Quadratmeter gesetzt wird. Das grosse Tuch mit Muskelkraft hochzuziehen, war ein enormer Kraftakt, weshalb der Konstrukteur elektronische Winschen eingebaut hatte.

Und abends in die Disco

Gegen Abend legte die Mannschaft jeweils in den malerischen Dörfern wie Bol oder Hvar an. Viele flanierende Touristen, welche an der Uferpromenade ein Eis assen, prägten das Bild tagsüber. Sobald die Sonne unterging, wechselten die Ortschaften ihr Gesicht. Esstische wurden durch Loungemöbel ersetzt, eine DJ machte sich bereit, und die Lichtshow begann farbig in den Nachthimmel zu funkeln. Aus den unzähligen Booten krochen die jungen Segler hervor und wurden von den modernen Rhythmen magisch angezogen. Der abwechslungsreiche Ausgang bot den Ruderern des WFC Hard einen perfekten Kontrast zu den ruhigen, idyllischen Tagen auf dem Meer. Nach 154 Seemeilen wurden die Boote im Heimathafen vertäut. Es war eine herrliche Woche und die Mitglieder des WFC Hard hatten viele unvergessliche Erinnerungen im Gepäck. Getrieben durch die euphorische Stimmung änderte die Lagerleitung den Titel des Ferienchats: 2022, Karibik, 19 Freunde, zwei Katamarane.

Eingesandter Artikel von Michael Christ

 

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