Martin Kömeter gewann den Zürcher Sportpreis

Mit der Sportpreisverleihung ehrt die Stadt Zürich seit 1988 die besten Sportlerinnen und Sportler des Jahres, aber auch die Verdienste der Sportvereine. Für das Jahr 2015 stand mit dem Höngger Martin Kömeter am 12. Februar einer auf der Bühne, der nie damit gerechnet hätte.

Martin Kömeter, Sportpreisträger 2015, im Schneetreiben auf der Werdinsel.
Stadtrat Gerold Lauber gratuliert Martin Kömeter bei der Preisübergabe.
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Martin Kömeter (48) war während 15 Jahren Präsident der Sektion Höngg der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG). Er engagiert sich seit 1986, der zweiten Austragung der Stadtzürcher Seeüberquerung, als Rettungsschwimmer und ist jedes Jahr an bis zu fünfzehn weiteren Anlässen, darunter auch der Züri Triathlon und der Ironman Zurich Switzerland, für die Sicherheit der Wassersportler  verantwortlich. «Durch seine Engagements ermöglicht er Schwimmerinnen und Schwimmern aus dem Spitzen-, vor allem aber auch aus dem Breitensport ein sicheres Sporterlebnis», wie es in der Würdigung hiess, als Kömeter am 12. Februar in der Kategorie Sportförderung den Sportpreis der Stadt Zürich verliehen bekam.

Unerwartete Ehrung

Auch zwei Wochen nach der Ehrung, während eines Spaziergangs im Schneetreiben entlang der Limmat, zeigt sich Kömeter, von Beruf Koordinator des Stadtzürcher Stromsparfonds, noch von der Ehrung überrascht: «Damit hatte ich nicht gerechnet», blickt er zurück, «als Präsident der Höngger SLRG war ich ja oft an den Preisverleihungen dabei und sah, wer jeweils ausgezeichnet wurde – da brauchte sich die SLRG keine Hoffnungen zu machen, denn wir sind immer hinter den Kulissen aktiv und über uns wird – ausser im «Höngger» – selten berichtet.» Und nun sei er am Festakt in der ersten Reihe gesessen und habe gewusst, dass er bald aufgerufen werde: «Zum Glück gab es vorgängig eine Generalprobe, das nahm mir etwas die Nervosität – doch auf der Bühne blieb es ein sehr emotionaler Moment.» Im Bühneninterview dankte Kömeter den verschiedenen Teams, in denen er aktiv ist, allen voran natürlich «seiner» Höngger Sektion der SLRG, welche die Grundausbildung ausrichtet und mit einer grossen Kinder- und Jugendgruppe hervorragende Nachwuchsarbeit leistet, damit auch später genügend Rettungsschimmer an Grossanlässen eingesetzt werden können. Und er dankte dem SLRGstaff-Team, dem Pool mit über 200 Rettungsschwimmern, Kajakern und weiteren Spezialisten, den er ebenfalls führt. Es ist schweizweit der einzige Pool dieser Grösse, ohne den es nicht möglich wäre, die rund 100 Rettungsschwimmer für den Sicherungsdienst der Stadtzürcher Seeüberquerung zu organisieren. 

Wasser ist sein Element

Doch wie kam er selbst überhaupt zum Rettungsschwimmen, einem Sport, der eben nicht dauernd Schlagzeilen macht? Kömeter scherzt: «Ich war wohl schon im Bauch meiner Mutter Rettungsschwimmer, denn meine Eltern lernten sich durch das Rettungsschwimmen kennen, beide waren auch Kursleiter bei der SLRG. Bereits als kleiner Junge war ich mit dabei. Meine Grundausbildung habe ich noch im Verein Rettungsschwimmen Zürich absolviert und kurz darauf, 1984, hat mein Vater Willi die Sektion Höngg der SLRG gegründet.»
Doch die nachhaltige Motivation holt er sich aus der Vielseitigkeit des Sports. «Es braucht Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit. Man muss die verschiedenen Rettungstechniken beherrschen und man muss sich sowohl auf wie auch unter dem Wasser orientieren können.» Dazu nennt er das Beispiel der Rettung eines gekenterten Ruderers, der unter sein Boot geraten ist: «Es ist nicht so einfach, wie man vielleicht denkt, in einer Notsituation unter Wasser immer sicher zu wissen, wo oben und wo unten ist.» Die Kombination all dieser Anforderungen sei es, die den Reiz dieser Sportart ausmache. Und ganz «nebenbei» ist man in Sachen Erste Hilfe sicher immer auf dem neusten Stand. «Ja, das ist man, denn es bringt ja nichts, wenn man jemanden aus dem Wasser rettet, dann am Ufer aber sterben lässt, weil man nicht reanimieren kann.»

Reanimation im treibenden Boot

Im Alltag war Kömeter noch nie mit einem Ernstfall im Wasser konfrontiert. Doch auf seinen Hundespaziergängen an der Limmat macht er oft Menschen präventiv auf Gefahren aufmerksam, zum Beispiel wenn sich jemand mit einem Gummiboot der Wasserwalze beim Höngger Wehr nähert.
An den Grossanlässen hingegen haben er und seine Sportfreunde schon viele Leben gerettet, so Kömeter: «Nur schon eine Person mit einem starken Krampf mitten im See aus dem Wasser zu holen, ist ziemlich sicher lebensrettend – aber wir haben auch schon Menschen mit Herzstillstand gerettet und noch im Boot reanimiert. Bei Gigathlons kommen solche Rettungen fast jedes Jahr vor.»
Persönlich habe er den Sportpreis als ein Dankeschön für die vielen Hundert Stunden, die er jedes Jahr ehrenamtlich für die verschiedenen Sportveranstaltungen leistet, entgegengenommen: «Man verdient daran, abgesehen von symbolischen Beiträgen, nichts, sondern macht es aus Spass und weil es schön ist, dass man dazu beitragen kann, dass diese Veranstaltungen überhaupt stattfinden können.»
Wissend, dass Helfer wie er immer im Hintergrund stehen. Oder wie bei der SLRG besser gesagt: schwimmen. Dies aber in zumindest aus Höngger Vereinssicht sicheren Gewässern: «Rettungsschwimmen war nie ein Modesport, doch in den 30 Jahren, auf die ich zurückblicken darf, standen wir immer im guten Mittelfeld. Das heisst, wir hatten immer genügend Mitglieder und Kursteilnehmer, der Verein war nie in Gefahr. Andere Sektionen mussten schliessen oder fusionieren – was uns Rettungsschwimmer angeht, ist Höngg somit derzeit grösser als der Rest der Stadt Zürich.»
Sagt‘s und zieht mit Golden-Retriever-Hündin Jana weiter der Limmat entlang. Auch sie, von der Rasse her dafür prädestiniert, hätte eigentlich Kömeters Leidenschaft für Wasser teilen und Rettungsschwimmhund werden sollen. Doch das für Hunde in dieser Funktion zentrale Element, das Apportieren, wollte sie einfach nicht lernen: Kömeter, der im Einzugsgebiet von drei Schulhäusern wohnt, hatte Jana zu lange gescholten, wenn sie etwas von all den «feinen» Sachen apportierte, die dort zu finden sind – woher sollte sie wissen, dass genau das am Freitagabend im Training plötzlich gewünscht war?

Weiter gewannen:
In der Kategorie Einzelsport/Team wurde Mathias Seger, seit zehn Jahren Captain der ZSC Lions, geehrt und in der Kategorie Nachwuchs die achtzehnjährige Angelica Moser, die an den U20-Europameisterschaften die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen hatte.

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