«Nur nichts tun ist falsch»

Am 10. September ist der «Tag der Ersten Hilfe». Der Samariterverein Zürich-Höngg engagiert sich aber das ganze Jahr hindurch. Die Samariterlehrerin Andrea Nüesch im Interview.

Die Samariterlehrerin Andrea Nüesch im Materiallager des Vereins. (Foto: dad)

Es ist eine stolze Zahl: Über das Jahr verteilt leisten die Höngger Samariter*innen rund 450 Stunden Dienst an Veranstaltungen. Es ist ein Verein mit Geschichte und wurde 1894 gegründet. Die «Höngger Zeitung» traf die Samariterlehrerin und Kursleiterin Andrea Nüesch im Materiallager des Vereins, das im reformierten Kirchgemeindehaus untergebracht ist. Sie erzählt, worauf es bei ihren Aufgaben ankommt.

Frau Nüesch, Sie sind seit 1997 Aktivmitglied beim hiesigen Samariterverein, sind Kursleiterin und Vorstandsmitglied. Warum ist der «Tag der ersten Hilfe» so wichtig?

Andrea Nüesch: Ich wünsche mir, dass wenn jemandem einen Unfall widerfährt, immer Menschen in der Nähe sind, die sich mit der Ersten Hilfe auskennen und entsprechend handeln. Der «Tag der Ersten Hilfe» macht darauf aufmerksam.

Vielleicht sind manche Menschen mit der Hilfe überfordert?

Das Motto lautet stets: Nur nichts tun ist falsch. Man soll also aufmerksam sein, den Notfall erkennen und reagieren. Zumutbar ist sicher die Alarmierung – die Nummer 144 sollten sich alle merken. In regelmässigen Umfragen kennen leider nur rund die Hälfte der Befragten die Notfallnummer.

Nicht helfen ist sogar strafbar.

Nach dem Strafgesetzbuch kann unterlassene Hilfeleistung ein Gerichtsverfahren nach sich ziehen. Insbesondere bei Unfällen auf der Strasse. Verwickelte und Zeugen sind daher verpflichtet, Hilfe zu leisten.

Der Samariterverein Zürich-Höngg ist an vielen Anlässen zugegen, was sind dort Ihre Aufgaben?

Es benötigt stets eine ausführliche Vorplanung, nachdem wir die Anfrage der Kund*innen erhalten haben. Wir müssen wissen, wie grossräumig der Anlass ist, wie viele Leute erwartet werden und welche Risiken es gibt. Sportveranstaltungen bergen andere Gefahren als Firmenanlässe oder Konzerte. Wir stellen meistens zwei bis drei Personen und erhalten einen Raum am entsprechenden Anlass.

Welche Hilfe können Sie anbieten?

Wir führen oft Wundbehandlungen aus, etwa Schnittverletzungen. Bei Sportverletzungen kühlen wir und verbinden das betroffene Körperteil. Auch geben wir Empfehlungen ab beziehunsgweise wir verweisen an den Notfallarzt. Für den Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes haben wir einen Defibrillator und ein kleines Beatmungsgerät. In kritischen Situationen können wir die Zeit bis zum Eintreffen der Ambulanz überbrücken.

Ist das auch mit Kosten verbunden?

Wir behandeln die Patient*innen immer kostenlos. Die Veranstalter*innen tragen die Kosten für den Sanitätsdienst und der Verein entschädigt die freiwilligen Samariter*innen pro geleistete Einsatzstunde.

Was benötigt es, um beim Samariterverein aktiv zu werden?

Die Mitgliedschaft können alle ab 16 Jahren beantragen. Um Sanitätsdienst zu leisten, benötigt es eine konkrete Ausbildung: Die Stufe 1 beinhaltet den Nothilfe- und Basic-Life-Support-Kurs. Darauf aufbauend kommt die Stufe 2 mit weiteren 14 Lektionen. Am Ende erhält man ein Zertifikat. Als Trainingsmöglichkeit organisieren wir neun Weiterbildungsabende pro Jahr, Aktivmitglieder verpflichten sich zum Besuch von vier. Nicht zu vergessen: Das erworbene Wissen kommt den Mitgliedern auch privat zugute.

Gibt es bekannte Fehler in der Ersten Hilfe?

Lebensbedrohlich ist es, wenn man eine bewusstlose Person auf dem Rücken liegen lässt – sie muss auf die Seite gedreht werden, ansonsten könnte sie ersticken.

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit als Samariterin?

Wir sind nur 25 Aktivmitglieder in Höngg und unsere Botschaft ist, dass wir als Samariter*innen eine Arbeit leisten, die im Quartier fest verankert ist. Und sie ist sinnstiftend: Menschen zu helfen ist ein gutes Gefühl.

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