Mit Sponsoren auf den Spuren des Posten 10

Der Vorstand des «Weinwegs Höngg», einer Kommission des Quartiervereins Höngg, lud vergangenen Donnerstag auf dem Rebhügel Frankental zum Sponsorenabend. Die rund 30 Gäste erfuhren bei wunderbarem Wetter eine Menge über önologische Entwicklungen, Integrierte Produktion und Obst- und Beerenkulturen.

Im Herzen des Rebbergs Riedhof, beim Posten 10 des Weinwegs, begrüsste das Vorstandsmitglied Jean-Pierre Grossmann die Sponsoren des «Weinwegs Höngg» und erinnerte die Gäste daran, dass dies eine Art Voraus-Geburtstagsfeier sei. Der «Weinweg Höngg» wurde nämlich am 22. September 2012 der Öffentlichkeit feierlich übergeben. Seither sind zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die langjährige Geschichte der Höngger Weinkultur eingetaucht. «Wie viele das genau sind, ist schwer zu sagen», meint Jean-Pierre Grossmann, «denn der Weinweg ist frei zugänglich, ganzjährig geöffnet, zudem kostenlos und erstreckt sich über rund zehn Kilometer – vom Frankental bis zum Rebberg Waid. Es ist daher schwierig, die Leute zu zählen, die den Themenweg gezielt verfolgen. Wir hatten auch schon Anfragen aus Venezuela, Argentinien und anderen Ländern. Das waren aber meist Vinologen, die das Projekt näher erklärt haben wollten.» Der Weinweg stösst also auf internationales Interesse, doch lokal dürfte er bekannter sein: Die Mitgliedschaft ist gratis, der Vorstand vermittelt Führungen und Degustationen, er ist für den Unterhalt der insgesamt 13 Info-Tafeln besorgt und engagiert sich für einen langjährigen Erhalt des Themenweges. Der Dank an diesem Abend ging jedoch speziell an die anwesenden Sponsoren: Ohne sie wäre dieser einzige Weinweg auf Stadtgebiet nicht realisierbar gewesen.

Mit «Bijoux» auf die Kostbarkeit angestossen

Mit dem «Höngger Bijoux», dem Schaumwein aus dem Hause Wegmann, wurde nach der Begrüssung auf die Sponsoren angestossen. Der Önologe und Geschäftsinhaber von WeinArt Höngg, Robert Zurbriggen,  stellte sich zwar als eigentlicher Moderator des Abends vor, übergab dann aber das Wort gleich Daniel Wegmann, da er selbstverständlich mehr über seine eigenen Trauben im Frankental erzählen könne.
Und wahrhaftig, Daniel Wegmann entpuppte sich als fachkundiger und versierter  Erzähler. Obwohl die Höngger Weinvielfalt breit ist, legte er an diesem Abend den Schwerpunkt auf die Pinot-Noir-Traube. Diese, ursprünglich aus dem Burgund stammend und heute am meisten bekannt aus der Bündner Herrschaft, bevorzugt ein nicht allzu warmes Klima. Die Schweiz und zum Beispiel Kanada sind dafür sehr geeignet. «Und der Hügel Eggbühl beim Frankental und dieser hier oberhalb des ‹Hölzlis› haben eine gute Thermik – vom Linthgletscher beeinflusst», führt Wegmann aus. Das Anbaugebiet hier am westlichsten Punkt des Weinweges umfasst neun Hektaren. Drei Hektaren davon sind Reben, mit den Trauben Gamaret, Pinot Noir und RieslingxSilvaner. Die Trauben werden durch den Wegmann-Familienbetrieb bewirtschaftet und danach bei Zweifel Weine in Höngg gekeltert. «Warum scheinen diese blauen Trauben weisslich, wie wenn sie gespritzt wären?», fragt ein Gast. Sie werden tatsächlich gespritzt, aber nicht mit Chemie, sondern zum Schutz vor Hagel mit dem unschädlichen Calcium.

«Suzuki» bedroht Beeren- und Obstkulturen

Wegmann führt die Gruppe danach weiter durch den Sonnenhang und erklärt, dass sein Familienbetrieb seit 30 Jahren nach IP-Vorschriften produziere und während dieser Zeit Wert auf den Nützling-Aufbau lege. Nun ist die Suzuki-Fliege, auch Kirschessigfliege genannt, aus Japan hier und verursacht grosse Schäden. Sie befällt alle Weichobstarten wie Trauben, Beeren, Kirschen, Zwetschgen sowie viele wilde Pflanzen. Aufgrund des milden Winters und des feuchten Sommers entwickelte sich die Population sehr stark. Als Köder versucht Wegmann eine Mischung aus Essig und Rotwein in aufgehängten und gelöcherten Pet-Flaschen. Allerdings, meint der fachkundige Redner, ist das Resultat ernüchternd. «Die teuflischen Fliegen suchen sich wie wir Menschen zuerst das Filet und nicht das Siedfleisch.» Das hätte man bei den Kirschen, bei den Beeren und dem Holunder deutlich gesehen. Der Verlust ist enorm und wie sich diese Plage entwickelt, weiss man noch nicht. Ein Kampf mit Chemie steht für Wegmann ausser Frage, 30 Jahre Nützling-Aufbau wären dann binnen kurzer Zeit zunichtegemacht.
Vom Rebhang − mit plötzlich anderer Perspektive auf das «Hölzli» − ging es weiter zum Posten 9, dem Rebberg Eggbühl, dann wurden die Sponsoren erneut mit dem hauseigenen «Bijoux» und Lachsbrötli verwöhnt, bevor es dann zum gemütlichen Nachtessen mit diversen Pinots noirs zum Obsthaus Wegmann ging. Wer also mehr über Wein erfahren und durch die schönsten Rebberge von Höngg wandern möchte, sollte sich unbedingt eine Führung mit Degustation gönnen. Ein paar sonnige Herbsttage lassen hoffen.

Der «Höngger» berichtete in der Ausgabe vom 14. August ausführlich über den  «Weinweg Höngg», eine Kommission des Quartier­vereins Höngg. Abrufbar unter www.hoengger.ch, Archiv