Quartierleben
«Ringling» wurde zerpflückt und gerückt
Die Auseinandersetzung um das Projekt «Ringling» im Rütihof hat schon manche Seite des «Hönggers» gefüllt: Befürworter und Gegner kreuzten vom Leserbrief bis zum Artikel inklusive Gegendarstellung die Klingen wie anno 1799 Franzosen und Russen hier in Höngg. Doch nun setzte man sich zu Gesprächen, Ironie des Schicksals, ausgerechnet an einen ringförmigen Tisch.
1. April 2010 — Fredy Haffner
Das heimliche Treffen der Vertreter der Interessengemeinschaft Pro Rütischwof und der Bauträgerschaft des «Ringlings» fand letzte Woche statt. Initiiert worden war es von der Arbeitsgemeinschaft «Zäme statt gägenenand», einem Zusammenschluss von in Ausbildung stehenden Mediatoren, die auf diesem Weg ihr theoretisches Wissen in Praxiserfahrung umsetzen wollten. «Es war schwierig, die zerstrittenen Parteien an einen Tisch zu bekommen», berichtet Reto Brennwald, einer der Initianten. Nur schon die Wahl des Treffpunkts sei delikat gewesen. Letztendlich einigte man sich auf die Waldhütte auf dem Gubrist. Als zweiter Schritt wurden allen Teilnehmern individuelle Wege und Anreisezeiten mitgeteilt, so gestaltet, dass sie sich keinesfalls bereits im dunklen Wald begegnen würden.
Schon die Form des Tisches war Programm
In der Hütte angekommen, erwartete sie eine Überraschung: «Zäme statt gägenenand» hatte den Männerchor der pensionierten Landvermesser eingeladen und diese intonierten stimmgewaltig «Im tiefen Wiesengrunde». Derart begrüsst setzte sich das Dutzend Anwesende an den ringförmigen Tisch. Natürlich war die Wahl der Tischform Programm: Die Bauherrschaft nahm auf der Innenseite Platz, die Gegnerschaft auf der Aussenseite. «Dann ging die Post ab», formulierte es Brennwald seinem jugendlichen Alter entsprechend salopp, «es verging eine volle Stunde, bis alle Vorwürfe wiederholt und gekontert waren und erst zufällig entdeckt wurde, dass unser Tisch es in sich hatte.» Dieser, so Brennwald weiter, sei nämlich aus zwölf Einzelteilen zusammengefügt gewesen, für jede und jeden der Kontrahenten ein leicht gebogenes Teil. So entwickelte sich aus dem ursprünglichen Streit ein lustvolles Spiel: Aus dem «Ringling», den der Tisch symbolisch dargestellt hatte, wurden Stück um Stück neue Formen zusammengestellt. Ein «Tischerücken» der speziellen Art. Doch, so scheint es, erfolgreich. Das Treffen, so verriet Brennwald dem «Höngger», sei jedenfalls mit der gemeinsamen Schlusserklärung beendet worden, dass man zwar nicht zu einer allgemein akzeptierten neuen Grundform des Bauwerks gefunden habe – das Spiel mit den leicht gebogenen Tischfragmenten aber die Kreativität derart angeregt habe, dass man nun beiderseits des ursprünglichen Tisches nochmals über die Argumente der Gegenseite nachdenken wolle. Ein weiteres Treffen ist geplant. Zum Abschied in den frühen Morgenstunden hallte dem nun gemeinsamen Weges gehenden Grüppchen das Kirchenlied des schläfrigen Landvermesserchors nach: «Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.»
Letztes Wort soll auf dem Gubrist gesprochen werden
Wie hingegen das letzte grössere, unverbaute Areal im Rütihof überbaut wird, darüber ist weiterhin noch nicht das letzte Wort gesprochen. Wenigstens, so scheint es aktuell zumindest, wird der Konflikt nicht vor Bundesgericht, sondern auf dem nahen Gubrist gelöst.
Dieser Artikel erschien am 1. April 2010. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen, falls es diese überhaupt gibt, angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» beziehungsweise der zeichnenden Autorenschaft. Vor einer realen Adaption wird, je nach Gesinnung, ausdrücklich nicht gewarnt.
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