Schöner «Primeur» trotz schwierigem Jahr

«Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt». Wie Wilhelm Busch zeigten auch die Redner am traditionellen Neujahrsapéro im Fasskeller des Zweifel Vinariums feinen Humor.

Hoch die Gläser auf das neue Jahr und den «Primeur».
Walter Zweifel führt das «Drei-Königs-Märchen» bereits im dritten Jahr weiter aus...
... sehr zum Amüsement der Zuhörerschaft.
Auch Paul Zweifel geniesst den «Primeur». Links von ihm Schulpflegekandidat Marcel Butz, GLP.
Walter H. Käser, Zunftmeister der Zunft zu den drei Königen, im Talar des Höngger Pfarrers Martin Günthardt.
Önologe Urs Zweifel mit guten Aussichten auf das 2017.
Die Treberwürste, diesmal von Urs Zweifel persönlich zubereitet, schmeckten vorzüglich.
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Besser als sein Ruf sei das Jahr 2016 gewesen, dies zeige der fruchtige «Primeur», mit diesen Worten begrüsste der Delegierte des Verwaltungsrats – so sein offizieller Titel – Walter Zweifel um zwölf Uhr seine Gäste. An drei langen Tafeln kredenzten diese den typisch trüben ersten Wein des Jahres, einen wunderbar fruchtigen Riesling-Sylvaner aus Trauben von der Goldküste und verkosteten die von Önologe Urs Zweifel persönlich gekochten Treberwürste, welche vorzüglich mundeten. Nachdem alle auf ein prosperes neues Jahr angestossen hatten, stellte Zweifel den Zunftmeister der «Engemer» Zunft zu den drei Königen vor. Walter H. Käser, in diesem Jahr nicht in Begleitung seiner Gattin, welche sich noch von einer bösen Erkältung erhole, wie Käser später erwähnte. Angesichts der vergleichsweise kleinen Anzahl der Besucher war anzunehmen, dass die Grippe auch noch andere erwischt hatte zwischen den Jahren.

Von Bachelors und Fussballkönigen

In flottem Tempo ging es über zur Fortsetzung des Drei-Königs-Märchens, die der mehrfache Familienvater im vorletzten Jahr bereits angefangen hatte und seither immer weiterspinnt. Die drei Hauptfiguren darin: Fussballkönig Blatter, Stadtkönigin Corinne Mauch und der Oberkönig aus der Enge Walter H. Käser. Eine Mischung aus «FIFA-Denverclan», dem Bachelor und Jeremias Gotthelf, wie Zweifel ankündete. Sepp «Primero» Blatter und sein «FIFA Mausoleum» bekamen ihr Fett weg und «Stadtkönigin» Corinne Mauch wurde Interesse am aktuellen Bachelor unterstellt. Aber: «Sie isch eifach nöd sin Typ», meinte der Redner trocken. Bestimmt wäre es ihr mit dem jungen Mann ähnlich ergangen wie der Höngger Fitnesstrainerin aus dem Frankental, die dann doch keine Rose von ihm erhalten hatte, wie ein Ausschnitt aus der erfolgreichen Sendung zeigte. Zum Trost liessen die Chips-Experten Zweifel der verschmähten Frau eine grosse Packung Chips und eine Blume zukommen, verbunden mit dem Spruch «nicht traurig sein, zuhause wartet etwas Knackigeres» – wofür sie sich via Facebook bedankte. Ein vorläufiges Happy End fand auch die Geschichte des Oberkönigs, dessen Zunft zu den drei Königen auf der Suche nach einer neuen Bleibe – das Kongresshaus und die Tonhalle befinden sich in Renovation – den «Pfuusbus» von Pfarrer Sieber nicht habe berücksichtigen können, dafür aber bei der reformierten Kirchgemeinde Enge Asyl gefunden habe. Zur Einstimmung auf «den neuen Stall», durfte Käser in einen von Pfarrer Martin Günthardt zur Verfügung gestellten Talar schlüpfen, was das Publikum mit Applaus quittierte. Allerdings legte Zweifel dem Zunftmeister noch einen Besuch bei der Reihe «Männer lesen die Bibel» nahe, um seine diesbezüglichen Kenntnisse zu verbessern.

Oberkönig mit gutem Omen

Nun war es an Käser, dem «Primeur» das «Gut zum Trunk» zu verleihen. Tatsächlich seien die Vertreter der Zunft zu den drei Königen am Vortag – dem 6. Januar – in der Stadt unterwegs gewesen und hätten das Kinderspital und auch eine Institution von Pfarrer Sieber besucht und dort sehr berührende Momente erlebt – Walter Zweifels Recherche sei also, zufällig, überaus akkurat ausgefallen. Schliesslich kam der Zunftmeister auf den «Primeur» zu sprechen, einen «wunderbaren Tropfen», zwar schmecke er die Aprikose nicht, die Önologe Urs Zweifel beschrieben habe, aber ansonsten munde ihm dieser Wein aus Stäfa und Männedorf vorzüglich. Auch dass die Dreikönigsetikette, wenn auch auf der Rückseite, so doch wieder auf der Flasche angebracht sei, freue ihn sehr. Mit den besten Wünschen für das kommende Weinjahr und der Bauernweisheit «Ist Dreikönig hell und klar, gibt es viel Wein in diesem Jahr» schloss der sympathische «Oberkönig» seine Rede.

Kein leichtes Weinjahr 2016

Schliesslich bekam Önologe Urs Zweifel das Wort erteilt. Vor genau 15 Jahren ist er in den Familienbetrieb eingestiegen. Fachmännisch und nicht minder unterhaltsam berichtete er von einem 2016 mit grossen Herausforderungen. Nach einem ähnlich milden Winter wie im Vorjahr war der unglückliche Fall eingetreten, dass es Ende April noch einmal einen Frost gab und viele Pflanzen, die bereits ausgetrieben hatten, abfroren. «In der Steiermark war es drei Tage lang minus acht Grad kalt, die Reben haben überlebt, aber es gab keine Trauben» wusste der leidenschaftliche Weinmacher zu erzählen. Auch in der Schweiz und an Zweifel-Reblagen erfroren lokal einige Reben, es kam zu massiven Einbussen. Ein nasser Mai und Juni und eine frostbedingte späte Blütezeit erschwerten den Pflanzenschutz. Ab Mitte Juli kam dann der lang ersehnte Sommer, die schönen Herbstmonate holten vieles wieder raus. Auch die Kirschessigfliege machte den Trauben in diesem Jahr kaum zu schaffen, wieso, wisse niemand so genau, das gelte es in den nächsten Jahren herauszufinden. Man sei guten Mutes, dass der aktuelle Kälteeinbruch den Eiern der Fliege den Garaus mache, so dass man dieses Jahr weniger Probleme damit habe. «Der Ausblick für 2017 ist also gut», meinte Urs Zweifel optimistisch. Und sonst gilt, was schon sein Bruder mit Wilhelm Busch sagte: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Vormerken: Neuheitendegustation, Montag, 30. Januar: 14 bis 20 Uhr. 45 Weinproduzenten aus der ganzen Welt stellen ihre Neuheiten vor. Fasskeller Zweifel Vinarium, Regensdorferstrasse 20.

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