Neue Schulen braucht das Land

Die Planung von verfügbaren Schulräumen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte ist eine höchst komplexe Aufgabe. Der Schulkreis Waidberg steht dabei in den nächsten Jahren vor einigen Herausforderungen. Ein Update.

Foto: Dagmar Schräder

Dass der Schulraum in der Stadt Zürich ein knappes Gut ist, ist ein alter Hut (der «Höngger» berichtete). Jährlich steigt die Zahl der Schüler*innen, die in der Stadt die Schulbank drücken. Im Jahr 2021/22 waren es rund 34 800 Kinder und Jugendliche, die auf Stadtgebiet eine der öffentlichen Schulen oder Kindergärten besuchten. Für die nächsten zehn Jahren rechnet die Stadt mit einer Zunahme der Schüler*innenzahlen um rund 14 Prozent.

800 Schüler*innen mehr

Für die Planung von verfügbarem Schulraum im Schulkreis Waidberg, zu dem Höngg, Wipkingen sowie Ober- und Unterstrass gehören, sind die Kreisschulbehörde und die Fachstelle für Schulraumplanung des Schulamts zuständig.

Pascal Furrer von der Kreisschulbehörde stellt in Zusammenarbeit mit dem Schulamt, der Immobilien Stadt Zürich und dem Amt für Hochbauten den benötigten Schulraum bereit. Er hat dem «Höngger» ein Update über die aktuelle Situation gegeben: «Zwar lässt sich beobachten, dass im Schulkreis Waidberg der schnelle Anstieg der Schüler*innenzahlen für den Moment vorbei ist und die Wachstumskurve abflacht. Dennoch rechnen wir innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre im Schulkreis mit einer Zunahme von aktuell rund 6000 auf zirka 6800 Schüler*innen. Während der Zuwachs bei den Kindergartenkindern stagniert, ist das Hauptwachstum nun in der Mittel- und Oberstufe zu verzeichnen.»

Für diese zusätzlichen 800 Schüler*innen muss neuer Schulraum geschaffen werden. Doch weil sich das Wachstum keineswegs gleichmässig über den Schulkreis verteilt, sind bei den verschiedenen Höngger Schulhäusern ganz unterschiedliche Entwicklungen auszumachen.

Sinkende Kinderzahlen im Rütihof

So besteht etwa im Rütihof kein akuter Platzmangel. Das Schulhaus habe genug Kapazität, die Anzahl der Kindergartenkinder nehme momentan nach starken Zuwächsen eher ab. Hier sei die Zukunft unsicher, da das grosse Bauvorhaben auf der Ringlingwiese noch in der Schwebe stehe. «Falls im Rütihof nicht gebaut wird, werden wir hier demnächst wieder eine Kindergartenklasse schliessen müssen», so Furrer.

Ähnlich ist die Situation im Frankental. Hier musste nach umfangreichen Bauvorhaben vor fünf Jahren sehr kurzfristig ein Kindergarten mit zwei Klassen eröffnet werden: «Neubauten von Siedlungen sind für uns immer eine Art Lotterie. Wir erfahren meist erst relativ kurzfristig, wer in eine neue Siedlung einzieht und müssen dann gegebenenfalls innert kürzester Zeit neuen Schulraum schaffen», erläutert Furrer. Nun, da die Bauphase vorbei ist, nimmt auch die Anzahl der Kinder nicht mehr gleich schnell zu, so dass mittlerweile eine der beiden Klassen wieder geschlossen wurde.

Riedhof vor grossen Bauprojekten

Anders sieht die Situation bei den Schulhäusern Riedhof und Pünten aus. Die Schulraumkapazität des Schulhauses Pünten wurde jüngst durch einen zusätzlichen Züri-Modular-Pavillon (ZM) auf dem Gelände des Oberstufenschulhauses Lachenzelg erweitert, ein zweiter wird momentan auf der Wiese erstellt und ist im Sommer bezugsbereit.

Auf das Schulhaus Riedhof, das platzmässig stark ausgelastet ist, kommen in den nächsten Jahren grössere Bauarbeiten zu: Je nach Planungsfortschritt werden zwischen Sommer 23 und Sommer 24 auf dem Nachbargrundstück der Schule ein Sport- und Schulprovisorium erstellt, das Bauvorhaben ist bereits ausgesteckt.

Die grosse Entlastung kommt dann mit dem Erweiterungsbau. Dieser wird Platz für 21 zusätzliche Klassen zur Verfügung stellen und soll bis zum Sommer 2028 fertiggestellt sein, sofern alles planmässig verläuft. Anschliessend kann mit der Sanierung des Altbaus begonnen werden. Nach der Fertigstellung erfolgt voraussichtlich bis 2030 auch der Rückbau der bereits jetzt bestehenden Pavillons.

Mit dem Abschluss der Bauarbeiten im Riedhof kehrt in Höngg aber noch keine Ruhe ein: Für 2029 ist die Erweiterung und Sanierung der Schule Vogtsrain veranschlagt. Der Sanierungsbedarf dieses Schulhauses sei gross, erklärt Furrer. Der Bau aus den 1970er-Jahren sei in die Jahre gekommen und entspreche mit seinem brutalistischen Bau und den fehlenden Grünflächen nicht mehr den heutigen Vorstellungen. Doch das Aufstellen von grossen Provisorien ist auf dem sich über mehrere Ebenen erstreckenden Gelände nicht möglich, weshalb die Sanierung bei laufendem Betrieb in drei Etappen stattfinden müssen. Um die Situation während der Sanierung für die Schule Vogtsrain zu verbessern und den Einstieg in die Tagesschule zu ermöglichen, wird mittelfristig ein neuer ZM-Pavillon auf der Schulanlage Bläsi geplant. Dies sollte dann voraussichtlich der letzte ZM-Pavillon in Höngg sein.

Und bald die Tagesschulen

Neben den Bauprojekten steht schliesslich auch die Umstellung auf das Tagesschulsystem auf der Agenda. Während das Schulhaus Am Wasser die neue Struktur bereits eingeführt hat, steht dies den anderen Schulhäusern noch bevor. Vorreiter wird hier das Lachenzelg sein, welches bereits in diesem Jahr zur Tagesschule umfunktioniert wird, anschliessend folgen Rütihof, Bläsi und Vogtsrain. Das Riedhof soll nach der Erweiterung 2028 zur Tagesschule werden.

Dem Quartier stehen also in punkto Schulen in den kommenden Jahren durchaus bewegte Zeiten bevor. Doch mit den geplanten Bauprojekten können in Höngg genügend Schulraum bereitgestellt und Provisorien, wenn möglich, zurückgebaut werden. Zudem wird das Quartier dringend benötigte Sporthallen bekommen, die auch der Bevölkerung zur Verfügung stehen werden.

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