Mehr Inhalt in weniger Ausgaben

Der «Höngger» liegt ab 2017 nicht mehr 40, sondern 24 Mal als gedruckte Ausgabe in jedem Höngger Briefkasten. Was auf den ersten Blick wie ein Abbau aussieht, wird qualitativ einen Aufbau mit Mehrwert bringen – und vor allem den Fortbestand der Quartierzeitung ermöglichen.

Anfang Oktober prägte an der Herbstsitzung der Quartierzeitung Höngg GmbH und deren Besitzerin, der Stiftung Höngger Quartierzeitung, ein Thema das Gespräch: Was resultiert, wenn ab 2017 der «Höngger» neu im Zweiwochenrhythmus erscheint?
Doch wie kam es überhaupt zu dieser Fragestellung? Dazu ein kurzer Blick in die neunzigjährige Geschichte des «Hönggers». Seit Oktober 1926 erschien er wöchentlich, lange Jahre nur im Abonnement. Nur sogenannte «Propaganda-Auflagen» Ende Monat wurden gratis in alle Haushaltungen verteilt. Erst seit 1974 gelangte der «Höngger» wöchentlich und gratis, mit Ausnahme von zwei jährlichen Betriebsferienblöcken, in alle Höngger Haushaltungen.
2003, als die Brüder Louis und Erich Egli altershalber beschlossen, den «Höngger» nicht mehr weiter zu verlegen, übernahm die extra dafür ins Leben gerufene Stiftung Höngger Quartierzeitung die Verlagsrechte und gründete die Quartierzeitung Höngg GmbH, die seither im Auftrag der Stiftung dafür sorgt, dass der «Höngger» regelmässig erscheint. Die GmbH hat den Auftrag, dies in Eigenregie und kostendeckend zu erfüllen. Die Stiftung nimmt ihre Verantwortung strategisch war und gewährt der GmbH im Notfall zinslose Darlehen. Dies war in den Anfängen nötig, um Defizite zu decken. Seit 2009 jedoch nur noch, um grössere Anschaffungen zu tätigen, welche sich nicht aus dem laufenden Betrieb finanzieren liessen. So zum Beispiel dieses Jahr für die Einrichtung der neuen Redaktion am Meierhofplatz.
Bis 2012 blieb es, abgesehen von Sommer und Weihnachtsferien, bei den wöchentlichen Erscheinungen. Dann zeigte eine Analyse, dass jene Ausgaben, welche in den Schulferien erschienen, sowohl finanziell wie auch inhaltlich nicht weiter zu verantworten waren: Es wurden jeweils markant weniger Inserate gebucht als in den anderen Ausgaben, was das Jahresergebnis negativ beeinflusste. Nur mit Einsparungen bei Löhnen und externen Kosten wie zum Beispiel der Druckerei konnten die Betriebsergebnisse gehalten werden.
Speziell in Anbetracht der seit 2012 allgemein in der Branche rückläufigen Inserateerträge wurde deshalb in den letzten drei Jahren Ferienwoche um Ferienwoche aus den Erscheinungsdaten gestrichen. Waren es bis 2012 noch 48 Ausgaben pro Jahr, so ist man dieses Jahr bei 40 angelangt, ohne dass dies zu quantitativ nennenswerten Negativreaktionen aus Kreisen der Leserschaft oder Kunden geführt hätte.

