Schliessung nach turbulenten Jahren

Mit Brief vom 29. August informierte die Apotheke Drogerie und Parfümerie Hönggermarkt ihre Kundschaft über die Schliessung per Ende September. Ein Schock, denn damit geht nicht nur ein grösserer Betrieb zu, sondern es endet an dieser Stelle eine Tradition: Die einstmalige «Dorfbach-Drogerie» bestand seit rund hundert Jahren.

Schliesst Ende September: Die Apotheke Drogerie Parfümerie Hönggermarkt.

Offenbar hörte man die Ketten dieses Schliessgespenstes  auch in der Apotheke Drogerie Parfümerie Hönggermarkt schon länger rasseln. Dem erwähnten, kurzgefassten Kundenschreiben ist zu entnehmen, dass nebst den Sanierungsarbeiten in der Limmattalstrasse (2012, Anm. d. Redaktion), die «Abgänge langjähriger Mieter, gefolgt von lange leerstehenden Ladenlokalen» turbulente Zeiten bedeutet hätten. 
Dr. Rudolf Andres, Geschäftsführer der Rotpunkt-Pharma AG, präzisiert auf Nachfrage des «Hönggers», was im Kundenbrief knapp formuliert war: «Mit jedem Abgang oder Wechsel im Zentrum ‹Hönggermarkt› nahm die Frequenz ab und während den Gleissanierungen damals war die Umsatzeinbusse mit bis zu 50 Prozent dramatisch». Auch vom Zentrumsumbau 2014 hatte man sich mehr erhofft, doch weder die neu gebaute Treppe direkt zur Regensdorferstrasse, noch die Öffnung des Eingangsbereichs brachten mehr Kundenfrequenz. Ebenso wenig die Versuche der Zentrumsverwaltung, nach dem Umbau einen kleinen Markt ins Leben zu rufen. Dabei gab es früher vielversprechende Versuche seitens der Mieterschaft, selbst einen solchen Markt zu etablieren, doch Dr. Andres sagt, der Kampf für einen selbstorganisierten Markt sei einer gegen Windmühlen gewesen: «Bei der Verwaltung hatten wir jedes Jahr neue Ansprechpartner, die uns Besserung versprachen und uns auf später vertrösteten». Was die Verwaltung in letzter Zeit dann zum Thema «Wochenmarkt» anstiess, bewies – warum auch immer – weder Vielfalt noch Kontinuität.
Doch die Frage der Kontinuität muss sich nun auch die Rotpunkt-Gruppe gefallen lassen: Erst Ende 2011 hatte sie die Drogerie Hönggermarkt übernommen und sie dann 2015 mit der Apotheke Höngg fusioniert. Und nun bereits die Schliessung? Nein, die Fusion sei auch aus heutiger Sicht richtig gewesen, sagt Dr. Andres: «Wir konnten dadurch Miet- und Personalkosten einsparen». Erklärend und sehr kritisch führt er an, dass die Mieten für Ladenlokale in Höngg bei Verträgen, die vor mehr als fünf Jahren abgeschlossen wurden, meistens viel zu hoch seien. Dabei sei es längst zu einem Wechsel vom Vermieter zum Mietermarkt gekommen. Das heisst, das Angebot an Verkaufsflächen ist grösser als die Nachfrage. Bloss reagieren die meisten Vermieter darauf nicht mit Mietzinssenkungen, sondern nehmen lieber Leerstände in Kauf. Ja, so absurd es klingt, doch mit Leerständen fahren Liegenschaftsbesitzer – insbesondere grössere Firmen – besser als mit tieferen Mietzinseinnahmen, denn diese schlagen als Reduktion des Liegenschaftswertes zu Buche. Kreditgebende Banken, Pensionskassen und andere Player der Branche interessiert nur der theoretisch mögliche Ertragswert – ob tatsächlich auch vermietet ist, ist ihnen egal.

Das Problem in einer grösseren Dimension

Im Gespräch fasst der Rotpunkt-Chef die Vermieter nicht mit Samthandschuhen an. Er wirft ihnen Fantasielosigkeit bei der Regenerierung der Bausubstanz vor und fordert sie auf, endlich «von passiven Verwaltern zu aktiven Bewirtschaftern zu werden, die sich nebst den Liegenschaften auch um das Wohl des Quartiers und um jenes der Mieterschaft kümmern». Allgemein hebt er, nicht als einziger, das Problem auf eine höhere Ebene, wenn er sagt, dass Liegenschaftsbesitzer auch aktiv werden müssten, wenn es um die Gestaltung der öffentlichen Plätze und des Verkehrs in Höngg geht: «Ein Zusammenschluss und damit ein gemeinsames Auftreten gegenüber der Stadtregierung werden nötig sein, um die Verkehrsmisere am Meierhofplatz zu beheben». Das Herz von Höngg, so resümiert er, sei eine verstopfte Verkehrskreuzung, statt ein Ort für die Bevölkerung, wo man einkauft, sich trifft und sich gerne aufhält.
Der Mann weiss, wovon er spricht, denn er engagiert sich seit Jahren auch in der City Vereinigung Zürich und der Vereinigung Bellevue/Stadelhofen, dem Standort seiner eigenen Apotheke. In zahlreichen Gesprächen mit dem Stadtrat wurde schon gefordert, den leidenden Detailhandel mehr zu unterstützen. Und zwar durch Entlastung: Hört man Dr. Andres und anderen zu, so ist der bürokratische Aufwand, um einen Laden, ein Geschäft zu betreiben, ins Uferlose gewachsen. Für die simpelsten Umbauten müsse man mit verschiedensten Ämtern verhandeln und Gebühren entrichten, oft helfe nur ein Anwalt.
Was nach allen Ausführungen bleibt: Am Montag, 30. September, um 19 Uhr, schliesst die Apotheke Drogerie Parfümerie Hönggermarkt und fusioniert mit der Apotheke Im Brühl. Die Parfümerie- und Drogerieartikel wechseln zusammen mit den Drogistinnen in die Limmat Apotheke. Auch das andere Personal wird vollständig übernommen, versichert Dr. Rudolf Andres: «Die Flexibilität der Mitarbeiterinnen und ihr Verständnis für diesen Schritt hat uns sehr gefreut. Man spürt, wie sehr ihnen die Kunden und Höngg als Arbeitsort am Herzen liegen».

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