«Unerhörte» Lust auf Musik

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause konnte am 23. Januar endlich wieder ein Winterkonzert mit der Sinfonietta Höngg unter ihrem Stammdirigenten Emanuel Rütsche stattfinden.

Esther Crisogianni, die virtuose Solistin im Trompetenkonzert von Joseph Haydn. (Foto: Frank Bühler)

Der Saal des Reformierten Kirchgemeindehauses war voll besetzt, und der Konzerthunger des Publikums lag förmlich in der Luft. Daher war die brillante Ouvertüre im italienischen Stil in C-Dur von Franz Schubert als Begrüssungsstück ohne Zweifel die richtige Wahl.

Die Solistin Esther Crisogianni trat anschliessend im Trompetenkonzert in Es-Dur von Joseph Haydn auf, wobei sie ihre Dynamik der Raumakustik unaufdringlich anpasste, aber nie «sotto voce» spielte, stets klar artikuliert und praktisch ohne Vibrato. Die beeindruckende Solokadenz am Ende des ersten Satzes bewältigte sie mit zahlreichen Arpeggien und Tonrepetitionen praktisch fehlerfrei. Im kammermusikalisch angelegten Andante liess Crisogianni ihren Trompetenton fast unmerklich aus dem Streicherhintergrund erwachsen und mit diesem verschmelzen, während sie im abschliessenden Allegro den Kontrast zum Orchester in raschen Registerwechseln plastisch betonte.

Obwohl der Titel des Konzerts «Unerhört!» lautete, gab es vor der Pause doch auch Bekanntes zu hören, nämlich Ausschnitte aus Edvard Griegs «Peer-Gynt-Suite» Nr. 1. In «Åses Tod» kostete das Orchester, nun in Streicherbesetzung, gedämpft und differenziert die raffinierte Harmonik des Satzes aus. Nach «Anitras Tanz» folgte, wiederum mit Crisogianni als Solistin, ein Griegsches Lied in einem überzeugenden Arrangement für Trompete und Streicher, das in seiner Klanglichkeit schon an Richard Strauss denken liess.

Den zweiten Teil des Konzerts bildete die dritte und letzte Symphonie der Komponistin Louise Farrenc. Bereits im ersten Satz mit seiner langen Bläsereinleitung und dem dramatischen Streicherthema fiel die erstaunlich konservative Instrumentierung à la Beethoven auf, wenn man bedenkt, dass das Werk 1847 komponiert wurde. Allerdings gab es auch Anklänge an Mendelssohn-Bartholdy wie etwa im dritten Satz, einem Scherzo vivace, welches die Sinfonietta später als Zugabe spielte und das zwischen mephistophelischer Dunkelheit und einer ausgelassenen Tarantella changierte und dies durch die grosse Vielfalt der Orchestrierung unterstrich. Im Finale-Allegro mit seinem beethovenartigen Hauptthema wählte Rütsche das Tempo so, dass das Orchester die Melodiebögen aussingen konnte, was besonders dem komplexen fugierten Abschnitt zugutekam.

Das nächste Konzert der Sinfonietta Höngg findet am 29. Juni um 20 Uhr im Reformierten Kirchgemeindehaus statt.

Eingesandt von Nicola Schneider

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