Ruf doch mal an

Einsamkeit stellt eine grosse zivilgesellschaftliche Herausforderung dar. Gerade älteren Menschen fehlt oft das offene Ohr, um sich mitzuteilen. Der Verein Silbernetz Schweiz bietet aus diesem Grund ein kostenloses telefonisches Gesprächsangebot.

Der Verein Silbernetz Schweiz hat neu das vielseitige Gesprächsangebot «malreden» für Senior*innen. (Foto: Freepik)

Es sei der erste Schritt aus der Einsamkeit im Alter, schreibt der Verein Silbernetz Schweiz auf seiner Website. Gemeint ist das Angebot «malreden», das ein «Gespräch für zwischendurch» anbietet; eine telefonische Hotline, die den Wunsch zum Reden erfüllen kann. Wie der Verein weiter schreibt, habe dabei alles Platz: ob Plaudern, Erzählen oder intensives Diskutieren. Die Hotline ist täglich von 9 bis 20 Uhr anonym, vertraulich und kostenlos erreichbar. Die Gesprächspartner*innen arbeiten ehrenamtlich und werden von Fachpersonen geschult und begleitet.

Langfristige Gesprächspartnerschaft

Das Angebot hat offenbar Erfolg: Laut dem Verein Silbernetz Schweiz wurden im vergangenen Jahr 6930 Gespräche geführt, was einer Zunahme von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zunahme zeige, so der Verein, dass die Hotline einen wichtigen Beitrag zur Förderung des sozialen Austausches leistet und einem Bedürfnis entspricht.

Neben der gestiegenen Anrufzahl wurden im selben Zeitraum 21 neue Telefontandems gebildet, was die Erwartungen weit übertroffen hat. Das «Malreden-Tandem» bietet den Seniorinnen einen regelmässigen Austausch an: Einmal pro Woche werden Sie von ihren Telefonfreundinnen, die ähnliche Interessen und Hobbys haben,n angerufen. Das Angebot setzt auf Regelmässigkeit, Verbindlichkeit und Vertrautheit. So entstehe eine langfristige Beziehung, die wiederum für Halt und Struktur sorge.

Für die emeritierte Psychologieprofessorin und Präsidentin des Vereins, Pasqualina Perrig-Chiello, ist es laut der Medienmitteilung daher klar: «Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu- und Schamthema. Erfreulicherweise wird dem Problem zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt und es entstehen neue niederschwellige Angebote. Zu diesen gehört seit 2021 auch das pionierhafte Projekt ‹malreden›. Für mich ist es ein grosses Anliegen und eine Freude, hier mitzuwirken und meine langjährige Forschungs- und Berufserfahrung einzubringen.»

Freiwillige sind das Herzstück

Der Verein hält fest, dass «malreden» kein Beratungs- und Krisentelefon ist. Gleichwohl erfordert die Gesprächsführung an der Hotline von den Freiwilligen ein feines Gespür für die Situation. Spezifische Kommunikationstechniken unterstützen sie dabei, die Bedürfnisse der Anrufenden wahrzunehmen, empathisch und authentisch zu bleiben, gut zuzuhören und auch in herausfordernden Gesprächen wertschätzend zu reagieren.

Teil der Ausbildung der Freiwilligen ist die Vermittlung verschiedener Gesprächstechniken, dies mit dem Ziel, eine stimmige Balance zwischen Mitgefühl, Leidanerkennung und Abgrenzung zu halten. Gerade bei heraus-fordernden Anrufen gilt es, die eigenen Grenzen zu spüren und diese auch bewusst zu ziehen.

Quelle: Medienmitteilung Verein Silbernetz Schweiz

malreden

Geschulte Freiwillige sind täglich von 9 bis 20 Uhr unter der Gratisnummer 0800 890 890 erreichbar. Alle Anrufe sind anonym und vertraulich. Das Angebot besteht aus einer Hotline und der Möglichkeit einer exklusiven Gesprächspartnerschaft im Tandem. Bei Bedarf werden Adressen zu weiterführenden (Unterstützungs-)Angeboten von passenden Fachstellen oder Organisationen vermittelt. Für weitere Informationen: https://malreden.ch

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