Schillernde Imitatoren

In Sachen Glanz und Lautimitationen brauchen sie sich vor ihren Verwandten, etwa den afrikanischen Glanzstaren und dem orientalischen Beo, gar nicht zu schämen, unsere Stare. Doch die geselligen Schwarmvögel sind nicht mehr so häufig.

Anfangs der 1990er-Jahre mussten wir noch bangen, wenn im Frühling die aus Südafrika zurückgekehrten Mauersegler um unser Haus kreisten. Viele ihrer Brutkästen waren bereits von Staren besetzt und wurden von diesen erfolgreich verteidigt. Heute sind höchstens noch Spatzen da, die von den Seglern kurzum aus den Kästen geworfen werden. Stare brüten bei uns nur noch in einem Vogelnistkasten im Garten auf dem Berg, so auch diesen Frühling. Ununterbrochen flogen die Elterntiere mit Futter in den Kasten zu den lauthals bettelnden Jungen und verliessen ihn wieder mit deren weissen Kotsäcken, um diese flugs zu «entsorgen». Eines Morgens Mitte Mai war es dann ganz still und ein Teil des Kastendaches lag auf dem Boden. Als wir diesen öffneten, deutete nichts auf einen Nesträuber hin. Also waren wohl die Jungen nach dreiwöchiger Nestlingszeit bereits flügge geworden. Danach fiel eine Starenfamilie regelmässig in die Efeuranken an den abgestorbenen Bäumen ein. Die schwarzen Elterntiere glänzten purpurfarben bis bläulich-grün und hatten helle Tupfen, während die vier Jungen unauffällig erdbraun gefärbt waren. Obwohl bereits gleich gross wie ihre Eltern, liessen diese sich mit Futter voll bedienen – ob uns das bekannt vorkommt? Im Efeu sitzend, bettelten sie mit an- und abschwellendem Gurgeln nach den Beeren, die ja eigentlich gleich neben ihnen hingen. Doch wahrscheinlich wussten nur die Eltern, welche Beeren wirklich reif sind, denn sie können ultraviolettes Licht sehen und somit den Reifegrad viel differenzierter erkennen als wir. Und die vielen Geschmacksknospen im Schnabel garantieren eine zusätzliche Qualitätskontrolle. Nur, die «schnäderfrässigen» Jungen spuckten einzelne Beeren verächtlich wieder aus. Aber jetzt, Mitte Juni, sind sie auf sich selber gestellt. Dort, wo es viel Nahrung gibt, bilden sie Schwärme und nutzen gemeinsame Schlafplätze. Im Herbst fliegen dann fast alle Stare in den Mittelmeerraum. Doch bereits im Februar sind sie wieder da und singen mit aufgeplustertem Gefieder und rotierenden Flügeln von exponierten Warten aus. Als perfekte «Spötter» imitieren sie allerlei, von quakenden Fröschen, über bellende Hunde bis hin zu Handytönen. Mit zwei unterschiedlichen Rufen für Feinde in der Luft oder solche am Boden warnen sie ihre Artgenossen. Stare singen ganzjährig und ihr Leben lang, gut 20 Jahre mit etwas Glück.

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