Leise durchs Quartier

Die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) testen ab Oktober auf allen Quartierbuslinien einen elektrisch angetriebenen Bus. In Höngg, auf der Linie 38, ist der Einsatz für März 2017 geplant.

Stadtrat Andres Türler präsentiert das Testfahrzeug.
Hier, in der Busgarage, wird aufgeladen.
Fensterloses Heckteil, weil…
… dort die Batterie Platz braucht.
VBZ Direktor Guido Schoch beantwortet Medienfragen.
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Am Donnerstag, 8. September, stellten die VBZ in der Busgarage Hardau ihr jüngstes, derzeit allerdings erst für die Testphase gemietetes «Baby» vor, den eBus SOR «EBN 8», wie der «Leisetreter» offiziell heisst. Die beiden Höngger, Stadtrat Andres Türler, Vorsteher des Departementes der Industriellen Betriebe, zu dem die VBZ gehören, und Guido Schoch, Direktor derselben, standen sichtlich voller Erwartungen vor dem Fahrzeug in der imposanten Busgarage. Mit dem Testfahrzeug soll ein weiterer Schritt hin zum ehrgeizigen, in der städtischen Strategie «Stadtverkehr 2025» festgehaltenen Ziel gemacht werden, den Anteil an öffentlichem sowie von Fuss- und Veloverkehr am Gesamtverkehr um zehn Prozentpunkte zu erhöhen. Weil dabei gleichzeitig die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erfüllt werden sollen, setzen die VBZ auf die energiesparende und CO2-arme Mobilität der Elektrobusse. Bereits heute befördern die VBZ rund 80 Prozent ihrer Fahrgäste mit elektrischen Transportmitteln, also mit Trams und Trolleybussen, die mit erneuerbarer Energie des ewz unterwegs sind.

Die Elektrifizierung geht weiter

Der nun in den Quartieren anlaufende, zweijährige Testbetrieb mit dem Kleinbus soll die Grundlage für deren geplante Serienbeschaffung bilden. Der Einsatz des Quartier-eBus ist ein Teil der Elektrifizierungsstrategie «eBus VBZ»: Diese umfasst neben der Beschaffung von Hybridgelenkbussen auch die Umstellung der Linien 69 und 80 auf Trolleybusbetrieb. Diese ist für den Zeitraum 2019 bis 2022 vorgesehen. Derzeit wird die Maximalvariante mit Oberleitungen auf den ganzen Strecken projektiert. Was davon dann auch umgesetzt werde, sei aber noch nicht sicher, sagt Direktor Guido Schoch, denn das hänge eben immer auch von möglichen Einsprachen oder technischen Schwierigkeiten ab. Auf die volle Elektrifizierung des Abschnittes über die Gsteigstrasse zur Glaubtenstrasse könne man aber sicher nicht verzichten: «Gerade hier kommen die Dieselantriebe an ihre Grenzen, vollbesetzt kommen sie kaum den Berg hoch, wie man heute sieht. Für die Elektrofahrzeuge hingegen, selbst für die Doppelgelenkbusse, ist die Steigung kein Problem: Sie können beim Anfahren stark und stetig beschleunigen und beim Bremsen freiwerdende Energie zurück ins Fahrleitungsnetz einspeisen», so Schoch.

Testbetrieb in den Quartieren

Doch vorerst heisst es nun zuerst in Altstetten und dann ab März 2017 auch in Höngg auf der Linie 38: Bitte niederflurig einsteigen in den leisen eBus SOR «EBN 8». Acht Meter lang ist er, bietet 16 Sitz- und 18 Stehplätze und verbraucht nur 0.7 bis 0.9 Kilowattstunden pro Kilometer. Die Batterie, eingebaut im Heck, das deshalb ohne Fenster auskommen muss, reicht vollgeladen für bis zu 150 Kilometer oder rund acht Stunden. Was bedeutet, dass während dem Testbetrieb weiterhin auch Dieselbusse zum Einsatz kommen werden. Aufgeladen wird in der Garage, das ist am wirtschaftlichsten: Strecken-Ladestationen, so berechnen die VBZ, wären sehr teuer und überdies schwach ausgelastet, da meist nur ein Fahrzeug pro Quartierbuslinie im Einsatz ist und auch die Wendezeiten zeitlich zu knapp für die Ladung an den Endhaltestellen wäre. Nun werden also Erfahrungen gesammelt und Fragen für die Flottenumstellung beantwortet. Bewähren sich die Batteriefahrzeuge unter den konkreten Einsatzbedingungen im Quartier? Welche Eindrücke haben Fahrgäste und Personal? Wie verhalten sich die technischen Komponenten, Energiebedarf und Reichweite im Langzeittest? Und wie reduziert sich die Luft- und die Lärmbelastung in den Quartieren? Die Luft dürfte sich bedanken, denn alleine in den zwei Jahren des Testbetriebs werden rund 30’000 Liter Diesel eingespart. Und von Lärm wird man künftig kaum mehr sprechen können, wie die Testfahrt rund um die Busgarage Hardau zeigte: Ein leises Sirren und weg ist der Bus, wirklich hörbar ist nur das Fahrgeräusch der Pneus. Das dürfte allerdings insbesondere für Fussgänger gewöhnungsbedürftig sein: Doch das «lose» aus dem einst gelernten «luege, lose, laufe»-Sprüchli hat sich schon längst relativiert. Bei all den Elektrobikes und Hybridautos, die heute bereits unterwegs sind, darf man sich so oder so nie auf die Ohren verlassen – selbst wenn diese nicht mit Kopfhörern «vollgestopft» sind.

 

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