Kultur
«Mosaik»: eine musikalische Zeitreise
Die neue Produktion des Vereins Musicalprojekt Zürich 10 entführt in die wilden 1920er-Jahre. Im Fokus steht ein Varieté namens «Mosaik», das ums Überleben kämpft. Das Publikum erlebt den Charme der damaligen Epoche mit den Hits von heute.
14. Februar 2025 — Daniel Diriwächter
Die Goldenen Zwanziger vermögen auch ein Jahrhundert später noch zu fesseln. Egal, ob man diese Jahre die Roaring Twenties oder Anneés folles nennt. Fernsehserien wie «Babylon Berlin» veranschaulichen den einstigen Stil und ein, für damalige Verhältnisse, «wildes» Leben.
Auch der Verein Musicalprojekt Zürich 10 konnte sich den 1920-Jahren nicht entziehen. So handelt dessen mittlerweile 27. Produktion mit dem Titel «Mosaik – Backstage im Varieté» von einem Varieté in jener Zeit. Es wird also Ende Februar und Anfang März glamourös im reformierten Kirchgemeindehaus.
Grund für die Zeitreise war das Bedürfnis nach einer ausgewogenen Rollenverteilung, wie Regisseurin Sarah Schneider sagt. Das sei nicht so einfach, da sich beim Verein Musicalprojekt Zürich 10 stolze 23 Personen die Bühne teilen. «Die meisten der bestehenden Musicals verfügen über etwa vier bis acht grosse Rollen», so Schneider (siehe Interview mit der Regisseurin Sarah Schneider).
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Also machte man aus der Not eine Tugend und nahm sich kurzerhand vor, selbst ein Stück zu schreiben. An der Generalversammlung im vergangenen Frühling wurden drei «Überthemen» zur Auswahl gestellt und das Thema «Moulin Rouge» machte das Rennen. «Also sind wir fast automatisch in den 1920er-Jahren gelandet», erklärt Schneider.
Es ist ein Gemeinschaftswerk: «Wir haben sehr viele engagierte Menschen im Cast, die ihren Teil dazu beigetragen haben», so die Regisseurin. Sei es beim Mitschreiben, der Organisation sowie der Gestaltung der Kostüme oder bei der Mithilfe in anderen Bereichen. «Das Ergebnis ist eine Produktion, die wirklich alle mitgetragen haben.»
Der glitzernde Schein trügt
Die «Höngger Zeitung» wurde an eine der Proben eingeladen und trat ein in die verwegene Welt der Goldenen Zwanziger. Schon in den ersten Sekunden wähnt man sich im titelgebenden «Mosaik», besonders, weil das Ensemble in stilechten 1920er-Jahre-Kostümen performt.
Aber der glitzernde Schein trügt: Als die Besitzerin des Etablissements erklärt, dass ihr Lokal, das für die Angestellten zur zweiten Heimat wurde, pleitegeht, ist das Entsetzen gross. Zum Glück gehört ein reiches Ehepaar zum Stammpublikum. Dieses könnte das «Mosaik» retten.
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Das hat im doppelten Sinne seinen Preis: Die Ehefrau möchte unbedingt selbst die Bühne erobern. Nach dem Motto «Friss, Vogel, oder stirb!» willigen die Verantwortlichen ein und eine Geschichte nimmt ihren Lauf, die mit unvorhergesehenen Wendungen aufwartet.
Überraschende Songauswahl
Der Verein Musicalprojekt Zürich 10 bleibt in «Mosaik» seiner bewährten Linie treu: Pompöse Ensemble-Nummern wechseln sich mit Soloparts und Duetten ab. Die Songauswahl überrascht: «Let Me Entertain You» von Robbie Willliams, «Money, Money, Money» von Abba oder «Bad Romance» von Lady Gaga fügen sich stimmig in die Story ein.
Auf die Aufführungsabende darf man gespannt sein: Pfarrer Martin Günthardt gibt sein Comeback in Höngg und wird die Band trotz Gemeindewechsel weiterhin am Keyboard begleiten.
Die Besetzung ist derweil die pure Freude. Vertrauten Gesichtern, die über Jahre verschiedene Rollen innehatten, wird das Publikum gerne zusehen, ebenso den neuen Talenten, alle geben das Beste. «Wir mussten bei der Erarbeitung immer wieder über die Bücher, wer bei welcher Choreo nun mittanzt und wer nicht», sagt Schneider.
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Gemeinsam mit Julia Zeilstra (musikalische Leitung) und Joëlle Regli (Choreografie) sorgte sie dafür, dass dem Wunsch nach der bereits erwähnten Ausgewogenheit Rechnung getragen wurde. In jenen Szenen, in denen alle 23 Mitglieder auf der Bühne sind – und die bisweilen an «Chicago» erinnern – ist das grosse Miteinander zu spüren.
Mosaik – Backstage im Varieté
Freitag, 28. Februar, 20 Uhr
Samstag, 1. März, 20 Uhr
Sonntag, 2. März, 15 Uhr
Freitag, 7. März, 20 Uhr
Samstag, 8. März, 20 Uhr
Reformiertes Kirchgemeindehaus Höngg
Ackersteinstrasse 190
Eintritt frei, Kollekte
musicalprojekt.ch
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