Kinder & Jugend
Mit Globi ins Weltall
Am Samstag, 5. Juni, eröffnete die ETH auf dem Campus Hönggerberg «Globis Astronautenschule», einen Lehr- und Erlebnisparcours, bei dem sich alles um das Themenfeld Raumfahrt und Physik dreht. Zur feierlichen Eröffnung war hoher Besuch geladen.
11. Juni 2021 — Dagmar Schräder
Die Aufregung war gross bei den sechzig sieben- bis zwölfjährigen Kindern, die das Glück gehabt hatten, einen der Plätze für die Teilnahme an der Eröffnungsfeier zu «Globis Astronautenschule» zu ergattern. Dabei war es wohl nicht nur die Aussicht auf die physikalischen Experimente oder die Begegnung mit Claude Nicollier, dem bislang ersten und einzigen «echten» Schweizer Astronauten, die die Kinder in Begeisterung versetzte, sondern in erster Linie die Anwesenheit von Globi. Fröhlich rannten die Jungastronaut*innen auf den blauen Papageienvogel mit seinen charakteristischen rot-schwarz karierten Hosen zu, sobald sie ihn auf dem Campus erspäht hatten, liessen sich von ihm umarmen und posierten für erste Bilder mit ihm. Globi nahm alle eintrudelnden Kinder in Empfang, half ihnen, sich in der richtigen, ihnen zugeteilten Gruppe einzufinden und war für jeden Blödsinn zu haben, um ihnen die Wartezeit bis zum Startschuss zu verkürzen.
Erster Grossanlass nach Corona
Doch auch die erwachsenen Veranstalter*innen waren voller Vorfreude. Immerhin war dieser Anlass ursprünglich bereits für das Jahr 2020 geplant gewesen, musste dann aber aufgrund von Corona verschoben werden. Nun stellte die Eröffnung den ersten Grossanlass dar, den die Hochschule nach der Lockerung der Corona-Auflagen veranstalten konnte. Herzlich begrüsste Sarah Springman, die Rektorin der ETH, ihre jungen Gäste und freute sich, auch ihren Ehrengast, Claude Nicollier, willkommen zu heissen. Der 76-Jährige berichtete den Kindern von seinen Erlebnissen in der Weltraumstation: Von den Tagen, die im All nur knapp 1.5 Stunden dauern, so dass es in 24 Stunden sechzehn mal hell und dunkel wird, vom Essen, das die Astronaut*innen in getrockneter Form mit an Bord nehmen und vor Ort mit etwas Wasser aufgiessen – Boeuf Bourguignon war sein Favorit damals – und von den Windeln, die die Astronaut*innen unter ihren Raumanzügen tragen.
Raketenstart mit Hindernissen
Auch Atlant Bieri, Wissenschaftsjournalist, und Daniel Frick, Illustrator des Lehrpfades sowie zahlreicher Globi-Bücher, freuten sich über die ersten Besucher*innen des von ihnen konzipierten Postenlaufs. Den beiden wurde die Ehre zuteil, den Postenlauf offiziell zu eröffnen – und wie könnte man einen Astronauten-Trail besser eröffnen als mit der Zündung einer Rakete? Zugegeben, der Start der Spielzeugrakete erwies sich dann doch als etwas harzig. Zwei Fehlzündungen, ein Wechsel von elektrischer auf manuelle Zündung und ein nicht richtig funktionierendes Feuerzeug strapazierten die Nerven der Zuschauer*innen und vor allem der Organisator*innen ein wenig, doch schliesslich flog die Rakete zur Begeisterung der Kinder in hohem Bogen los und landete im nächsten Baum.
Erlebte Physik
Nun machten sich die sechs Gruppen à zehn Kindern, betreut von Studierenden der ETH, auf die Reise. An sechs Posten erlebten sie Physik für Anfänger, denn wie Bieri formuliert hatte: «Physik ist die Sprache des Universums».
So konnten sie etwa erleben, wie Energie umgewandelt, übertragen und sichtbar gemacht werden kann. Mittels einer Infrarotkamera konnten sie filmen, wie sich der kalte Beton eines Gebäudes erwärmt, wenn ihn die warmen Kinderhände berühren oder wie sich die Temperatur eines Basketballs verändert, wenn er lange genug geprellt wird. Auch das Phänomen der Reibung war ein Thema, das die Kinder am eigenen Leib erfahren konnten – indem sie Globi in einer Kiste über den Boden ziehen mussten, gegen den Widerstand der Reibung. Das Pendelgesetz durften die Kinder auf einer Schaukel kennenlernen, Schallwellen mit platzenden Ballons erleben und schliesslich noch selbst an der Wandtafel mit dem Globi-Illustrator ihre eigenen Raketen entwerfen sowie einen Wettbewerb im Papierflieger-Weitflug veranstalten. Aufmerksam folgten die Kinder dem nicht ganz anspruchslosen Programm während rund drei Stunden – und auch der strömende Regen, der im Laufe des Nachmittags einsetzte, konnte ihr Interesse nicht schmälern. Krönender Abschluss der Astronautenschule: Cupcakes, eine Tasche mit leckerem Zvieri und eine letzte Gelegenheit, Raketen im Taschenformat aus dem Forschungslabor der ETH mit Luftdruck in die Luft zu befördern.
Die «Astronautenschule» steht von nun an der Öffentlichkeit zur Verfügung. Buchbar ist sie für Gruppen ab zehn Kindern von sieben bis zwölf Jahren mit Begleitperson, betreut wird sie von Studierenden der ETH und Raumfahrtexpert*innen.
0 Kommentare