Schwinger-Film mit Höngger Wurzeln

Der Höngger Filmproduzent Daniel Höltschi ist stolz: Sein Film «Hoselupf» wurde zu einem der weltweit besten Sportfilme gekürt. Im «Höngger» erklärt er, wie die Schweizer Filmbranche funktioniert.

Schauspieler und Komiker Beat Schlatter (Mitte) trat in «Hoselupf» am Eidgenössischen Schwingfest gegen den damals 16-jährigen Jungschwinger Martin Aeschlimann an.
Daniel Höltschi kam in der ganzen Welt herum und geniesst es sehr, in Höngg zu leben.
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Beat Schlatter als Schwinger? Nicht wirklich oder? Doch einer sah es anders und fand, dies müsse man einfach ausprobieren: Daniel Höltschi, Filmproduzent bei der Zürcher Firma Elite Filmproduktion, fand die Idee spannend. «Schwingen ist der Schweizer Traditionssport schlechthin, und Beat Schlatter kennt man als Schauspieler und Komiker. Schon alleine diese Kombination versprach einiges.» Er sollte Recht haben: Der Film «Hoselupf – oder wie man ein Böser wird» war in aller Munde.

Erfolgreiche Wettbewerbsteilnahme

Im Dokumentarfilm, der 2011 in die Kinos kam, geht Beat Schlatter den Ursprüngen und der Seele des Schwingens auf den Grund und steigt schliesslich selbst in den Sägemehlring. Der Film war ein Erfolg und verzeichnete 42 000 Kinoeintritte sowie über 23 Prozent Zuschaueranteil, als er im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde. Auch auf DVD laufe der Film noch immer hervorragend, so Höltschi. «Aufgrund dessen empfahl uns die Organisation Swiss Films, mit ‹Hoselupf› am Sportfilm-Festival ‹Ficts› teilzunehmen, welches weltweit stattfindet.» Prompt gewann der Film in Vietnam anlässlich des «Hanoi International Ficts Festival» dieses Jahr den ersten Preis in der Kategorie Sportfilme. Am 18. November ging es noch weiter: Anlässlich des «30th World Ficts Challenge» wurde «Hoselupf» aus 123 eingereichten Filmen aus 51 Nationen zum weltweit zweitbesten Sportfilm des Jahres gewählt und erhielt Silber. «Etwas Genugtuung, dass Regisseur This Lüscher auf Einladung der Schweizer Botschaft nach Peking flog und der Film jetzt, chinesisch untertitelt, an verschiedenen Anlässen gezeigt wird, verspüre ich schon – denn das Bundesamt für Kultur hielt es nicht für nötig, diesen wirklich sehr schweizerischen Film zum Nationalsport Nummer eins zu unterstützen», so Daniel Höltschi. Dass der Film jetzt vom Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten derart moralische Unterstützung erhält, zaubert ihm deshalb ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

Endlich mehr Zeit für die Familie

Daniel Höltschi lebt seit 20 Jahren in Höngg und fühlt sich hier wohl: «Ich liebe es, in der Stadt und doch etwas ruhig zu wohnen», so der 44-Jährige, der mit seiner Frau Sabine und Tochter Jeanne lebt. «In jungen Jahren absolvierte ich bei einer Werbeagentur die KV-Lehre und arbeitete danach als Werber.» Mit 22 Jahren packte ihn das Fernweh, und zusammen mit seiner damaligen Partnerin zog Höltschi für zwei Jahre nach Los Angeles, wo er an der University of California Los Angeles die verschiedenen Aspekte des Filmschaffens studierte. Zurück in der Schweiz arbeitete er viele Jahre als Werber und im Eventmarketing. «In die Filmbranche kam ich durch das Kino am See, heute Orange Cinema, welches ich 19 Jahre lang als ‹Co-Pilot› mitveranstaltete.» Den Ausschlag, als Filmproduzent zu arbeiten, gab ihm seine Tochter Jeanne, welche heute achtjährig ist. «In einem vergangenen Sommer fragte sie mich einmal, wieso wir nicht wie andere Eltern mit ihr in die Badi gehen würden. Da erst wurde mir bewusst, dass ich jahrein, jahraus von April bis September durch das Open-Air-Kino blockiert war – ganz zu schweigen von den weltweiten Firmenreisen, da das Open-Air-Kino auch in Deutschland, Südafrika, Australien, Brasilien und Korea stattfand.» Ein grosser Schritt war angesagt, und er wechselte auf Anfang 2009 zur Ascot Elite Entertainment Group, dem grössten unabhängigen Schweizer Filmverleih.

Viele gute Projekte werden nicht realisiert

«Filmproduzent ist eigentlich ein eher unspektakulärer Job. Ich entwickle Projekte, zu Beginn mit meinen Produzenten-Kollegen oder mit einem Autor. Dann suchen wir einen Regisseur. Der nächste Schritt ist die Finanzierung.» Filme werden in der Schweiz oft durch Fördergremien wie zum Beispiel das Bundesamt für Kultur, die Zürcher Filmstiftung oder das Migros Kulturprozent unterstützt. «Es gibt in der ganzen Schweiz viele solche Gremien. So unterstützte beispielsweise auch der kleine Kanton Nidwalden, der zur Innerschweizer Filmfachgruppe gehört, den Film ‹Hoselupf›». Eigenmittel und Gel der aus der Privatwirtschaft, zum Beispiel über Sponsoring, machen den Rest aus. «Schade ist, dass viele gute Projekte aufgrund fehlender Finanzierung nicht realisiert werden können, während andere Filme hohe Subventionen bekommen, obwohl sie später kaum ein Publikum finden. Ich würde mir daher bei der Vergabe von Fördergeldern, die ja auch Steuergelder sind, einen etwas unternehmerischeren Blick auf die Projekte wünschen», so Daniel Höltschi.

Vertrauensperson und «Qualitätskontrolleur»

Ist die Finanzierung eines Projekts gesichert, kann mit dem Filmdreh begonnen werden. «Kreativ verantwortlich ist immer der Regisseur. Der Produzent schaut, dass das Budget eingehalten wird und die Stimmung am Filmset gut ist – ich bin sozusagen die Vertrauensperson und der ‹Qualitätskontrolleur› in einem», beschreibt der Höngger seinen Beruf. Und jetzt, wo der Sommer nicht mehr automatisch verplant ist, was unternimmt er? «Wir reisen sehr gerne und lernen dabei andere Kulturen kennen. Da meine Frau Französin ist, habe ich die französische Lebensweise schätzen gelernt und koche und esse dementsprechend gerne. Das bedingt aber auch, dass ich mich in Form halte: Zweimal pro Woche gehe ich Tennis spielen, und täglich wird noch vor der Arbeit gejoggt – man glaubt gar nicht, wie fit man dann am Morgen im Büro ist! Wenn die Zeit reicht, besuche ich mit meiner Tochter zudem hin und wieder einen Match des FCZ.»

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