Rääbeliechtli, wo gasch hii?

Kerzen, Räben, Lichter und strahlende Kinderaugen. Am vergangenen Samstag marschierten fünf Züge aus verschiedenen Richtungen auf den abgedunkelten Kirchenplatz, wo sie von sanften, musikalischen Klängen empfangen wurden.

Der Höngger Räbeliechtliumzug ist eine unveränderliche Tradition.

Viel verändere sich nicht, in dieser Tradition, meint eine Mitarbeiterin des Quartiervereins, die bereits zum x-ten Mal den Umzug organisiert und die Kinder auf ihrem Weg durch Höngg begleitet. Es gäbe immer ungefähr gleich viele Teilnehmer, alles Kinder zwischen ganz klein und zweiter Klasse mit ihren Eltern, bei strömendem Regen, wie letztes Jahr, begreiflicherweise etwas weniger. Probleme habe es noch nie gegeben, abgesehen von dem einen Autofahrer, der letztes Jahr nicht warten konnte und beinahe einen mithelfenden Polizisten über den Haufen gefahren hätte. Noch nie hat sich ein Kind verirrt, noch nie kam es zu Vandalismus oder ähnlichem, was zum grössten Teil der hervorragenden Organisation durch den Quartierverein Höngg zu verdanken ist. Wieder waren dieses Jahr rund fünfundzwanzig Mitglieder für die Durchführung des Räbeliechtliumzugs verantwortlich, wieder wurden die fünf Züge von Tamburen angeführt und von Polizisten und QV-Mitarbeitern in Leuchtwesten begleitet und wieder gab es am Ziel bei der reformierten Kirche in Höngg Weggen, Punsch und Guggenmusik.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne

Die Bewohner der an der Route angrenzenden Häuser versammeln sich auf ihren Balkonen, um der Prozession der kleinen Lichter zuzusehen, die wie Glühwürmchen die Nacht umschmeicheln. Ein Lächeln ist auf ihren Gesichtern zu sehen, denn ganz egal, wie turbulent und aufwirbelnd das vergangene Jahr war, am Räbeliechtliumzug ist die Welt für einen kurzen Moment wieder in Ordnung. Weniger gut fühlen sich die Autofahrer, die zu langsam waren oder einfach Pech hatten, und deshalb bis zu einer Viertelstunde warten müssen, bis der Umzug an ihnen vorbeizieht und sie endlich wieder aufs Gas treten können. Fünf Züge sind es insgesamt, die aus vier verschiedenen Richtungen auf das Ziel, den Platz vor der Kirche, zuströmen. Ursprünglich waren fünf Richtungen geplant, in der Form eines Sterns, doch dafür hätte die Limmattalstrasse gesperrt werden müssen, was logistisch strikt nicht durchführbar gewesen wäre. Ebenfalls nicht durchführbar war das Löschen der Strassenlampen, was dem Umzug in ästhetischer Weise zuträglich gewesen wäre. Was auf dem Land durchaus möglich ist und auch gemacht wird, ist in der Stadt schlichtweg zu teuer. Aber dies tut der Magie dennoch keinen Abbruch. Die Kinderaugen strahlen trotz Strassenbeleuchtung.

Ich geh’ mit meiner Laterne

Die Räben wurden traditionell von den Kindern selber geschnitzt, an Orten wie dem Kindergarten, der Schule, zu Hause oder im Gemeinschaftszentrum. Wie es die Tradition verlangt, waren sie verziert mit Sujets von Sonne, Mond und Sternen, man sah aber auch viele Vornamen oder individuelle Sujets wie etwa Elefanten oder Bagger. Für die ganz Kleinen ist das Schnitzen der Laternen eine Form von künstlerischer Betätigung, die mit der Prozession selbst ihre Vollendung findet. Verständlich ist die Freude, und deshalb auch, dass die Kinder weiterhin von Jahr zu Jahr daran teilnehmen. So, wie der Räbeliechtliumzug selbst unveränderliche Tradition ist, so ist es auch Tradition, dass der Höngger jeweils über ihn berichtet. So auch nächstes Jahr. Bis dahin wünschen wir eine schöne Zeit, ganz im Sinne Rainer Maria Rilkes: «Alle, die in Schönheit gehn, werden in Schönheit auferstehn».

 

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