Liebend gerne Totholz

Blitzschnell flitzt ein schwarzer Brummer durch den Garten. Eine Mega-Hummel, könnte man auf den ersten Blick meinen. Doch es ist eine Holzbiene und wie ihr Name sagt, braucht sie Holz, vorzugsweise Totholz.

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Zu den «Echten Bienen» gehören zwar auch die Hummeln. Aber die Holzbiene übertrifft mit fast drei Zentimeter Länge alle unsere Hummelarten. Sässe sie bloss einmal still, könnte man sie einfach von einer Hummel unterscheiden. Ihre vier Flügel sind nämlich nicht durchscheinend, sondern sie sind schwarz und schillern bläulich, was ihr den Namen Blaue Holzbiene eingetragen hat. Wenn ihr Anblick jemanden in Ferienstimmung versetzt, dann ist das durchaus berechtigt, denn im Mittelmeerraum ist sie eine der häufigsten Bienenarten. Mit der Klimaveränderung fühlt sich das wärmeliebende Insekt nun auch nördlich der Alpen wohl – so im sonnigen Höngg. Wärme allein genügt der Südländerin jedoch nicht. Was sie unbedingt braucht ist trockenes Totholz. Dies findet sie an unserem alten Mostbirnbaum mit seinen zwei vollkommen abgestorbenen Hauptästen. Hierhin kommen die Weibchen über Generationen, denn sie kehren zu dem Totholz zurück, in dem sie im Jahr zuvor selber geschlüpft sind. Zuerst beisst und raspelt jetzt jede Biene mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen eine bis zu 30 Zentimeter lange Röhre. Tagelang fliegt das «Sägemehl» aus dem Loch von 1,5 Zentimeter Durchmesser. Im fertigen Nistgang baut sie zuhinterst eine Brutzelle. Danach gilt es fleissig Nektar und Pollen zu sammeln. Dabei geht sie nicht immer zimperlich vor: Ist ihr eine Blüte zu klein, um hinein zu krabbeln, beisst sie kurzum ein seitliches Loch und «klaut» den Nektar, den die Blüte eigentlich als «Belohnung» für die Bestäubung beim «Vordereingang» bereitgestellt hatte. Dann geht es zurück zur Niströhre, wo die Biene einen Pollen-Nektar-Brei in die Brutzelle stopft, bevor sie ein Ei hineinlegt und die Zelle verschliesst. So baut sie von hinten nach vorne eine Brutzelle nach der anderen, bis es maximal 15 sind. Die geschlüpften Larven ernähren sich vom Nahrungsvorrat in der Brutzelle und nach gut zwei Monaten haben sie sich zu adulten Tieren entwickelt und fliegen aus. Bis dann sind die meisten «Eltern» gestorben und diese neue Generation überwintert schliesslich an einem geschützten Ort. Im Frühling treffen sich die Geschlechter der sonst solitär lebenden Bienen zur Paarung, eben dort, wo die Weibchen einst geschlüpft sind. Wer diese eindrückliche, leider gefährdete Bienenart bei sich im Garten bestaunen möchte, lässt an sonnigen Stellen über Jahre Totholz liegen und vor allem dürre Bäume und abgestorbene Äste stehen – so einfach geht das.

 

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