Schüler verkaufen «faire» Trinkschokolade

Sieben Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Zürich Nord, darunter drei Höngger, haben das Schülerunternehmen Mixcacao gegründet. Ihr Produkt sind drei verschiedene Trinkschokoladesorten – Zimt, Chili und auf Anfrage Lebkuchen – mit dem «gewissen Twist», wie sie auf ihrer Website schreiben.

Die sieben Maturandinnen und Maturanden von Mixcacao beim Geniessen ihres eigenen Produktes. Von links Valeria Moreno, Manuel Zhao, Jennifer Roberts, Stefan Gerber, Jeff Ren, Lynn Bolliger und Yannick Zerbe.

Die sieben Schülerinnen und Schüler im Alter von 17 bis 19 Jahren sitzen in ihren Firmen-T-Shirts um den Küchentisch von Hönggerin Jenny Roberts und trinken – genau, ihr eigenes Produkt Mixcacao. Schön angerichtet liegt das Pulver in drei Schälchen, die dampfend heisse Milch lässt die Tassen zu Handwärmern werden. In dieser winterlich-gemütlichen Atmosphäre erzählen die Firmeninhaber von ihrem Projekt.

Im Ergänzungsfach Firma gegründet

Im Abschlussjahr, also der sechsten Klasse der Kantonsschule, haben sie als Ergänzungsfach Wirtschaft gewählt. In diesem gilt es unter anderem, mithilfe von Young Enterprise Switzerland, kurz YES (siehe Infokasten), eine Firma zu gründen. «Unser Auftrag ist es, diese Firma nach unternehmerischen Aspekten ein Jahr lang zu führen. Danach wird sie liquidiert», so Yannick Zerbe, der die Funktion des CEO, des Chief Executive Officer, zu Deutsch Geschäftsführer, innehat.
Die sieben Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind Aktionäre ihrer Firma Mixcacao. Sie verkauften an einer YES-Veranstaltung in ihrer Schule knapp 60 Partizipationsscheine à 15 Franken, um so ihr Firmenkapital zu erhalten. «Wir müssen uns auch einen Lohn auszahlen. Momentan ist das ein Franken pro Person pro Monat – dieses Geld wird aber erst nächstes Jahr bei der Liquidation ausbezahlt», erklärt Valeria Moreno, CFO, also Chief Financial Officer.

Reflektierende Velohandschuhe oder feine Trinkschokolade?

Gestartet haben die jungen Frauen und Männer das Projekt im August 2015. «Zuerst haben wir uns schwer getan, was wir für ein Produkt herstellen und verkaufen wollen. So standen auch Sensor-Velohandschuhe, die je nach Bewegung reflektieren, zur Diskussion. Schliesslich entschieden wir uns aber für hochwertige, fair produzierte Trinkschokolade», beschreibt der Höngger Manuel Zhao, CPO, also Chief Procurement Officer oder einfacher Einkäufer, den Prozess.
Wichtig ist den Schülern, dass sie ein komplett fair gehandeltes Produkt verkaufen. Bei der Zutaten-Suche ist ihnen aufgefallen, dass es einfacher ist, biologisch Produziertes zu kaufen, als fair Produziertes. Die Mixcacao-Produkte sind allesamt bio und fairtrade.

Grossist liefert erst ab 750 Kilogramm

Die meisten Zutaten, so etwa Zucker und Gewürze, kauft die Firma im claro-Weltladen in Affoltern ein, der auch ihr «Wirtschaftspate» ist. «Wir wollten den fair gehandelten Kakao eigentlich direkt bei einem Grossisten kaufen, doch als dieser unsere Bestellmenge von 50 Kilogramm hörte, musste er ein bisschen lachen und hat gesagt, sie würden Bestellungen erst ab 750 Kilogramm annehmen», so Manuel Zhao. Zimt, Chili und Lebkuchengewürz für die drei Varietäten kaufen sie in kleinen Gläsern, da Grossmengen ebenfalls erst als «wirkliche Riesenmengen» zu haben sind. Die kleinen Gläser werden aber nicht etwa entsorgt, sondern haben eine zukünftige Aufgabe: nämlich als kleine Dreier-Geschenk-Sets, um die Kunden auf den Mixcacao-Geschmack zu bringen.
«Eine lustige Anekdote ist, als ich aus Versehen Chiligewürz einkaufte – zum Glück nur ein Glas zum Testen – und nicht merkte, dass dies kein pures Chili war, sondern eine Gewürzmischung mit Knoblauch, Oregano und Zwiebeln. Die Test-Trinkschokolade hat dann dementsprechend komisch geschmeckt und wird sicher nicht in unser Sortiment aufgenommen», so Manuel Zhao mit einem Lachen.

