Künstlerhaus soll Neubau weichen

An der Ackersteinstrasse 202 soll gebaut werden. Nichts Ungewöhnliches in Höngg. Bemerkenswert ist jedoch, wer einst in diesem Haus lebte.

In diesem Haus lebte der Künstler Johannes Itten mit seiner Familie. Seit längerem steht es leer, ein Neubau ist geplant. (Foto: das)

An der Ackersteinstrasse 202 soll gebaut werden. Schon länger ist dort ein Neubauprojekt geplant. Bereits im Jahr 2022 erfolgte die Ausschreibung des Bauvorhabens. Die Bauprofile waren ausgesteckt, sind aber schon wieder verschwunden. Sowohl dieses wie auch das Nachbargebäude an der Ackersteinstrasse 200 sollen abgerissen werden. Das Ziel: Mehrfamilienhäuser mit 15 Eigentumswohnungen sollen entstehen.

Vielmehr ist bis anhin zum Projekt nicht zu erfahren. Die Bauherrschaft liegt laut der Ausschreibung bei Cervon AG und für die Projektentwicklung ist, so die Angaben auf deren Linkedin-Profil, die Inizia Holding AG zuständig. Ebendiese ist auch für die Entwicklung des «Wartauparks» verantwortlich, wo demnächst das indische Restaurant Maharani und der Getränkehandel Rio einem Neubau weichen müssen (der «Höngger» berichtete).

Auf die Anfrage der Redaktion, wie weit das Vorhaben gediehen ist und warum, anders als auf Linkedin vermerkt, Neubau und Verkauf der Wohnungen nicht im Jahr 2023 vonstattengegangen sind, hat das Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht reagiert. Vor einigen Wochen wurde jedoch auf dem Grundstück gebaggert: Das seien Sondierungsbohrungen gewesen wegen möglichem Asbestvorkommen, ist aus dem Quartier zu vernehmen.

Das Zuhause von Johannes Itten

Ebenso interessant wie die aktuelle Entwicklung des Hauses ist aber auch seine Geschichte: Hier lebte ab 1946 der international bekannte Maler und Kunstpädagoge Johannes Itten mit seiner Familie. Noch immer steht der Familienname am Briefkasten des Hauses. Einen Namen machte sich Itten vor allem mit der von ihm begründeten Farbentypenlehre.

Er gehörte, wie auch Max Bill oder Sophie Taeuber-Arp, zur «Zürcher Schule der Konkreten». Von 1919 bis 1923 lehrte er am Bauhaus in Weimar und führte anschliessend eine eigene Schule in Berlin, bevor die Nationalsozialisten im Jahr 1934 seine Schule schlossen. Daraufhin wanderte er nach Amsterdam aus und erhielt schliesslich eine Stelle als Direktor der heutigen Kunstgewerbeschule in Zürich.

1967 starb Johannes Itten, und seine Ehefrau Anneliese, eine ehemalige Schülerin Ittens, verbrachte weitere dreissig Jahre an der Ackersteinstrasse. Nach seinem Tod trug sie, wie der «Höngger» im Jahr 2003 berichtete, sein Lebenswerk weiter in die Welt hinaus, verfolgte jedoch auch ihre eigene künstlerische Laufbahn, unter anderem als Lehrerin an der Schweizerischen Textilfachschule.

2002 verstarb auch sie und wurde neben mit ihrem Mann in einem gemeinsamen Grab auf dem Friedhof Hönggerberg beigesetzt.

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