Männer an den Herd

Am 8. Juni traf sich der «Schweizer Club kochender Männer» in Höngg zur Generalversammlung. Seit 65 Jahren versammeln sich die Vereinsmitglieder in den Küchen der Schweiz, probieren neue Rezepte aus und zelebrieren die Geselligkeit.

Männer in Kochschürzen: An der Generalversammlung des Schweizer Clubs kochender Männer trafen sich Mitglieder aus der ganzen Schweiz. (Foto: das)

Zu der Zeit, als der Schweizer Club kochender Männer (SCKM) gegründet wurde, waren Männer in Kochschürzen noch ein seltener – und für das damalige Publikum vielleicht sogar ein etwas befremdlicher Anblick: Man schrieb den 11. März 1959, als in der Zunftstube zum Rüden in Zürich die Gründungs-Generalversammlung des Vereins durchgeführt wurde.

Erster Präsident des Vereins war der bekannte Kabarettist und Autor Charles Fedrinand Vaucher, zahlreiche Journalisten und Medienschaffende gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Mit einem Kochwettbewerb im Zunfthaus wurde die Gründung zelebriert, die eingeladene Presse erschien zahlreich und berichtete ausführlich über das Ereignis.

Die Idee des Kochclubs kam jedoch nicht aus dem Nichts: Bereits zwei Jahre zuvor hatte Eugen Naef, Leiter der Public Relations der Firma Maggi, Anstrengungen unternommen, die Verwendung der Firmenprodukte nicht nur den Hausfrauen, sondern auch den Männern schmackhaft zu machen.

Während die Firma das «Marianne-Berger-Institut» hauptsächlich für die Köchinnen ins Leben gerufen hatte und damit den Frauen mit einem Dienstleistungsangebot an Rezepten, Tipps und Ratschlägen zur Verfügung stand, trug Naef sich mit dem Gedanken, für Männer ein eigenes Kochbuch zu publizieren. Zur gleichen Zeit wandte sich ein interessierter Hobbykoch an Naef, der um Unterstützung für sein Vorhaben, einen Kochclub zu gründen, bat. Aus dem Zusammentreffen der beiden Männer erfolgte schliesslich die Vereinsgründung.

Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden: Innerhalb weniger Jahre entstanden überall in der Schweiz regionale Ableger, Gruppen von Männern aller Alterskategorien, die sich jeweils trafen, um Mahlzeiten zuzubereiten und anschliessend gemeinsam zu verzehren. Auch ein guter Tropfen Wein dazu durfte natürlich nicht fehlen. Mehr als 1000 Mitglieder zählte der Verein zu seinen Spitzenzeiten in den 1960er-Jahren.

Neuer Präsident aus der Winzerchuchi Höngg

Diese Zeiten sind vorbei. Doch immer noch sind es über 200 Hobbyköche aus der ganzen Schweiz, die sich einmal monatlich in kleinen Regionalgruppen treffen, um Rezepte auszuprobieren. Eine dieser Regionalgruppen ist etwa die 1987 gegründete Höngger «Winzerchuchi», die sich über dreissig Jahre lang in der alten Backstube bei Maler Schaub zum gemeinsamen
Kochen traf und sogar ein eigenes Rezeptebuch herausgegeben hat. 

Und Höngg war an diesem Samstag auch der Schauplatz der alljährlichen Generalversammlung des Vereins; geleitet durch den scheidenden Zentralpräsidenten Christoph Bachmann. Diese findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt – heuer war der Fasskeller von Zweifel 1898 die Gastgeberlocation. Hier traf man sich morgens um 9 Uhr zu Kaffee und Gipfeli, mit anschliessender Vereinsversammlung, Keltereibesichtigung und natürlich einem guten Essen zum Abschluss, zubereitet für einmal nicht von den Hobbyköchen, sondern von den Profis der «Weinbeiz». Die Stimmung war gut, ausgelassen sogar.

Den bekannten Problemen des Mitgliederschwunds und der Überalterung will der neugewählte Vorstand mit seinem neuen Präsidenten Paul Blöchlinger, seines Zeichens auch langjähriger Vorsitzender der «Winzerchuchi» und damit Höngg ebenfalls besonders verbunden, den Kampf ansagen – etwa mit publikumswirksamen Anlässen und dem Verkauf von Artikeln wie zum Beispiel dem im Auftrag des Clubs gebrannten Gin oder dem eigenen Wein. Doch auch für ganze neue Ideen ist der Club offen: Wer weiss, vielleicht findet sich ja bald eine Höngger Sektion kochender Frauen?

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