Mit stibitztem Auto zum Schulhaus Bläsi gedüst

Nun ist es so weit, der vierte und somit letzte Teil der Höngger Fotoausstellung wird im Ortsmuseum gezeigt. An der Vernissage am Sonntag, 2. März, um 14 Uhr werden Fotos aus Hönggs Südwesten zu sehen sein: Im Fokus sind diesmal die Limmattalstrasse, die Werdinsel, die Winzerstrasse und das frühere «Wässeler-Quartier» ganz allgemein.

Dora de Capitani, Hansruedi Frehner und Hanna Holderegger hatten auch bei der vierten und somit letzten Fotoauswahl für die Bilder aus ganz Höngg viel Spass (von links).

Das Dreier-Team der Ortsmuseum-Fotogruppe um Dora de Capitani, ihre Schwester Hanna Holderegger und Hansruedi Frehner ist zufrieden: «Nun haben wir einige Jahre lang in den vielen, vielen aufgetauchten Schuhschachteln gegraben und alle Fotos säuberlich in einem Aktenschrank sortiert – da macht es uns schon ein bisschen stolz, nun die letzte Ausstellung ankündigen zu dürfen», sind sie sich einig. Diesmal werden knapp 90 Fotos aus dem «Wässeler-Quartier» gezeigt – 600 Fotos fand das Team zu Beginn aus Höngg insgesamt. «Erstaunlicherweise fanden wir aus dieser Gegend am wenigsten Bilder – wahrscheinlich, weil erst relativ spät unten bei der Werdinsel gebaut wurde. Dafür hoffen wir für die Zukunft auf mehr Fotos von dieser Ecke», so Hanna Holderegger. An der Winzerhalde etwa entstanden erst in den 60er-Jahren Wohnhäuser, und wo der heutige Klingen-Rebberg steht, war vorher eine Kiesgrube. Das Wettingertobel war früher ein richtiges Tobel mit einem starken Bach, der in eine dicke Betonröhre gepfercht wurde. Vielen noch bekannt ist der Autoabbruchhandel Tognazzo auf der Werdinsel, der sogar Kunden aus Amerika hatte. Bis in die Siebzigerjahre standen die rostigen Boliden auf ehemaligem Weideland – gab es doch ehemals zwei Bauernhöfe auf der Insel. Auch eine Pulvermühle, die viermal explodierte, stand um 1752 dort, sie wurde dann zur Spinnerei und auch einmal zur Lachsfabrik, auch sie sind Stationen in der Vergangenheit Hönggs.

«Mir sind scho Luusbuebe gsi»

Hansruedi Frehner erinnert sich: «Als um 1960 bei der Winzerhalde die Baugespanne standen, haben wir ‹Luusbuebe› zwei der hölzernen Gerüststangen genommen und damit eine Velobrücke über den Bombach gebaut, um nach Altstetten zu gelangen und uns dort mit den Altstetter Luusbuebe zu prügeln – klar sägten wir nach unserer Flucht retour die Gerüststangen über den Bombach an, und unsere Verfolger landeten im Wasser», so der «Wässeler», der in den Freitag-Häusern aufgewachsen ist und als Dachdecker beinahe auf jedem Höngger Dach gestanden hat. «Kein Wunder, durften wir Mädchen nicht zu den wilden Buben hinunter. Es hiess immer, wenn in Höngg etwas passiert sei, dann wären es ‹d’Wässeler› gewesen – was nicht immer stimmte», erinnern sich die Schwestern Hanna und Dora, welche oben «im Dorf» aufwuchsen. Gerne erinnert sich Hansruedi Frehner auch daran, wie man bei einem ausrangierten Auto des Abbruchhandels kurzerhand nach der Anlieferung den Schlüssel stibitzt habe und danach mit dem Auto eine Woche lang zum Bläsi-Schulhaus fuhr: «Parkiert haben wir den waschechten Packard hinter dem Schulhaus. Nach einer Woche wurde es uns zu brenzlig, und wir brachten das Auto heimlich wieder auf die Werdinsel zurück.» Auch Schlafen im Stroh sei nichts Neues: «Bei Bauer Rapold auf der Werdinsel kamen Ende der Fünfzigerjahre jeweils Cars voller Touristen, welche bei ihm im Stroh schliefen. Wir kleinen Buben ‹näschteten› danach jeweils das Stroh, denn immer kamen Geld, Zigaretten und das eine oder andere Vergessene zum Vorschau – ein Eldorado für Kinder!»

Die «Mitteilungen» bieten den Durchblick

«In unseren ‹Mitteilungen›, die es im Ortsmuseum zu kaufen gibt, werfen viele Anekdoten ein Schlaglicht auf die Vergangenheit», so Beat Frey, Präsident der Ortsgeschichtlichen Kommission des Verschönerungsvereins Höngg. Er weist darauf hin, dass am Mittwoch, 26. März, die Vernissage der 52. Mitteilung von Georg Sibler mit dem Titel «Höngger Geissen und Häusergruppe Orsini» um 20 Uhr im Canto Verde am Meierhofplatz statt- findet. Neben der Fotoausstellung ist dies einer der Höhepunkte des Museumsjahres. Im Mai wird «Kunst & Krempel restaurieren» folgen, im Oktober die Kunstausstellung, die alle drei Jahre im Ortsmuseum durchgeführt wird.

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