Nur noch alle zwei Jahre ein Wümmetfäscht?

Wenn sich der Verein Handel und Gewerbe Höngg am 19. Mai zu seiner Generalversammlung trifft, wird der Vorstand den anwesenden Mitgliedern eine brisante Vorlage zur Abstimmung bringen: Soll das Wümmetfäscht nach dem diesjährigen künftig nur noch alle zwei Jahre stattfinden?

Fällt das Wümmetfäscht bald jedes zweite Jahr aus dem Kalender?

Das Höngger Wümmetfäscht, einer der grössten Quartieranlässe auf Stadtgebiet, geht auf den ersten grossen Ertrag – im Jahre 1973 – des erst 1968/69 neu mit Reben bepflanzten Kirchenhügels zurück. Werner Wydler, so ist in der Ortsgeschichte Höngg von Georg Sibler nachzulesen, habe als damaliger Präsident des Quartiervereins die Idee zu diesem Fest gehabt. So fand dann am Wochenende des 20. und 21. Oktober nach der ersten richtigen Wümmet 1973 auch das erste Wümmetfäscht statt – vor der reformierten Kirche, mit einer Bühne als einziger Einrichtung. 1977 wurde der Platz bereits zu klein, das Fest auf den Pausenplatz des Schulhauses Lachenzelg und von dort 1982 auf jenen des «Bläsis» verlegt, wo es bis heute alljährlich stattfand.

Der Aufwand ist jedes Jahr gross

Doch ein Fest dieser Grössenordnung steht nicht von selbst Jahr für Jahr bereit: Nebst dem organisierenden OK Wümmetfäscht, das unter dem Patronat des Quartiervereins Höngg (QVH) steht, engagieren sich in erster Linie die Mitglieder des Vereins Handel und Gewerbe Höngg (HGH). Sie bauen auf und ab, betreiben Stände, Zelte und die Gewerbebeiz und servieren − und spendieren weitgehend − den äusserst beliebten Wümmetznüni am Sonntag. Nun wird einigen der Beteiligten der jährliche Aufwand zu gross. André Bolliger, Präsident des HGH, schildert im Gespräch das Hauptproblem: «Die meisten von uns sind Kleingewerbler mit einem bis zehn Mitarbeitenden. Das Wümmetfäscht absorbiert ein bis drei Personen für rund eine Woche. Über den Daumen gerechnet sind das runde 5000 Franken alleine an Lohnkosten. Einige unserer Mitglieder stellen in dieser Zeit sogar Aufträge zurück und vertrösten Kunden. Hinzu kommt der Wümmetznüni, Werbung, allenfalls Standkosten und vieles mehr. Das ist je länger je weniger tragbar.» Im Vorstand des Vereins, der gemäss Bolliger auch nicht mehr die Mitgliederbreite hat, um die Last auf viele Schultern zu verteilen, setzte sich deshalb der Vorschlag durch, das Wümmetfäscht nur noch jedes zweite Jahr zu organisieren. Einmal mit Umzug, dann mit Gewerbeschau. Die Generalversammlung am 19. Mai wird darüber zu befinden haben.

Das OK Wümmetfäscht sympathisiert

Entsprechend vorinformiert, hat man sich auch im OK Wümmetfäscht bereits Gedanken gemacht. Emerita Seiler, im sechsten Jahr Präsidentin des OK, versteht die Argumente der Gewerbler gut und kennt die Sorgen um engagierte, ehrenamtliche Mitarbeitende aus eigener Erfahrung. Seitens des OK gesellen sich zu den personellen auch noch finanzielle Überlegungen, denn in Jahren ohne Umzug oder Gewerbeschau schreibt das OK immer wieder Defizite. Letztes Jahr runde 13 000 Franken. Auch mit der Sponsorensuche verläuft es zunehmend schwierig, berichtet Seiler: «Einige machen bereits nur noch zögerlich oder uns vom OK zuliebe mit.» So erstaunt es nicht, dass man im Vorstand des OK mit dem Vorschlag des HGH sympathisiert. «Vielleicht«, so Seiler, «wäre es wirklich vernünftiger, nur noch alle zwei Jahre ein grosses Fest zu organisieren.»

Der Quartierverein gibt sich zurückhaltend

Beim Quartierverein Höngg, der nächstes Jahr sein 75-Jahr-Jubiläum feiert und dies nun vielleicht ohne die Bühne des Wümmetfäschts wird tun müssen, nimmt man die ganze Geschichte noch gelassen. Präsident Ueli Stahel hat Verständnis für den Antrag des HGH-Vorstands, will aber dem Entscheid der Generalversammlung nicht vorgreifen. Sollte er im Sinne der Zweijahresregelung ausfallen, so müsste sich der QVH unter Umständen der Tatsache beugen, dass ihm die ausführenden Kräfte fehlen, um weiterhin jährlich ein Wümmetfäscht abzuhalten. «Vorausgesetzt, es stünde keine Manpower von anderer Seite zur Verfügung», wie Stahel schreibt: «Ob dies der Fall sein könnte, ist für mich sehr wenig wahrscheinlich, aber nicht hundertprozentig auszuschliessen.» Vorerst will Stahel «abwarten und Tee trinken». «Das Wümmetfäscht 2011 findet inklusive Gewerbeschau statt», hebt er hervor − und wie der QVH sein Jubiläum 2012 zu feiern gedenkt, das höre man an dessen Generalversammlung am kommenden 6. Juni.

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