Leben und leben lassen

Nach 33 Jahren Selbstständigkeit geht Maler Adrian Schaad in die wohlverdiente Pensionierung. Der impulsive Mann mit durchaus friedfertigen Seiten blickt zufrieden zurück.

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Adrian «Addy» Schaad: Rauhe Schale, weicher Kern.

Eine Stimme hallt über den Parkplatz hinter dem Meierhofplatz, als würde der verstorbene Sportkommentator Hans Jucker persönlich vom Himmel rufen. Addy Schaad steht am Fenster seiner «Kanzel», wie er den hellgrünen Erker selber nennt, und schimpft wie ein Rohrspatz. «Manchmal verstehe ich die heutige Welt einfach nicht», erklärt sich der Malermeister, Geschäftsführer und Bald-Pensionär. Bei Kaffee und reichlich Gipfelis, die er mitgebracht hat, ist nichts von seinem Temperament zu merken, im Gegenteil, der Mann mit dem Herren-Dutt à la Beckham ist umgänglich und charmant. Eigentlich streite er nicht gerne, aber «ich bin halt impulsiv», sagt er und zuckt mit den Schultern. «Doch ich spiele nicht auf die Person, mir geht es nur um das Professionelle». Nicht alle können mit seiner Direktheit umgehen, aber sein grosser Freundeskreis bestätigt ihm, dass er so falsch auch nicht liegt mit seiner Art.

Es waren schöne Zeiten

Im Frankental aufgewachsen und in Höngg zur Schule gegangen, trat er 1966 erst eine Lehre als Elektromonteur an, die ihm als kreativen Menschen nicht behagte, weshalb er sie nach einem Jahr abbrach und stattdessen am 1. April 1968 eine Lehre zum Maler in der Innenstadt begann. Später wurde er Geschäftsführer seines Lehrbetriebs und bildete seine beiden Brüder aus – die Zwillinge mit den knallblauen Augen sind bekannt als Wurstbrätler am Wümmetfäscht und auf dem Sportplatz des SV Höngg. Auf den Tag genau 20 Jahre später – 1987 – eröffnete er mit ihnen zusammen das Malergeschäft Adrian Schaad an der Ackersteinstrasse. Zu Beginn war es nicht einfach, im Höngger Gewerbe Fuss zu fassen, denn der alteingesessene Handwerkerzirkel bildete einen festen Verbund. Doch mit der Zeit gelang ihm der Anschluss, immerhin hatte man untereinander ein gutes Verhältnis von früher und gemeinsamen Einsätzen in der Feuerwehr und an der Wümmetfäscht Bar. Oft erhielt die Malerei Schaad Aufträge ausserhalb von Zürich: Seine Angestellten – er hatte gleich mit fünf Malern angefangen, zu den besten Zeiten waren es 22 – reisten nach St. Moritz, Lenzerheide, an den Comersee und sogar nach Saint Tropez und Monaco. «Es waren schöne Zeiten, die Arbeiter reisten gerne zu solchen Aufträgen, denn nach einer harten Arbeitswoche konnten sie am Wochenende an einem anderen Ort noch das Meer oder die Berge geniessen», erzählt der Malermeister. Mit Ausnahmen von 2000 und 2008, als die Krisen die Baubranche durchrüttelten, waren es gute Jahre, um selbstständig zu sein. Und wieder gab es auf den Tag genau, am 1. April 2020, 33 Jahre nach seiner Geschäftseröffnung in Höngg, eine Veränderung, einen Neuanfang, wie er zum Frühling passt: Sein Sohn Dominic hat die Firma unter dem Namen Maler Schaad GmbH neu eröffnet, Vater Schaad zieht sich zurück und zwar richtig: Er wandert nach Thailand aus, um dort gemeinsam mit seiner Frau zu leben und sich einen langersehnten Wunsch zu erfüllen: Einen eigenen Hund, den er in der Mietwohnung nie haben durfte.
In seinen Sohn Dominic, der erst eine Lehre als Elektromonteur, dann noch eine als Maler und Weiterbildungen absolviert hat, hat er volles Vertrauen. Er gehöre einer anderen Generation an, «die gehen die Dinge lockerer an», meint das «Nachkriegsmodell», wie er sich selber bezeichnet. «Dennoch besitzt er dieselbe Zuverlässigkeit und einen grossen Enthusiasmus», sagt Schaad stolz.

Leidenschaftlicher Koch und ZSC-Fan

Kochen, Grillieren, Essen und Trinken – das seien seine Hobbies, sagt er lachend und streicht sich demonstrativ über den beeindruckenden Bauch. Er sammelt Wein und Spirituosen und geniesst sie gerne in Gesellschaft von guten Freunden. Fussball spielte er einst beim SVH, aber seine grosse Leidenschaft war und ist der Eishockey-Club ZSC. Er war ein grosser Sponsor und durfte auch schon als Betreuer mit den Spielern an die internationalen Auswärtsspiele. «Wir waren abends zusammen unterwegs, als Organisator suchte ich die besten Diskos und brachte die Jungs später wieder sicher nach ins Hotel zurück, wo der Trainer-Staff schon am Frühstücken war», erinnert sich Schaad mit leuchtenden Augen. Vor kurzem ist er Grossvater geworden – ist es nicht schade, das alles hinter sich zu lassen? Ja, seinen Grossenkel und Eltern werde er schon sehr vermissen, aber «ich bin ein Mensch, der die Dinge mit Herzblut anpackt, und sie dann aber auch wieder loslassen kann, um Neues anzufangen». Und so geht der gutgelaunte Maler, der sich selber als Glückskind sieht, mit guten Erinnerungen und einem herzlichen: «Bye, bye, auf Wiedersehen, Sawasdee in fernen Landen.»

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