Sechs Freunde und der Müll in der Limmat

Das Angenehme mit dem Notwendigen verbinden: Eine Gruppe von Kindern setzt sich dafür ein, dass sich im Flussbett der Limmat weniger Müll ansammelt. Dazu unternehmen sie regelmässige Tauchgänge im Fluss.

Vincent, Julien, Yanis, Nathan, Noé und Louis tauchen regelmässig in der Limmat ab. (Foto: dasch)

Direkt an der Limmat zu wohnen, ist nicht nur wegen der Aussicht eine beliebte Wohnlage: In den heissen Sommermonaten ist der direkte Zugang zum Fliessgewässer ein eindeutiges Privileg. Ein Privileg, das die sechs Jungs, Julien, Vincent, Yannis, Nathan, Louis und Noé zu schätzen wissen.

Die Freunde, die alle im gleichen Haus wohnen, teilen ein gemeinsames Hobby: das Schwimmen in der Limmat. Wann immer es das Wetter zulässt, geniessen es die Jungs, beim Schulhaus Am Wasser in die Limmat zu steigen und sich dann den Fluss hinuntertreiben zu lassen, bis zu dem Haus, in dem sie wohnen. Das sind fast 700 Meter.

Bei einer dieser Gelegenheiten fiel den Jungs vor zwei Jahren auf, dass sie immer wieder Getränkedosen und sonstigen Abfall auf dem Grund der Limmat liegen sahen, achtlos weggeworfen und illegal entsorgt. Sie tauchten ab und fischten einige der Büchsen aus dem Wasser.

Mülltauchen als Freizeitbeschäftigung

Daraus ist für die Jungs mittlerweile so etwas wie ein Sport geworden. Seither treffen sie sich nicht nur zum Schwimmen, sondern unternehmen gemeinsame Tauchtouren im Fluss. Auf der Strecke zwischen dem Schulhaus und ihrem Wohnhaus sammeln sie nun regelmässig den Müll ein.

Dabei tragen sie eine Taucherbrille mit integriertem Schnorchel. Mit der können sie nahe der Wasseroberfläche schnorcheln, aber auch tiefer hinuntertauchen. «Mittlerweile treffen wir uns ein-, zweimal pro Woche und suchen nach Abfall.», erklären die Schüler dem «Höngger».

Keiner zu klein, ein Taucher zu sein

Dabei werden die Kinder jeweils von einer erwachsenen Person aus dem Haus begleitet. Bis jetzt jedenfalls. Denn in diesem Sommer, so erklären die Jungs stolz, hätten sich die Eltern entschlossen, Julien, Vincent, Yanis und Nathan, die alle zehn Jahre alt sind, auch mal alleine auf Tauchgang gehen zu lassen. Die Fünftklässler sind mittlerweile so routinierte Schwimmer, dass die Eltern ihnen auch beim Tauchen im Fluss vertrauen.

Das gilt allerdings nicht, wenn Noé und Louis mit dabei sein. Die beiden sind die Nesthäkchen der Gruppe: Louis ist sechs, Noé vier Jahre alt. «Die beiden Kleinen begleiten wir natürlich noch bei ihren Schwimmtouren», erklärt Helena Hasler, die Mutter der beiden. Doch auch sie sind topmotiviert.

Noé habe sich extra im Laufe dieses Sommers das Schwimmen beigebracht, um auch mithelfen zu können, berichtet seine Mutter. Jetzt kann auch er bereits bei niedrigem Wasserstand und in der Bucht nach Abfall tauchen – wie seine grossen Freunde.

Allerhand Fundstücke

Und das Tauchen lohnt sich. Auf dem Grund der Limmat finden die Jungs die sonderbarsten Dinge: «Wir haben schon Fahrräder gefunden, Wanderschuhe, Handys, Pfannen, Kreditkarten, sogar volle Bierdosen und ein noch funktionierendes iPhone», erzählen sie.

Leider habe nur einmal einer von ihnen Geld gefunden, fügen sie schmunzelnd und mit einem Tick Bedauern hinzu. In diesem Jahr waren es besonders viele Metallstangen, die sie aus dem Fluss gezogen haben. Deswegen mussten sie sogar bereits eine Extra-Entsorgungstour ins Werdhölzli unternehmen.

Die Kinder zeigen sich erstaunt und auch ein wenig entsetzt darüber, was so alles in den Fluss geworfen wird. Und wollen sich auch weiterhin dafür einsetzen, die Limmat wieder von diesem Unrat zu befreien. Um die Schönheit ihres Lieblingsflusses zu erhalten.

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