Gesundheit
Reagieren, bevor es zu spät ist
Am 8. Mai wird der Welt-Eierstockkrebs-Tag begangen. Die Hönggerin Stephanie Ringel engagiert sich für die Manja Gideon Stiftung, die sich für Aufklärung und Forschung stark macht. Das funktioniert: Die heimtückische Krankheit erhält stetig mehr Aufmerksamkeit.
28. April 2025 — Daniel Diriwächter
Bevor die Zürcherin Manja Gideon im Oktober 2014 an Eierstockkrebs starb, kämpfte sie fünf Jahre lang gegen diese Krankheit. Keiner der Ärzte, die sie in den ersten beiden Jahren konsultierte, brachte ihre Beschwerden mit einem Ovarialkarzinom in Verbindung. Weil Gideon ihre Diagnose zu spät erhielt, wollte sie dies anderen Frauen ersparen. Sie entschloss sich, die Aufklärung auf diesem Gebiet zu fördern.
«Ich möchte es Frauen ermöglichen, den Ärzten die richtigen Fragen zu stellen. Sollte durch meine Stiftung nur ein einziges Leben gerettet werden, wäre ich die glücklichste Frau», so ihr Zitat. Noch im Jahr 2014 legte sie den Grundstein für die Manja Gideon Stiftung, die sich dafür stark macht, dass die Krankheit Eierstockkrebs bekannter und als Forschungsfeld interessanter wird.
Die Hönggerin Stephanie Ringel ist Geschäftsleiterin der Stiftung. Im Interview erklärt sie, welche typischen Symptome auf den Eierstockkrebs hinweisen und wie wichtig die Aufklärungsarbeit der Stiftung ist.
Stephanie Ringel, wie begann Ihr Engagement für die Manja Gideon Stiftung?
Stephanie Ringel: Im Jahr 2013 wurde ich von Manja Gideon persönlich kontaktiert. Sie hat mich als Journalistin und Kommunikationsfachfrau gebeten, mich dafür einzusetzen, dass die Krankheit Eierstockkrebs mehr Aufmerksamkeit erhält. Denn sie selbst habe zu wenig Informationen darüber gefunden. Ich habe damals schnell realisiert, dass die Krankheit keine Lobby hat. So begann mein Engagement für die Aufklärungsarbeit durch die Stiftung. Diese wird heute von der Mutter der Gründerin, Erika Gideon, präsidiert, die Schwester Gabriella Rabner-Gideon ist Mitglied des Rates.
Wie beschreiben Sie den heutigen Stand der Aufklärung?
Wir sind glücklicherweise an einem anderen Punkt als noch vor zehn Jahren. Dennoch bleiben die Aufklärungsarbeit und Forschungsförderung wichtig. Wir sehen heute auch neue Bereiche, um die Frauen zu unterstützen und zu stärken. Die Mortalitätsrate beim Eierstockkrebs ist hoch, rund 70 Prozent der Frauen sterben daran.
Wie kann eine Frau auf eine mögliche Erkrankung reagieren?
Typische Symptome sind anhaltende Schmerzen im Unterbauch, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit oder Zunahme des Bauchumfangs. Dies ähnelt einer Magen-Darm-Verstimmung oder den Begleiterscheinungen der Menopause. Halten diese Beschwerden jedoch länger als vier Wochen an, ist der Besuch beim Gynäkologen angezeigt.
Auch die Genetik spielt eine Rolle.
Fachleute sprechen vom familiär bedingtem Krebsrisiko. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass bei etwa 20 Prozent der Krankheitsfälle eine genetische Veranlagung zur Erkrankung vorliegt. Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 erhöhen das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. In der Schweiz erkranken jährlich rund 6600 Frauen an Brustkrebs und zirka 600 Frauen an Eierstockkrebs. Aber im Gegensatz zu Brustkrebs gibt es bei Eierstockkrebs keine wirksame Früherkennung durch regelmässige Ultraschalluntersuchungen oder Bluttests, und ein Ovarialkarzinom ist auch nicht zu ertasten.
Ist man dieser Krankheit machtlos ausgeliefert?
Der Gedanke, eine erbliche Vorbelastung zu haben, kann verunsichern. Aber, die Ärzte sagen, in der schlechten Nachricht liege auch die gute: Wenn in einer Familie mindestens zwei enge Verwandte an beispielsweise Brustkrebs oder Darmkrebs erkrankt sind, kann das ein Indiz für eine erbliche Vorbelastung sein. Es lohnt sich also, die Familiengeschichte zu kennen, weil man dann auf die Symptome des Eierstockkrebs sensibilisiert ist.
Was geschieht bei einer Diagnose?
Das Behandlungskonzept für Eierstockkrebs ist in den meisten Zentren für gynäkologische Onkologie sehr ähnlich, wenn nicht identisch. Sobald der Verdacht auf einen Eierstockkrebs hindeutet, werden diverse Abklärungen eingeleitet. Die Befunde daraus bespricht das Tumorboard, das ist ein Team von Spezialisten für gynäkologische Krebserkrankungen, und legt die Behandlung fest.
Seit zehn Jahren organisiert die Stiftung zusammen mit der Krebsliga Zürich am 8. Mai eine Informationsveranstaltung.
Das stimmt, wir arbeiten dabei eng mit der Krebsliga Zürich zusammen. Der Jahrestag, der auf Initiative der World Ovarian Cancer Coalition ins Leben gerufen wurde, motiviert uns, den Betroffenen und Interessierten einen persönlichen Anlass zu bieten, um sich über die Krankheit zu informieren. Besonders wertvoll ist der Austausch: Frauen begegnen anderen Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Es entstehen Gespräche über Fragen wie: Was macht der Krebs mit mir, was macht er mit meiner Familie, wie lebe ich mit dem Risiko, wo gibt’s Rat? Die Veranstaltungen finden abwechselnd in Zürich und Winterthur statt.
Welche Schwerpunkte bieten Sie im Mai in Winterthur an?
Zwei Themen stehen auf dem Programm. Dr. med. Susanna Stoll aus dem Stadtspital Triemli spricht über «Gene und Eierstockkrebs». Wie bereits erwähnt, ist das familiäre Risiko ein Indiz bei der Früherkennung. Und wir behandeln, welche Rolle Ernährung spielt.
Kommen wir zurück auf Manja Gideon. Wäre die Gründerin heute zufrieden mit der Arbeit der Stiftung?
Die Stiftung ist klein, entwickelt sich langsam, aber nachhaltig. Erika Gideon und der Stiftungsrat unterstützen die Aufklärungsarbeit sehr engagiert. Manja’s Wunsch, Frauen zu stärken und Leben zu retten, ist für mich unverändert der Motor, mich im Kampf gegen den Eierstockkrebs stark zu machen.
Infoabend: Familiärer Eierstockkrebs und Ernährung
Donnerstag, 8. Mai, 19 – 20.30 Uhr
Für Betroffene, Ratsuchende und Interessierte
Fachvortrag und moderiertes Gespräch
Mit anschliessendem Apéro und Austausch
Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung:
turmhaus@krebsligazuerich.ch
Begegnungszentrum Turmhaus
Haldenstrasse 69
8400 Winterthur
www.manja-gideon-foundation.org
www.krebsligazuerich.ch
0 Kommentare