Ostern beginnt mit Verrat und Tod

Am Gründonnerstagabend führten der reformierte Kirchenchor Höngg und das Kammerorchester Aceras mit der Sopranistin Franziska Wigger und Robert Schmid an der Orgel Auszüge aus Reinhard Keisers «Markuspassion» unter der Leitung von Peter Aregger auf.

Peter Aregger dirigiert Kirchenchor und Orchester. (Foto: Matthias Ragaz-Morlet)

Wenn Ostern hierzulande im Jahresablauf kalendarisch wahrgenommen wird, sind es wohl die freien Tage, womöglich auch schon Ferientage, die wir festhalten, bevor wir dem Wort Ostern gedanklich auch religiöse Inhalte beifügen. Dass Ostern eigentlich das christliche Fest überhaupt ist – und nicht Weihnachten –, müssen wir uns immer wieder bewusst werden. Und dass dieses Fest mit der Feststellung «Christus ist auferstanden» erst seine Begründung und seine Bejahung bekommt, und drei Tage davor mit einem, oder besser, mehreren Verraten und einer Hinrichtung beginnt, macht es auch nicht leichter. Darum ist es bemerkenswert, wenn sich an diesem Gründonnerstagabend zahlreiche junge und ältere Leute in der alten Kirche Höngg zu einer Musik- und Wort-Besinnung treffen und wir darüber berichten.

Subtile Fragen an das Publikum

Dass Peter Aregger Reinhard Keisers «Markuspassion» zur Aufführung bringen wollte, war wohl die Möglichkeit, das Werk in Auszügen und kleiner Besetzung aufführen zu können und dennoch mit einem satten Klang zu brillieren. Für Pfarrerin Anne-Marie Müller bot der Text dieser Passion mit seinen unpersönlichen, so gar nicht barocken Feststellungen die Möglichkeit, subtile Fragen an das eigene Befinden zu stellen. So sind in den Texten Sätze zu lesen wie «Hat dich die Angst betreten, so gehe hin zu beten, zu deinem heiligen Gott. Und sollst du nun zerfallen, kannst du im Fallen lallen, so wirst du nicht zum Spott» oder «Doch nicht wie dieser Judas tate, mit Gall` vermischtem schnöden Rate, nein, nein, aus innerem Herzensgrund».

Die Multiversalität von Peter Aregger

Johann Sebastian Bach soll dieses Werk mindestens dreimal aufgeführt haben. Das heisst, dass er es als gleichwertig angesehen hat und es für ihn wohl keiner Verpflichtung bedurfte. Für uns heisst es aber auch, dass es spielbar in seiner Art ist – der Kirchenchor Höngg mit seiner Bach-Affinität war auch hörbar in seinem Element. Und ebenfalls Franziska Wigger, die mit ihrem kräftigen Sopran die zwickigen Stellen meisterte, in denen das Deutsch so gar nicht in die beschwingten und phrasierten Takte einpassen wollen. Peter Aregger bewies bei den zwei Bass-Arien auch hier seine Multiversalität und sang diese gleich selbst.

Die Aufführung endete nach dem gesungenen und gespielten Amen mit dem Segen für alle und, etwas verblüffend, nach einigen Minuten des Stillsitzens und dem langsamen Austritt in die einfallende Nacht.

Ein Artikel von François G. Baer                                                                                                                                                

Stabat Mater von Joseph Haydn zum Mitsingen

Der reformierte Kirchenchor Höngg lädt Gastsänger*innen ein, an der Aufführung dieses Werks mitzuwirken. Die Proben finden donnerstags, 20 Uhr, ab 25. Mai im reformierten Kirchgemeindehaus statt. Das Konzert findet am 9. September in der Reformierten Kirche Höngg statt. Einen Tag später folgt die Teilwiederholung im Gottesdienst.

Detailangaben: www.kk10.ch/Projektchor

Auskünfte: Ursula Holtbecker, ref_chor_hoengg@gmx.ch

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