Kunst als Erlebnis

Im vom Gemeinschaftszentrum Höngg organisierten Ferienangebot hatten Kinder der 2. bis 6. Klasse während vier Tagen die Gelegenheit, einen ganz neuen Zugang zur Kunst zu entdecken.

Künstlerhände um das fertige Mosaik.

An diesem schwül-heissen Donnerstagnachmittag, einem der letzten Tage der Sommerferien, gehen auf der Schärrerwiese im Zentrum Hönggs gar sonderbare Dinge vor: In einem Baum hängen alte Hemden, auf der Wiese steht ein Tisch mit Heissleimpistolen und einem Fön und auf den Parkbänken reihen sich Kisten an Kisten, gefüllt mit kopflosen Stofftieren, Schaumgummistückchen, Plastikrohren und vielen weiteren interessanten Accessoires. Auf einem Plakat sind Fotos von Tieren abgebildet, die kein Mensch jemals gesehen hat, Mischungen zwischen Schweinen und Katzen etwa oder Pferden und Schwänen. Inmitten einer fröhlichen Kinderschar steht derweil wild gestikulierend eine Frau, die mit ihrem Katzenschwanz und den Mäuseohren selbst wie ein derartiges Mischwesen aussieht, und scheint den Kindern etwas zu erklären.

Neue Wesen bevölkern die Welt

Bei der Frau handelt es sich um Frau Prof. Dr. Wüllrich, selbsternannte Fabeltierforscherin und -entwicklerin, im normalen Leben auch unter dem Namen Veronique Wüllrich bekannt. Sie ist eine der Künstlerinnen, die die Mädchen und Jungs des vom Gemeinschaftszentrum Höngg organisierten Ferienangebots während der vier Tage begleiten und betreuen. In ihrem temporären Atelier auf der Schärrerwiese dürfen die Kinder an diesem Nachmittag ihre eigenen Fabelwesen gestalten, «weil», wie sie ihnen erklärt, «die Menschen immer mehr Tiere ausrotten und es immer weniger Arten gibt». Deswegen, so Wüllrich weiter, müssten die Kinder nun neue Wesen kreieren. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt und aus den aussergewöhnlichen Materialien, die sie zur Verfügung stellt, lassen die Kinder im Laufe des Nachmittags mit grosser Begeisterung unzählige eigenartige Geschöpfe entstehen. Jeder Schwamm, jeder Gummihandschuh wird so zu neuem Leben erweckt. «In diesem Atelier lassen wir die Kinder mit Absicht mit ungewöhnlichen Materialien arbeiten. So können sie einmal ganz frei experimentieren und die gewohnten Strukturen des normalen Handarbeits- oder Kunstunterrichts verlassen», erklärt Dominique Grob vom Gemeinschaftszentrum die Idee hinter dem Fabeltieratelier.

Ein volles Programm

Doch das Atelier ist nur ein Bestandteil des vielfältigen Programms, das die Mitarbeiterinnen des Gemeinschaftszentrums für die Kinder ausgearbeitet haben. Unter der Anleitung von Emanuela Bottana, einer Mosaikkünstlerin, etwa haben die 17 Jungs und Mädchen an diesem Donnerstagnachmittag zudem die Gelegenheit, mit Steinen ihr eigenes Mosaik zu erstellen. Akribisch reihen sie kleine bunte Glassteine aneinander und befestigen sie sorgfältig mit einer Zementmischung auf einem grossen Stein. Selbst an die Höngger Öffentlichkeit wird gedacht: Sorgfältig erstellen die Kinder gemeinsam mit der Künstlerin Steinmosaike, die anschliessend auf die zwei grossen Steinblumen vor dem Gemeinschaftszentrum am Zwielplatz angebracht werden und dort nun bewundert werden können. Daneben steht fast täglich ein Ausflug auf dem Programm, etwa eine Führung zum Thema Tiere und Fabelwesen im Landesmuseum, ein Besuch im Bruno Weber Park mit einer exklusiven Führung im Wohnhaus des Künstlers durch dessen Frau Maria Anna sowie eine Besichtigung von Bottanas Atelier in der Künstlergemeinschaft im Basislager in Altstetten. Auf diesen Exkursionen erhalten die Kinder Einblicke in die Arbeit der verschiedenen Künstlerinnen und Künstler.

Kunst für alle

Ziel des Ferienangebots ist es, den Kindern einen neuen und anderen Zugang zur Kunst zur ermöglichen – speziell auch denjenigen Kindern, die von zu Hause aus wenig Zugang zu kulturellen Angeboten haben. Aus diesem Grund sind die vier Tage auch für alle Teilnehmer*innen gratis, nur der Zmittag muss selbst mitgebracht werden. Finanzielle Unterstützung bei der Durchführung des Kurses erhält das Gemeinschaftszentrum durch das Angebot «Kinderkultur» der Stadt Zürich.
Die Teilnehmer*innen, vornehmlich Zweit- bis Viertklässler*innen, wissen dieses Angebot auf jeden Fall zu schätzen. Sie finde alles «cool», erzählt etwa die 10-jährige Halima, da gebe es nichts, was sie doof finde. Doch am allerbesten, so Halima weiter, gefalle ihr das «mosaiken». Eine positive Bilanz ziehen auch die Veranstalterinnen: «Wir haben von den Kindern generell ein sehr gutes Feedback erhalten», erklärt Dominique Grob. «Auch wir haben den Eindruck, dass es uns mit der Organisation des Lagers gelungen ist, eine gute Mischung aus interessanten Besichtigungen und anregenden Kreativwerkstätten zu bieten.»

Bis zum nächsten Mal!

Beim krönenden Abschluss des Ferienangebots, der kleinen Vernissage der fertigen Exponate, die die kleinen Künstler*innen für ihre Eltern organisieren, können sich schliesslich auch diese vom Erfolg der Veranstaltung überzeugen. Und während die Eltern die fantasievollen Produkte ihrer Kinder bewundern, geniessen diese die letzten gemeinsamen Minuten. Für die meisten ist aber sowieso schon klar: Sie werden auch beim nächsten Mal wieder dabei sein. Bereits in den Herbstferien wird das GZ erneut ein Ferienangebot anbieten – dieses Mal mit echten Tieren auf dem QuarTierhof Höngg.

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