Sich ständig neu erfinden

Leider hat in diesem Zeitraum auch der Inserateschwund nicht Halt gemacht. Auch wenn er im Vergleich zu grösseren Zeitungen beim «Höngger» moderat ausgefallen ist, so ist er im Verhältnis zum Gesamtumsatz doch spürbar. Die GmbH versucht diese Ausfälle bei gleichbleibendem Personalbestand seit Jahren mit neuen Angeboten zu kompensieren. So wurde die Homepage des «Hönggers» für Inserenten und Leserschaft interessanter gestaltet, ein Online-Branchenbuch wurde aufgebaut, kulturelle Veranstaltungen ins Jahresprogramm aufgenommen und der neue «Wipkinger» erfolgreich lanciert. Das neuste Angebot ist nun das im Aufbau befindliche Infozentrum am Meierhofplatz. Doch all diese Aktivitäten mögen die Ausfälle auf der Inserateseite nicht zu kompensieren. Sich ständig neu zu erfinden ist also eine Frage des Überlebens. Grosse Verlage haben deshalb längst lukrative Onlineportale gegründet oder aufgekauft sowie Paywalls für ihre Online-Auftritte lanciert und subventionieren so die Printausgaben quer. Kleinere Verlage überleben oft nur dank einem potenten Sponsor.
Der «Höngger» hat diese finanziellen Ressourcen nicht, auch wenn die Eingänge der Sympathiebeiträge aus der Leserschaft seit acht Jahren auf konstant hohem Niveau verweilen.
Die Konsequenz ist betriebswirtschaftlich eindeutig: Werden die Ausgaben nicht reduziert, so rutscht der «Höngger» in den kommenden drei Jahren in Defizite, die von der Stiftung nicht mehr gedeckt werden könnten – der «Höngger» wäre zwangsläufig Geschichte und würde seinen hundertsten Jahrgang nicht mehr erleben.

Weniger wird mehr sein

Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt, der den Entscheid, ab dem kommenden Jahr die Ausgaben um 36 Prozent zu reduzieren, massgeblich beeinflusst hat: Jenen der redaktionellen Qualität.
Die grosse Leserumfrage 2015 zeigte, dass die bislang gepflegten Themen und Rubriken unterschiedlich beliebt sind. Auch bietet Höngg, bei allen Aktivitäten, die es hier gibt, nicht wöchentlich Stoff genug: Nicht nur in den Schulferien war es oft schwierig, genügend Themen zu finden, um wenigstens auf eine Mindestzahl an redaktionellen Beiträgen zu kommen. Besonders aber wurde von einer Mehrheit der Umfrageteilnehmenden genannt, dass der «Höngger» vermehrt als Meinungsmacher auftreten und auch brisantere Themen aufgreifen möge. Das ist ein berechtigt hoher Anspruch an eine Lokalzeitung, die aber mit dem aktuellen Personalbestand der Redaktion, variable 120 Stellenprozente, im Wochenrhythmus nicht zu erfüllen ist. Dies alles zeigt: Auch auf der qualitativen Ebene ist eine Ausgabenreduktion angebracht, damit die Redaktion mehr Zeit hat, um Themen aufzuspüren, fundiert zu recherchieren und aufzuarbeiten.

Zukunft mit mehr Angeboten sichern

So wird letztendlich aus einer quantitativen Reduktion ein qualitativer Mehrwert entstehen. Für die Leserschaft und die Inserenten. Und für Höngg ganz allgemein, denn wenn der «Höngger» nicht mehr «nur» als Lokalzeitung aufgestellt ist – was wie beschrieben nur eine sehr beschränkte Zukunft hätte – sondern sein Dienstleistungsangebot erweitert, so hat das Quartier als Ganzes etwas davon. Themen von grösserem allgemeinen Interesse kann in der Printausgabe mehr Raum geboten werden, während für alle anderen Berichte die Online-Ausgabe aktuell gehalten wird. Veranstaltungen bis hin zu Podiumsdiskussionen sollen ermöglicht werden und ganz allgemein soll der «Höngger» seine Medienkompetenz stärker zugänglich machen und Dienstleistungen für KMUs, Vereine und Private anbieten. Zum Beispiel um Werbe- und Kommunikationskonzepte zu erstellen oder Homepages aufzubauen und aktuell zu halten. Für Private soll das Wissen und die Lust am Medienschaffen in Kursen gefördert werden, für Erwachsene an Abenden oder Wochenenden und für Kinder in Schulferienkursen.
Nein, der «Höngger» hat und hatte nie grosse finanzielle oder personelle Ressourcen. Aber er hat Überzeugung und mit dem berühmten «Reduce To The Max» eine vielseitige Zukunft auf dem Weg zum hundertsten Ausgabejahr.
Der Verlag Quartierzeitung Höngg GmbH und die Stiftung Höngger Quartierzeitung hoffen, dass Leserinnen und Leser, Inserentinnen und Inserenten, ja ganz Höngg diesen Weg mitgeht.

Fredy Haffner, Verlagsleiter,
im Namen der Quartierzeitung Höngg GmbH und der Stiftung Höngger Quartierzeitung

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