Schlussbericht «Workshops Verkehr Kreis 10», Teil 2

Im ersten Teil zum «Schlussbericht Mitwirkungsprozess Verkehr Kreis 10» ging es um die Situation am und um den Meierhofplatz. Der zweite Teil widmet sich der Situation der Achse Am Wasser/Breitensteinstrasse (AWB), wo das Verkehrsauf kommen bereits 1989 «die oberste Grenze» erreicht hatte, wie der Quartierverein Höngg damals im «Höngger» schrieb.

Tempo 30 auf der Achse Am Wasser/Breitensteinstrasse und nicht nur – wie hier – im Bereich des Schulhauses: ein Anliegen, welches grosse Unterstützung seitens der Anwohner erfährt.

Die Situation auf der Achse Am Wasser/Breitensteinstrasse ist für die Anwohner belastend. Dies war offenbar bereits vor 24 Jahren so, wie im «Höngger» vom 1. Dezember 1989 nachzulesen ist. Unter dem Titel «Quartierverein Höngg», bezugnehmend auf die Vorstandsitzung vom 21. November 1989, heisst es dort: «Die Lärmbelastung an der Winzerstrasse ist untragbar. Der Vorstand wird mit den Stadtbehörden die Angelegenheit besprechen und versuchen, Abhilfe zu schaffen. Wir haben volles Verständnis für die Anwohner.» und gleich darauf zur Strasse Am Wasser: «Auch hier hat das Verkehrsaufkommen die oberste Grenze erreicht. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten.» Obwohl aus dieser Zeit keine Verkehrszahlen verfügbar sind, abgenommen dürfte der Verkehr seither kaum haben. Heute ist die Achse auch unter Druck des Verkehrsstroms von der linken Limmatseite in Richtung Oerlikon und Zürich Nord. Gemäss dem kantonalen Richtplan sollte dieser Verkehr eigentlich über die Pfingstweidbeziehungsweise die Hohlstrasse und über die Hardbrücke geführt werden, was aber offensichtlich zu wenig geschieht. Aus dem Mitwirkungsprozess wird deshalb gefordert: «Die Achse AWB wird von einer regionalen in eine kommunale Strasse abklassiert.»
Die Einschätzung zu dieser und allen folgenden Empfehlungen wurden von den Fachleuten der Dienstabteilung Verkehr (DAV) und vom Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit einem Verkehrsingenieur-Büro vorgenommen. Hier lautet sie: «Die Stadt teilt die Ansicht der Vertreter des Kreises 10, dass die Achse AWB teilweise als Umgehungsachse für Pfingstweid-, Hohl- und Badenerstrasse zweckentfremdet wird. Sie will deshalb mit geeigneten Massnahmen darauf hinwirken, dass der Verkehr auf die dafür vorgesehenen Achsen verlagert wird. Gleichzeitig dient die Achse AWB aber auch der Verbindung des Rütihofs sowie Unter- und Oberengstringens zu den Limmat-rechtsufrigen Gebieten der City sowie in den vorderen Kreis 5 bis hin zum Hauptbahnhof. Im Sinne dieser Funktion ist die heutige Klassierung als regionale Achse gerechtfertigt, da auf diese Weise Nachbargemeinden und Quartiere innerhalb der Stadt Zürich miteinander verbunden werden. Diese regionale Funktion musste ansonsten über den Meierhofplatz und die Hönggerstrasse gewährleistet werden. Rein netztopologisch ist die Klassierung richtig. Die Stadt ist der Ansicht, dass trotz der regionalen Klassierung Umgestaltungs- und Verlagerungspotenziale vorhanden sind, und sie will diese dementsprechend auch einfordern.»

Vorerst wenigstens nachts mit Tempo 30

Die Interessengemeinschaft Am Wasser/Breitensteinstrasse wünscht eine durchgehende und dauerhafte Tempo-30-Regelung. Bis eine solche umgesetzt werden kann, sollte zumindest nachts generell Tempo 30 gelten. Die Empfehlung lautet: «Die Einführung von Tempo 30 nachts über die gesamte Achse AWB wird geprüft.» Und die Einschätzung der Behörden dazu: «Das Thema Tempo 30 wird zurzeit dienstabteilungsübergreifend bearbeitet. Die Achse Am Wasser/Breitensteinstrasse ist Teil dieser Prüfung.»

