Plötzlich Politiker*in

Zwei Sekundarklassen aus dem Schulhaus Lachenzelg konnten im Mai 2022 am Projekt «Spiel Politik» im Bundeshaus teilnehmen. Mila Bohne, eine der teilnehmenden Schüler*innen, hat für den «Höngger» einen Bericht über ihre Erfahrungen verfasst.

Einmal im Bundeshaus selbst Politiker*in sein – diese Gelegenheit bot sich zwei Klassen des Lachenzelgs im Rahmen des Projekts «Spiel Politik». (Foto: zvg)

Dreimal im Jahr findet in Bern ein Projekt namens «Spiel Politik» statt. Bei diesem Simulationsspiel geht es darum, eine Session und den Verlauf davor nachzuspielen. Vier verschiedene Klassen bilden eine eigene Partei und treffen sich im Bundeshaus zur Nationalratsdebatte.

Lange Vorbereitung

Auch mit dabei war unsere Parallelklasse sowie eine Klasse aus der Schule Milchbuck und eine Klasse aus dem Tessin. In der Schule haben wir viele Vorbereitungen getroffen. Wir mussten uns erst ein Bild der Politik machen. Dabei haben wir gelernt, wie das politische System der Schweiz funktioniert. Dann gründeten wir eine Partei und eine dazugehörige Initiative. Wir mussten 100 Unterschriften sammeln, ein Parteilogo und einen Parteitext entwerfen.

Ganz viele Diskussionen

Mit dem Zug ging es dann am 17. Mai nach Bern. Wir hatten nur wenig Zeit, uns im Hostel einzurichten, weil es danach direkt mit den Kommissionssitzungen weiter ging. In jeder Kommission wurde eine andere Initiative besprochen und diskutiert. Es gab einen Kommissionspräsidenten oder eine Kommissionspräsidentin, der/die die Kommission geleitet hat. Ein Übersetzer bzw. eine Übersetzerin war auch dabei, eine Lehrperson, die das Protokoll schrieb und die restlichen Kommissionsmitglieder. Am Schluss entschied sich die Kommission, ob sie dem Parlament die Initiative zur Annahme oder Ablehnung empfehlen soll oder ob allenfalls ein zuvor erarbeiteter Gegenvorschlag unterstützt werden sollte.
Nach einer anschliessenden Fraktionssitzung gingen wir zurück ins Hostel, in dem wir die Nacht verbrachten. Dort konnten wir Tischtennis oder Billard spielen oder mit dem alten Lift fahren.

Grosses Finale im Bundeshaus

Am nächsten Tag mussten wir früh aus den Betten, um eine Führung durch das Bundeshaus geniessen zu können. Es war erstaunlich zu sehen, wie gross die Säle und Räume waren. Sehr beeindruckend war der Balkon im Ein- und Ausgangsbereich, der das Volk symbolisieren soll. Dieser Balkon wurde noch nie betreten und soll die Bundes- und Ständeräte daran erinnern, dass sie Volksvertreter*innen sind und das Volk über ihnen steht. Nach der Führung ging es weiter mit der Session. Wir sassen alle gespannt auf unseren Stühlen. Zu Beginn hielt der Ex-Nationalratspräsident Dominique de Buman, der die Rolle des Bundesrates übernommen hatte, eine Eröffnungsrede. Danach musste jede Kommission und jede Partei ihre Meinung zu den jeweiligen Initiativen präsentieren. Auch freiwillige Sprecher*innen konnten sich während der Session in einer Liste einschreiben, um ihre Meinung zu erläutern. Nachdem auch die Vertretung des Bundesrates ihre Meinung präsentiert hatte, mussten wir abstimmen.  Danach arbeiteten wir uns Schritt für Schritt durch jede Initiative. Nach zwei Runden gab es eine Pause, in der man sich mit einem kühlen Getränk und einem Snack stärken durfte. Nach einer halben Stunde fuhren wir weiter mit den restlichen zwei Initiativen. Nach den Abschiedsworten mussten wir schnell unser Gepäck holen und es ging ab nach Hause.

Ein bleibendes Erlebnis

Wenn wir heute zurückblicken, waren das zwei erstaunliche Tage, die uns immer in Erinnerung bleiben werden. Trotz eines dichten Programmes blieb auch noch etwas Zeit, die schöne Stadt Bern zu geniessen und uns mit den anderen Klassen anzufreunden. Wir können dieses grossartige Erlebnis allen Lehrpersonen weiterempfehlen. Man lernt etwas fürs Leben. 

Die Initiativen aus dem Lachenzelg

«Förderung der Solarenergie für eine unabhängige und nachhaltige Schweiz» 3. AB Glünkin, Stadt Zürich, Lachenzelg 

Die Bundesverfassung wird wie folgt geändert:  

Art. 89 Abs. 6 (neu)  

1 Der Bund gibt vor, dass auf allen bestehenden und neuen Dächern Photovoltaikanlagen zur Strom- und/oder Wärmeproduktion installiert werden. Hauseigentümer und Bund teilen sich die Kosten. 
2 Neubauten sollen einen beträchtlichen Teil der Fassade und des Dachs mit Photovoltaikanlagen bedecken. 
3 Wenn der ökonomische Nutzen zu klein sein sollte oder bei besonders ortsbildprägenden Gebäuden, können Kantone und Gemeinden Ausnahmebestimmungen erlassen. 

Die Initiative in unseren Worten: 

Photovoltaikanlagen auf Dächern leisten einen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherheit des Landes. Durch Solarenergie löst sich die Schweiz von der Abhängigkeit fremder (meist autokratischer) Staaten. Zudem ist die Förderung nachhaltiger Energieformen dringend notwendig, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. 

Partei der Solarenergie (PDS)

 

«Späterer Eintritt in die Berufslehre» 3. AB Gir, Stadt Zürich, Lachenzelg 

Die Bundesverfassung wird wie folgt geändert:  

Art. 62 Abs.7. (neu)  

1 Bund und Kantone sorgen dafür, dass die Jugendlichen genügend Zeit für die Berufswahl haben. 
2 Die Jugendlichen treten i.d.R. erst nach vollendetem 16. Lebensjahr eine Berufslehre an. 
3 Die obligatorische Schulzeit wird auf 10 Schuljahre verlängert. In Ausnahmefällen ist auch ein Lehrbeginn nach vollendetem 
    9. Schuljahr möglich. 
4 Der Eintritt ins Gymnasium soll auch nach dem 10. Schuljahr möglich sein. 

Die Initiative in unseren Worten: 

In den vergangenen Jahren wurde in vielen Kantonen das Stichdatum für den Schuleintritt nach vorne verschoben, was zur Folge hat, dass nun bereits knapp 15-Jährige mit der Berufslehre beginnen. Viele Jugendliche fühlen sich mit 13 bzw. 14 Jahren noch zu jung, um sich bereits auf die Berufswahl einzulassen und sich für einen Beruf zu entscheiden. Viele Jugendlich wünschen sich mehr Zeit und mehr persönliche Reife für diese wichtige Entscheidung. In Ausnahmefällen soll aber bereits nach 9 SJ ein Berufseintritt möglich sein. 

Bildungspartei der Schweiz (BPS)

 

 

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