Nachgefragt – wo ist eigentlich die Vogelgrippe hin?

Winterzeit ist Grippezeit. In den letzten Jahren galt dies nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel – die Vogelgrippe wütete in ganz Europa. Doch in diesem Jahr ist das Virus kein Thema. Woran liegt das?

Dürfen sich momentan frei bewegen: Bis jetzt gab es in diesem Winter bei den Schweizer Hühnern keinen Fall von Vogelgrippe. (foto: das)

Noch im vergangenen Jahr war die Vogelgrippe omnipräsent. Geflügelhalter*innen mussten ihre Tiere von November bis weit in den Frühling hinein unter Netzen von Wildvögeln abschirmen, im ganzen Kanton wurden reihenweise verendete Wasservögel gefunden. Die Sorge, das Virus könnte sich ausbreiten und in diesem Winter für grosse Verluste sorgen, war gross. Doch bis anhin ist es ruhig an der Virenfront. Wie kommt das? Ist die Vogelgrippe kein Thema mehr? Der «Höngger» hat beim kantonalen Veterinäramt sowie beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) nachgefragt.

Nur eine Infektion in diesem Winter

Seit Juli 2023, so bestätigt das BLV, sei in der Schweiz nur eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus aufgetreten, und zwar über Neujahr bei einem Höckerschwan im Kanton Zürich. Ganz Europa, insbesondere der westeuropäische Raum, ist offensichtlich in diesem Jahr von der Vogelgrippe weniger betroffen als in den Jahren zuvor. Dass die Schweiz bisher weitgehend verschont blieb, lasse sich damit erklären, so das BLV, dass die Zahl der Zugvögel geringer sei als in anderen Wintern. Aufgrund der milderen Temperaturen hätten viele Zugvögel ihre Reiserouten verkürzt und weiter nördlich überwintert, so das Kantonale Veterinäramt. Auch die Art der erkrankten Tiere spiele eine Rolle. In diesem Jahr seien insbesondere Schwäne und Kraniche betroffen, welche epidemiologisch eine untergeordnete Rolle spielten.

Trotz dieser für die hiesige Vogelwelt vorerst erfreulichen Nachrichten betonen Veterinäramt und BLV, sei die Gefahr, dass die Vogelgrippe in die Schweiz eingeschleppt werde, aber nach wie vor gross. Vorbeugende Massnahmen zur Verhinderung des Kontakts zwischen Haus- und Wildgeflügel seien für gewerbliche wie für private Geflügelhaltende nach wie vor wichtig.

Noch keine Impfung

Zu einer möglichen Impfung, mit welcher Geflügel gegen die Grippe geschützt werden könnte, erklärt das BLV, dass bis anhin in der Schweiz kein zugelassener Impfstoff vorhanden sei. International gebe es Diskussionen um eine mögliche Impfung. Frankreich praktiziert diese nach Angaben des Veterinäramts des Kantons Zürich bereits im grösseren Stil: «Frankreich unternimmt seit Sommer 2023 eine breit angelegte Impfkampagne bei den Enten- und Gänsehaltungen. Dies zielt darauf ab, die in den letzten Jahren festgestellte, anhaltende Zirkulation der Vogelgrippeviren in dieser Population zu unterbinden», so Jutta Lang, die Kommunikationsverantwortliche des Veterinäramts.

In der Schweiz ist dagegen bis anhin keine Impfung zugelassen. Die Schweiz will bei der Impfung koordiniert mit anderen Ländern vorgehen. Im Zoo Basel sowie im Tierpark Dählhölzli in Bern wurde jedoch im vergangenen Jahr ein Forschungsprojekt zur Impfung gegen die aviären Influenzaviren H5N1 durchgeführt.

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