Abfüllen und Etikettieren als tückische «Fliessbandarbeit»

Wie sieht es preislich mit den Mixcacaos aus? «Ein 360-Gramm-Glas reicht für 40 Tassen, denn man benötigt je nach Geschmack zwei bis drei Kaffeelöffel Mischung pro Tasse. Dafür bezahlt man 15 Franken. Wir denken, dieser Preis ist in Ordnung, denn für 40 Tassen braucht man doch eine Weile», so Jeff Ren aus Höngg.
Sie verkauften am Weihnachtsmarkt auf dem Oerliker Max-Bill-Platz in zwei Tagen über 100 Gläser ihrer Mixcacaos. «Dafür haben wir schon einige Stunden zum Abfüllen investiert», so Stefan Gerber, CMO, also Chief Marketing Officer. Nachdem er mehrere verschiedene Aufklebe-Etiketten-Entwürfe für die Einmachgläser, in denen Mixcacao verkauft wird, designt hatte, einigte man sich auf eine Version.
In den «Abfüll-Sessions» im Kafi Mümpfeli arbeiten vier Firmenmitglieder total zwei Stunden. Das Ergebnis: 30 frisch abgefüllte Einmachgläser. «Es war wirklich learning by doing, so haben wir gemerkt, dass es am effizientesten ist, wenn jeder die Schritte erledigt, die er am besten kann. Denn mit der Zeit zeigte sich, dass der eine besser beim Aufschichten der Zutaten ist, die andere besser beim geraden Aufkleben der Etiketten. Schichten ist übrigens gar nicht so einfach: Da die Zutaten sich je nach Dichte unterschiedlich verhalten, muss man sie ganz sorgfältig andrücken, so dass sie sich erst beim gewollten Schütteln durch den Kunden vermischen», so Jennifer Roberts, COO, Chief Operation Officer, also für die Administration zuständig.

Alle Erwartungen übertroffen

Bis jetzt sind die sieben absolut positiv überrascht: «Der Verkauf in Oerlikon hat sämtliche Erwartungen übertroffen. Wir haben sogar unseren Kollegen abgeraten, bei uns einzukaufen, damit die ‚normalen‘ Kunden sicher noch ein Glas kaufen können. Wir sind froh, dieses Ergänzungsfach gewählt zu haben. Klar ist der Aufwand grösser als bei einem anderen Ergänzungsfach, aber er lohnt sich. Unser Ziel ist, an den YES-Wettbewerben Top 25 und Top 50 gute Plätze zu belegen», so die motivierten Firmengründer.

Wer Mixcacao-Produkte kaufen möchte, erreicht die Schülerinnen und Schüler unter www.mixcacao.ch sowie unter der Telefonnummer 076 410 80 46‬.
Young Enterprise Switzerland, kurz YES, ist eine Non-Profit-Organisation, die Wirtschaftsbildungsprogramme entwickelt und betreut. Schüler setzen ihr theoretisches Wissen des Wirtschaftsunterrichts im Rahmen des Company Programmes durch die Gründung einer realen Unternehmung in die Praxis um. Das Miniunternehmen wird während einem Schuljahr geführt; ein Produkt wird entwickelt, produziert und anschliessend vermarktet. Das Projektjahr bietet einen einmaligen Einblick in den wirtschaftlichen Alltag und fördert das unternehmerische Denken und Handeln. Dazu fördert das Projekt wichtige Sozialkompetenzen wie die Teamarbeit, welche dieses Projektjahr zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten macht.

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