«Rebberg zum Chranz» um 96 Stöcke reicher

Wenn in Höngg ein Rebberg erweitert wird – was selten genug geschieht –, dann wird daraus beinahe ein «Dorfgeheimnis» gemacht, zumal wenn die künftigen Reben in Patenschaft abgegeben werden sollen. Der Grund ist einfach: In Höngg soll Chancengleichheit herrschen.

Die beinahe vollzählige Rebbaugruppe der Ortsgeschichtlichen Kommission im «Rebberg zum Chranz» in einer Regenpause.

Als im März 2008 der neue «Rebberg zum Chranz» an der Gsteigstrasse, gleich neben dem Ortsmuseum angelegt wurde, war der Ansturm auf Patenschaften für einen der damals 100 kleinen Setzlinge so gross, dass die meisten bereits vor der Pflanzung vergeben waren – was da und dort für gewisse Enttäuschung sorgte. Diesmal wollte die Rebbaugruppe der Ortsgeschichtlichen Kommission allen die gleiche Chance geben, und damit niemand aus der Gruppe im Vorfeld von Interessenten bestürmt wurde, wurde das Datum der Pflanzaktion streng gehütet. Als hätte Petrus ebenfalls einen Mantel des Schweigens über die Geschichte legen wollen, war der vergangene Samstag dann ein regnerischer Tag. So stand die beinahe vollständige Rebbaugruppe in Gummistiefeln und Regenschutz auf dem vorgepflügten Rebhang. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch: Richtschnüre wurden gezogen, Loch um Loch gegraben, die unscheinbaren Setzlinge vorsichtig eingepflanzt, ein nummerierter «Räbstickel» daneben eingetrieben und, der Laie glaubte es bei diesem Wetter kaum, alles kräftig eingewässert. Der Grund, so verriet der Fachmann: Wenn der Boden dermassen durchnässt ist wie derzeit, so formt sich in der Pflanzgrube durch die Spatenstiche eine «Schlickschicht», die dermassen kompakt ist, dass selbst Regenwürmer kaum durchkommen. Erst der nächste Frost würde die Schicht wieder aufbrechen. Das zusätzliche Einschwemmen soll den jungen Reben nun auf dem Weg in den Untergrund des «Ölbergs» etwas «unter die Wurzeln» greifen. So wachsen nun also seit Samstag 96 Reben der Sorte «Cabernet Cortis» in Höngg. Für 60 von ihnen kann ab sofort eine Patenschaft erworben werden. Sie gilt acht Jahre und bringt einen garantierten Ertrag von fünf Flaschen Wein. Das ist auch der Grund, warum nicht für alle Reben Patenschaften vergeben werden: Ein Drittel der Pflanzen dient als Reserve, um Ertragsausfälle kompensieren zu können. Die 2008 gepflanzten Reben der Sorte «Prior» wurden zum Beispiel letztes Jahr durch den Hagel geschädigt und mussten stark zurückgeschnitten werden – nun sind sie, wie ihre neuen Nachbarn auch, durch grüne Plastikrohre geschützt, erster Ertrag wird in drei Jahren erwartet.

Apéro unter Palme

Da der «Höngger» zu einem nächsten Termin weiter musste, beschloss Max Furrer, Vorsitzender der Rebbaugruppe, kurzerhand, den Apéro etwas vorzuziehen. Eingenommen wurde er unter der stattlichen Palme, die ein Vorpächter des städtischen Grundstücks einst aus dem Tessin mitgebracht hatte und deren Gedeihen ein gutes Omen für die prächtige Südhanglage «zum Chranz» sein darf. Furrer würdigte in seinem Trinkspruch den monatlichen Einsatz der Rebbaugruppe mit den Worten: «Das Rebwerk ist eine tolle Sache, man pflegt etwas und es gibt erst noch einen schönen Ertrag – hoffentlich» und schloss mit einem dreifachen «Öchsle hoch, hoch, hoch!» – bevor es dann an die Pflanzung der letzten Reihe ging, für die man die Richtschnur in weiser Voraussicht bereits vor dem Umtrunk gezogen hatte.

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