Den Engpass vorzeitig sanieren

Eine der problematischsten Stelle entlang der Strasse Am Wasser liegt im Bereich des Engpasses zwischen den Häusern 105 und 115. Ein vorliegendes Sanierungsprojekt wurde auch mit Rücksicht auf den nun abgeschlossenen Mitwirkungsprozess zurückgestellt, um sich nichts zu «verbauen». Nun lautet die konkrete Empfehlung: «Aufgrund der für den Fussverkehr und die anliegenden Liegenschaften äusserst problematischen Situation wird eine Sanierung dieses Bereiches zeitlich vorgezogen.» Und die Einschätzung der Behörden dazu: «Eine Sanierung des Bereiches sollte dem definitiven zukünftigen Projekt entsprechen oder zumindest (aufwärts-)kompatibel damit sein. Das bereits festgesetzte Projekt bietet hierzu keine geeignete Grundlage, da es aktuell stark hinterfragt wird; ein mögliches T30-Projekt ist noch nicht erarbeitet. Es dürfte deshalb schwierig sein, hier eine machbare und aufwärtskompatible Massnahme zu finden, da an diesem Ort schon lange und vielfältig geplant wurde, ohne dass eine (einfach umsetzbare) Lösung gefunden wurde. Es ist jedoch auch ein grosses Anliegen der Stadt, die gefährliche Situation zu sanieren, was eventuell auch mit provisorischen Massnahmen geschehen könnte.»

Neue Buslinie, nötig oder nicht?

Gemäss Vorgaben des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) gilt die Ach- se Am Wasser/Breitensteinstrasse grundsätzlich als erschlossen. Die Anwohner sind jedoch noch immer verärgert und enttäuscht, dass die 1999 eingeführte Quartierbus-Linie 71 mangels Auslastung Mitte Dezember 2008 wieder eingestellt wurde. Die Empfehlung, die jetzt verfasst wurde: «Zur besseren Erschliessung der Achse AWB und im Rahmen einer Entlastung der Linie 46 wird die Einführung einer Buslinie ab der Haltestelle Rütihof über die Frankentalerstrasse, die Winzerstrasse und die Achse AWB zum Bahnhof geprüft.» Und die Einschätzung der Behörden dazu: «Eine Buslinie vom Rütihof via Am Wasser zum Hauptbahnhof wurde im Rahmen der VBZ-Netzentwicklung geprüft. Es hat sich gezeigt, dass die Reisezeit ab Rütihof zum HB entlang der neuen Linie länger ist als entlang der Linie 46, es ist folglich anzunehmen, dass die Linie 46 durch die neue Linie nicht entlastet wird. Stattdessen soll die Linie 46 gezielt weiter verstärkt werden. Als Entlastungslinie hätte diese Buslinie nur ihre Daseinsberechtigung in den Hauptverkehrszeiten. Ein Angebot zu den Nebenverkehrszeiten muss deshalb durch die Nachfrage vom Strassenzug Am Wasser–Breitensteinstrasse gerechtfertigt werden. Dieses Gebiet wurde schon einmal mit einer Buslinie erschlossen. Die Wirtschaftlichkeit der Buslinie war auch nach der Verlängerung zum Bahnhof Hardbrücke derart schlecht, dass der Betrieb eingestellt werden musste. Ein dichteres und somit deutlich teureres Angebot lässt sich aufgrund dieser Erkenntnisse nicht rechtfertigen. Die Stadt sieht hier keinen Handlungsbedarf.»

Antworten bis Ende Jahr

Die Verwaltungseinheiten der DAV, des Tiefbauamtes und der VBZ sind nun gehalten, alle 17 Empfehlungen anhand aller Fakten objektiv und eingehend zu prüfen und ihre Erkenntnisse der Projektleitung zuzustellen. Die Stadt wird im dritten Quartal dieses Jahres über den Zwischenstand der Abklärungen informieren. «Darüber hinaus», so ist im Schlussbericht nachzulesen, «gab es viele weitere wertvolle Hinweise auf kleinere Massnahmen, die die Stadt ausserhalb des Mitwirkungsprozesses prüfen wird.» Auch auf dem Papier bewegt sich also etwas im Verkehr Kreis 10.

 

Wer wirkte mit?
Am Mitwirkungsprozess sollten alle wesentlichen Akteure und Anspruchsgruppen aus dem Kreis 10 beteiligt sein. Eine Spurgruppe aus gut vernetzten Personen aus dem Kreis 10 unterstützte die Stadt bei der Zusammenstellung des Teil- nehmerkreises, der sich dann wie folgt zusammensetzte: Quartiervereine Höngg und Wipkingen; Gemeinschaftszentrum GZ Wipkingen; Katholische Kirch- gemeinde Heilig Geist Höngg, Re- formierte Kirchgemeinde Höngg; Gemeinde- und Kantonsräte; Gewerbe Wipkingen, Handel & Ge- werbe Höngg; ETH, Projektleiter Science City. An Interessengemein- schaften waren dabei: AG Rosengarten, IGAWB, IG Pro Letten, IGWT+, Quartier- lüüt Wipkingen, Elternvertretung Höngg, Elterngremium Waidberg, IG pro Rütihof – contra Ringling.

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