Oster-Igel

Jetzt sind sie wieder aus ihrem Winterschlaf erwacht. Sie sind stachelig, riechen nicht sehr angenehm, tragen oft Zecken und sind laut – trotzdem gelten Igel als herzig und sind äusserst beliebt.

Unbeirrt der Nase nach.
Alarmstufe 1: Kopf runter und Stacheln rauf.
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Sitzt man an einem warmen Frühlingsabend gemütlich im Garten, raschelt es plötzlich laut, so als würde ein grösseres Tier umherstreifen. Dann erscheint ein Igel. In typischer Manier geht er unbeirrt seines Weges, immer der Nase nach. Auf diese verlässt er sich, denn mit seinen kleinen Augen sieht er nicht viel. Manchmal hält er inne, schnüffelt intensiv den Boden ab und beisst herzhaft zu. Hat er eine Nacktschnecke erwischt, zerquetscht er die zähschleimige Masse laut schmatzend. Dabei kommt mir immer sein englischer Name «hedgehog», frei übersetzt «Heckenschweinchen», in den Sinn. Dass er Schnecken verspeist, freut die Gartenbegeisterten, nur stehen diese Weichtiere nicht wirklich hoch oben auf seiner Beliebtheitsskala. Zusammen mit den Maulwürfen und Spitzmäusen gehört der Igel nämlich zur Ordnung der Insektenfresser. Mit seinen 36 spitzen, oft sogar mehrspitzigen Zähnen, kann er die Chitinpanzer selbst von grossen Käfern zertrümmern. Doch hält er sich nicht an den Ordnungsnamen, sondern frisst nebst Insekten auch Regenwürmer, allerlei vom Komposthaufen, und die herumstehenden Katzen- und Hundefutternäpfe leert er kurzerhand gut hörbar. Laut sind Igel aber nicht nur beim Fressen und Herumstreifen. Wie oft bin ich schon nachts aufgeschreckt, wenn es im April draussen lauthals fauchte, als wäre ein Drachen am Werk, um schliesslich zwei Igel beim Paarungsvorspiel zu entdecken. Das Männchen hatte mehrere Kilometer zurückgelegt und fand endlich ein Weibchen, um nun mit schnarrendem Fauchen und mit Kopfstössen abgewiesen zu werden. Doch der Bewerber lässt sich nicht leicht abwimmeln, umkreist die Angebetete unentwegt, bis sie sich hoffentlich umstimmen lässt. Igel sind also laute Tiere und sie können es sich leisten. Bei Gefahr eilen sie nicht davon, sondern verlassen sich voll auf ihre etwa 6000 Stacheln. Erst stellen sie die Kopfstacheln auf und ziehen den Kopf ein – Hunde und Füchse respektieren das meistens. Und wenn das für einmal nicht abschrecken sollte, rollen sie sich mit speziellen Muskeln vollständig zu einer Kugel zusammen. Dann hat bei uns praktisch nur noch der Dachs eine Chance, Igel aufzurollen. Auf Autostrassen wird ihnen ihr Verhalten leider oft zum Verhängnis. Trotzdem: Igel gibt es im Gegensatz zu Feldhasen in Höngg zum Glück noch. Deshalb könnten wir eigentlich sie zu Osterboten erküren. Doch den Bezug zu Ostereiern herzustellen, fällt schwer. Mit den eierlegenden Schnabeligeln der australischen Region sind Igel nicht näher verwandt. Und die Eier bodenbrütender Vögel verspeisen unsere Igel lieber, statt sie zu bemalen und zu verstecken. Wie dem auch sei: Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

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