Neugestaltung des Fischerwegs

Seit am Fischerweg, links der Limmat von der Hardturmstrasse 214 bis auf die Höhe des Höngger Wehrs, die Arbeiten für die Neugestaltung begonnen haben, gehen beim «Höngger» Anrufe und Mails mit teilweise bitteren Klagen ein. Der Grund: Die stattlichen Pappeln, die das Landschaftsbild prägten, wurden gefällt.

Der Fischerweg: Neu gepflanzte Bäume, dazwischen die gefällten .

Immer wenn Bäume gefällt werden, sind verständlicherweise Emotionen im Spiel. Doch worum geht es? Warum wurden die Pappeln gefällt? Wie zwischen der Werdinsel und der Autobahnbrücke in Unterengstringen – siehe «Höngger vom 18. März – ist der Hochwasserschutz auch zwischen den Bernoulli-Häusern und der Europabrücke ungenügend. Dies zeigte die neue Gefahrenkarte des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft, AWEL, und der Kanton Zürich reagiert darauf, denn, so sagte selbst SVP-Regierungsrat Markus Kägi anlässlich einer Pressekonferenz, wegen des Klimawandels müsse generell mit der Zunahme von extremen Hochwassersituationen gerechnet werden. In einer Medienmitteilung und einem Informationsschreiben an die Anwohnerschaft machte das Tiefbauamt im März auf die beginnenden Arbeiten aufmerksam. Geplant wurden die Arbeiten jedoch von langer Hand: Seit längerer Zeit erstellen städtische und kantonale Behörden in enger Zusammenarbeit mit der betroffenen Bevölkerung sogenannte Landschaftsentwicklungskonzepte, kurz LEK genannt. Sie haben zum Ziel, den Landschaftsraum aufzuwerten und künftige Nutzungskonflikte zu vermeiden. Auch für den Limmatraum wurde von Grün Stadt Zürich in den Jahren 2003 bis 2006 ein solches LEK erarbeitet und 2006 vom Stadtrat festgesetzt und damit behördenverbindlich.

Umsetzung dauert bis November

Eine der rund 80 Massnahmen aus dem LEK Limmatraum ist die Verbreiterung des Fischerwegs zwischen der Bernoulli-Siedlung und dem Höngger Wehr. Mitte April hat die Umsetzung dieser Massnahme begonnen, Ende November soll sie abgeschlossen sein. Gleichzeitig mit den Hochwasserschutzmassnahmen werden die Werkleitungen des ewz erneuert und der Fischerweg zwischen Höngger Wehr und Bernoulli-Häusern von zwei auf dreieinhalb Meter verbreitert. Dadurch kann künftig das Velo-Fahrverbot aufgehoben werden, wie dies auch der regionale Richtplan vorsieht. Auch zwei grössere Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten sowie drei Zugänge zur Limmat – Wünsche aus der Bevölkerung, die Eingang ins LEK gefunden haben – werden gebaut. Den Veränderungen weichen müssen rund 80 Bäume, überwiegend kanadische Pappeln und Säulenpappeln. Die meisten davon hatten den Zenit ihres Lebenszyklus‘ bereits erreicht und stellten zum Teil ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Spätestens die Grabungsarbeiten in ihrem Wurzelbereich hätten die Bäume nicht überlebt, wie Lukas Handschin, Kommunikationsverantwortlicher bei Grün Stadt Zürich, erklärt. Dass gefällte Bäume Emotionen auslösen, dessen ist sich auch Handschin bewusst, denn gerade an einer prominenten Lage wie am Fischerweg hinterlassen sie oft eine augenfällige Lücke. Diese wird sich jedoch bald wieder schliessen, denn in einer vorausschauend durchgeführten Ersatzpflanzung wurden vor einiger Zeit bereits 40 Pappeln gepflanzt, nach Abschluss der Bauarbeiten kommen weitere 33 dazu, ausserdem drei Korbweiden, 60 Rosenstöcke, 360 Staudengewächse und 350 Zwiebelpflanzen, vorwiegend Narzissen. Zusammen mit der Auslichtung werden sich dadurch die Pflanzenvielfalt und die ökologische Qualität des Lebensraums für Flora und Fauna entlang des Fischerwegs deutlich erhöhen, sind sich die Fachleute einig. Lukas Handschin sieht die Veränderungen jedoch auch in einem zeitlich weitläufigeren Rahmen: «Auch Bäume unterliegen einem natürlichen Lebenszyklus von Werden und Vergehen, was in unserer schnelllebigen Zeit gerne ausgeblendet wird», sagt er, und fügt an, dass deshalb Baumfachleute bei der Planung ihrer Vorhaben in grossen Zeiträumen denken, denn: «Ein Baum, der heute gepflanzt wird, zeigt sich erst unseren Enkeln oder Urenkeln in der vollen Schönheit seines Habitus’, seiner charakteristischen Wuchsform.» Damit hat er natürlich Recht und es wäre bestimmt interessant, die Leserbriefe aus der Zeit der Neubepflanzung der grossen Zürcher Parkanlagen zu lesen. Worüber entrüsteten sich die Menschen damals wohl, als der Park des Landesmuseums oder die Parkanlagen am See bepflanzt wurden? Und mit welcher Pracht geniesst die Bevölkerung heute die weitsichtige Planung der damaligen Landschaftsarchitekten?

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