Lottomillionär tot in seiner ehemaligen Firma aufgefunden

Er hatte seinen Tod vorausgesehen, doch konnte er ihn deswegen verhindern? Die Geschichte des Lottomillionärs Philip Beck fasziniert – wenn auch nur im Film.

Hier wurde Philip Becks Leiche von seinem ehemaligen Vorgesetzten entdeckt – aber nur im Film!
Robert Kouba in seinem Arbeitszimmer.
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Man möge dem «Höngger» die irreführende Titelwahl und das Foto verzeihen, doch die Geschichte dahinter ist zu schön, um nicht besonders aufgemacht zu werden: Da meldet sich ein junger Höngger Regisseur beim Verlag, weil er für die Dreharbeiten seines aktuellen Films eine Sonderausgabe braucht. Der «Höngger» macht mit und erzählt bei dieser Gelegenheit die Geschichte zum Film. Robert Kouba, Jahrgang 1992, wollte seine Gedanken schon als Kind immer in Bildern festhalten. Er zeichnete viel, seine Mutter schenkte ihm Ölfarben und damit entstanden Landschaftsbilder. Als ihm die statische Darstellung nicht mehr genügte, nahm er mit zehn Jahren die Kamera des Grossvaters und begann zu filmen. «Ohne Schneidepult», so erinnert sich Kouba, «das bedeutete, meine Darsteller mussten in der Bewegung erstarren, wenn ich den Kamerastandort wechseln wollte.» Koubas Hund hatte damit seine liebe Mü- he, doch der Junge liess sich nicht beirren. Zwei Jahre später lief sein erster richtiger Film an den Jugendfilmtagen in Winterthur: Von da an wusste Kouba, dass er Regisseur werden wollte. Weitere Filme mit der ersten eigenen Kamera folgten. Derzeit absolviert Robert Kouba die Minerva und ein Praktikum bei einer Vermögensverwaltung. «Das erlaubte es mir, die schöne Kameraausrüstung zu kaufen», schmunzelt er. Die Ausrüstung umfasst unter anderem selbst einen Hebekran für spektakuläre Aufnahmen aus der Höhe und eine Steadicam, auch Schwebestativ genannt: ein komplexes Halterungssystem für Filmkameras, das verwackelungsarme Bilder ermöglicht, gedreht von einem frei beweglichen Kameramann. Koubas grosses Vorbild ist der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Roland Emmerich, der mit Filmen wie «The Day After Tomorrow» und «2012» berühmt wurde. Doch nicht dessen Filme sind es primär, die den jungen Höngger faszinieren: «Sein Umgang mit den Schauspielern, den bewundere ich – er ist sehr nett und bleibt selbst dann ruhig, wenn die Akteure seine Anweisungen nicht nach seinen Vorstellungen umsetzen.» Dem will Kouba nachleben – an Drehorten in Höngg, im Elternhaus, im Büro des Vaters im Seefeld, auf der Strasse.

«Echte» Schauspieler zu teuer

Seine Schauspieler wollte er zuerst, ehrgeizig und zielstrebig wie er ist, über eine Agentur buchen. Der Preis war für das Gebotene dann aber doch zu hoch. Jetzt spielen Verwandte und Freunde mit. Unter ihnen Julian Schaffner, der in Miami eine Schauspielschule besuchte und für die Hauptrolle unter Vertrag steht: Er macht gratis mit. «Dafür», lacht Kouba, «mache ich für ihn, sollte er mal berühmt werden, gratis Regie.» So entsteht derzeit die Geschichte «Tomorrows Paper» um den Protagonisten Philip Beck, einen jungen Bankangestellten, einen Versager in einem unbefriedigenden Job, der eines Tages vor seiner Wohnungstüre eine Zeitung, den «Höngger» von morgen,  findet. Er macht, was viele tun würden, schreibt die Lottozahlen ab und wird Multimillionär. Das grosse Leben beginnt, Schattenseiten inklusive. Ein Jahr später findet Beck erneut eine Zeitung. Sie trägt dieselbe Titelschlagzeile wie dieser «Höngger». Kann man die Zukunft ändern? Beck hat 24 Stunden Zeit, um diese Frage zu beantworten – hier sei noch nichts verraten. Robert Kouba hat sich die Geschichte selbst ausgedacht und war erstaunt, als er erfuhr, dass René Clair in «It Happened Tomorrow» 1944 eine ganz ähnliche Geschichte verfilmte. Doch auch Kouba wird kaum der Letzte sein, der sich mit der Frage um die Veränderbarkeit der Zukunft beschäftigt und sich eine Geschichte ausdenkt. Er aber verfilmt sie professionell. Die Dreharbeiten laufen noch bis Ende Juli. Mitte August soll fertig geschnitten sein, denn spätestens im September müssen Filme bei den verschiedenen Filmfestivals eingereicht sein. Von Höngg aus hofft Kouba, an den «Short Films» in Cannes, den Schweizer Jugendfilmtagen, der Kurzfilmnacht und vielen anderen Filmwettspielen teilnehmen zu dürfen. Viel Präsenz erhöht die Erfolgschancen, das gilt auch in diesem Genre. Doch unabhängig vom Erfolg, Kouba bleibt nicht im kaufmännischen Beruf: Mitte September beginnt er für zwei Jahre am SAE Institute in Zürich eine Grundausbildung im Filmbereich, danach soll ihm ein Jahr in England den Bachelor of Arts, Fachrichtung Film, einbringen. Vorläufige Krönung der Ausbildung wird dann das Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München sein – seinem grossen Vorbild Roland Emmerich auf den Fersen, dessen Karriere einst dort begann.

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