Rückschlag für das neue «Sonnegg»

Noch an der Kirchgemeindeversammlung vom 9. Januar wähnte man das «Familien- und Generationenhaus Sonnegg» auf der Zielgeraden – nun wurde es von der Zentralkirchenpflege regelrecht ausgebremst.

Das neue «Sonnegg» kommt nicht, es kommt, es kommt nicht . . .

Seit 2007 lief die interne Planung und im Herbst 2008 wurde der Projektstart für den Umbau und die betriebliche und räumliche Erweiterung des «Sonneggs» öffentlich lanciert. Im September 2009 wurde das «Profil Sonnegg – Familien- und Generationenhaus» vorgestellt. Es folgte eine Machbarkeitsstudie und ein Projektierungskredit wurde gesprochen. Im Frühjahr 2011 reichten vier Architekten einfache Vorschläge ein. Alexandra Gübeli und Yves Milani, die in Höngg wohnenden Architekten des Wipkinger Büros GXM Architekten GmbH wurden daraufhin mit der Ausführung beauftragt. Nachdem man sich mit der Denkmalpflege über die beabsichtigte Unterschutzstellung geeinigt hatte, wurde Mitte Juli 2012 die Baueingabe eingereicht.
An der Kirchgemeindeversammlung vom 9. Januar dieses Jahres wurde der Objektkredit von 4,837 Millionen Franken in Höngg gutgeheissen. Darin enthalten sind 1,266 Millionen, welche für die ohnehin anstehenden nötigen Sanierungen des «Sonneggs» entstehen würden. All dies geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Verbandsvorstand und der Bauabteilung des Stadtverbandes als Organe der Zentralkirchenpflege (ZKP), welche als Verwalterin aller Zürcher Kirchensteuern die Umbaukosten letztlich gutzuheissen und auch zu tragen hat.
Seit der ZKP-Sitzung vom 6. März weiss Höngg nun: Sie wird sie nicht tragen. Auf Antrag des Vorstandes und der Bauabteilung hat die ZKP den Antrag aus Höngg mit einer Zweidrittelsmehrheit zurückgewiesen. Begründung: Zu teuer – um wie viel wurde allerdings nicht gesagt.

Konsternation und Irritation

Die Nachricht traf die Kirche Höngg ins Mark und liess ihre Mitglieder, die letzten Sonntag zur Kirchgemeindeversammlung gekommen waren, konsterniert zurück. Der negative Entscheid stösst besonders deshalb auf Unverständnis, weil der Vorstand der ZKP in den ganzen Prozess von Beginn weg eingebunden war, ja sogar zum Teil kostentreibend Einfluss genommen hatte: Die ZKP war es, die einen Architekturwettbewerb gefordert hatte und danach zur Wahl des zwar besten, aber auch teuersten Projektes geraten hatte. Und nun, im letzten Moment, verlangt selbige ZKP eine Kostensenkung.
Ebenfalls irritierend: In einem Vorentscheid hatte die ZKP bereits je eine 50%-Sozialdiakonie- und Sigristenstelle für den Betrieb des neuen «Sonneggs» in Aussicht gestellt und der Kirchenrat der Landeskirche, ihrerseits begeistert vom «Familien- und Generationenhaus Sonnegg», befürwortete ebenfalls in einem Vorentscheid eine zusätzliche 30%-Pfarrstelle. Noch Anfang Jahr hatte Höngg also allen Grund zur Hoffnung, dass es sein «Zentrum mit Herz» bekommt, wie der «Höngger» das Projekt einst genannt hatte. Der Baubeginn war für diesen Sommer geplant, im September 2014 wollte man den Betrieb aufnehmen.

Alles im Ungewissen

Wie es nun weitergeht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Eine Redimensionierung des Projekts steht dem Vernehmen nach nicht zur Diskussion, wie auch Kirchenpflegepräsident Jean E. Bollier am Sonntag sagte. Geprüft wird nun, wie Höngg selbst etwas an die umstrittenen Kos ten beitragen könnte. Eine Option wäre, zwei Grundstücke im Besitz der Reformierten Kirche Höngg einer einträglicheren Nutzung zuzuführen und so zur Finanzierung des «Sonneggs» beizutragen. Konkret ist man schon an der Arbeit, das Land gleich neben dem Alterswohnheim Riedhof, an der Ecke Riedhofstrasse/Reinhold-Frei-Strasse, im Baurecht abzugeben. Für jenes an der Regensdorferstrasse 46, auf dem das alte Sigristenhaus steht, wird gar ein Verkauf in Erwägung gezogen. Doch darüber werden letztlich die Stimmberechtigten der Reformierten Kirchgemeinde Höngg zu entscheiden haben. Am 9. Januar hatten diese der Kirchenpflege erst grünes Licht für entsprechende Abklärungen gegeben – damals in weiser Voraussicht, dass man der ZKP vielleicht ein finanzielles Entgegenkommen signalisieren müsse.
Denkbar für die Höngger Kirchenpflege ist es aber auch, andere Geldquellen wie zum Beispiel Stiftungen anzugehen. Oder die Stadt Zürich, denn diese hatte 1984, beim Verkauf der Liegenschaft Sonnegg an der Bauherrenstrasse 53 an die Kirchgemeinde Höngg, ein Servitut eintragen lassen, wonach das Haus weiterhin öffentlich zugänglich zu sein habe – eine Bedingung, die sie künftig vielleicht auch finanziell unterstützen könnte?
Was sicher ist: Frühestens in einem halben Jahr, wahrscheinlich aber eher später, wird die Kirche Höngg einen neuen Antrag an die Zentralkirchenpflege stellen können. Wie auch immer dieser dann aussehen mag. Dann wird sich zeigen, ob hinter der aktuellen Ablehnung tatsächlich «nur» finanzielle Überlegungen standen. Und Höngg wird, falls überhaupt, frühestens 2015 sein «Familien- und Generationenhaus Sonnegg» bekommen.

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