«Meine Kinder sind stolz auf mich»

Diana Trinkner ist seit Sommer Pfarrerin im Reformierten Kirchenkreis zehn – und mittlerweile begeisterte Hönggerin. Am 27. November findet ihre Installation in einem Festgottesdienst statt.

Die Pfarrerin Diana Trinkner im Park der Reformierten Kirche Höngg, eine ihrer neuen Wirkungsstätten. (Foto: dad)

Sie hat ihren Platz gefunden: Die Pfarrerin Diana Trinkner wurde im September erfolgreich an der Urne gewählt und ergänzt bereits seit August das hiesige Pfarrteam. Sie zog mit ihrer Familie von Stäfa, wo sie zwölf Jahre gewirkt hat, kürzlich nach Höngg. Nun folgt ihre offizielle Installation. Im Interview erzählt die Stadtzürcherin von ihrer Leidenschaft zum Beruf, zum Leben und zum Glauben.

Frau Trinkner, wie entstand der Wunsch, Pfarrerin zu werden?

Nach der Matur habe ich mir intensiv überlegt, was ich studieren will, und die Theologie bot sich an, weil sie alles beinhaltet, was mich schon immer brennend interessiert hat. Es ist ein grosses Wissensdach und ich war und bin eine Sinnsucherin. Mein ganzes Umfeld fiel damals aus allen Wolken, denn ich komme aus keiner religiös geprägten Familie.

Gab es damals keinen Zugang zur Religion?

Ein wenig schon, mein Bruder und ich haben vor dem Schlafengehen mit unserer Mutter immer gebetet. Und wir gingen gerne in die Sonntagsschule. Nicht nur, weil es anschliessend ein Sinalco gab (lacht), sondern auch die biblischen Geschichten faszinierten mich. Wichtig ist, dass ich nie einen religiösen Zwang erlebt habe, sondern meinen Weg als Pfarrerin völlig frei wählen und gehen konnte.

Gab es für Sie als Frau Hürden auf dem Weg zur Pfarrerin?

Ja, diese Erfahrung habe ich wohl mit viele anderen Frauen gemein. Und das in doppelter Hinsicht: Zum einen als weibliche Akademikerin, an deren Intellekt man zweifelt. Zum anderen als dreifache Mutter. Es gab Bedenken, dass ich Familie und Beruf nicht unter einen Hut bringen werde.

Diese Zweifel haben Sie in Stäfa aus dem Weg geräumt. Zwölf Jahre als Pfarrerin, Mutter zweier Töchter und einem Sohn.

Ja, denn meine grosse Leidenschaft gilt dem Leben, meiner Familie, den Menschen und der Theologie. Die Berufung hat mich seit dem Studium nie losgelassen. Der Beruf der Pfarrerin gehört zu mir.

Und wie erleben Sie den Glauben?

Trotz aller Lebensfreude habe ich, seit ich denken kann, einen kritischen Geist. Glauben konnte ich in der Kindheit und Jugend nicht. Ich erinnere mich aber, dass die meisten Fragen, die ich mir damals gestellt hatte, immer schon theologischer Natur waren. Erst zu Beginn des Studiums erlebte ich die sogenannte Glaubenserfahrung. Sie beschreibt jenen Moment im Leben, in dem man spürt, dass Gott anwesend ist. Da wurde mir klar, dass nicht nur das Theologiestudium, sondern auch das Pfarramt mein Weg ist.

Was sagen Ihre Kinder zum Beruf als Pfarrerin?

Sie finden das toll und sind stolz auf mich! Und weil ich durch meinen Beruf immer mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe, spreche ich sozusagen ihre Sprache. Ich war also nie «peinlich» für meine Kinder (lacht). Zudem haben meine Kinder immer gerne bei kirchlichen Aktivitäten mitgemacht und sie sind tüchtige Freiwillige.

Nun leben Sie mit Ihrer Familie in Höngg, war das eine grosse Umstellung für Sie alle?

Wir als Familie hatten das Gefühl, dass wir eine Veränderung brauchen. Aber es stimmt, es gibt in meinem Beruf ab 50 Stellenprozente die Wohnsitzpflicht. Auch für meine Berufsauffassung ist es wichtig, dort zu leben, wo die Menschen sind, die man begleitet.

Welchen Eindruck haben Sie seither von Höngg?

Ich erlebe Höngg als ungemein lebendig und als einen Ort, der den Familien und Jugendlichen viel mit auf den Weg gibt. Und ich schätze es, auch mit älteren Menschen zu arbeiten, sie zu begleiten. Als Pfarrerin treffe ich auf alle Altersgruppen, das ist ein Geschenk.

Suchen die Menschen Ihren Rat auch abseits der Kirche?

Ja, es ist nicht «nur» die Predigt am Sonntag, sondern auch die Seelsorge. Wir sind für die Menschen da. Gerade in schwierigen Zeiten können der Glaube und die Gemeinschaft neue Wege aufzeigen. Es ist wichtig, miteinander in Verbindung zu treten, trotz der Krisen, die wir erleben.

An welche Krise denken Sie konkret?

Etwa an die Spaltung der Gesellschaft. Ich habe einst Irland bereist und habe miterlebt, wie religiöse und politische Konflikte die Menschen entzweien. Es sind bekannte Mechanismen. Während der Pandemie spürte ich solche Tendenzen hier in der Schweiz. Einer Spaltung und einer folgenden Eskalation will ich entgegenwirken. In der Predigt habe ich eine Stimme, der man zuhört. Aber auch im Gespräch mit den Menschen kann ich darauf eingehen.

Nun folgt Ihre Installation – was dürfen wir erwarten?

An diesem Gottesdienst werde ich durch den Dekan Josef Fuisz offiziell und mit der Wiederholung des Ordinationsgelübtes als Pfarrerin im Kirchenkreis zehn eingesetzt. Darauf freue ich mich sehr! Und eine meiner Töchter wird mit der Band «The Nozez» auftreten und singen.

Installation der Pfarrerin Diana Trinkner

Festgottesdienst in der Reformierten Kirche Höngg
Sonntag, 27. November, 10 Uhr
Anschliessend Apéro riche

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