Kontroverse um «Verkehrschaos am Meierhofplatz»

Ein Leserbrief wirft die Frage auf, inwiefern die durch den öffentlichen Verkehr gesteuerte Lichtisignalanlage am Zwielplatz den Stau am Meierhofplatz beeinflusst. Die VBZ nimmt dazu Stellung.

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Ob und wenn ja warum der öV am Zwielplatz zur Stauproblematik am Meierhofplatz beiträgt, ist umstritten.

Leserbrief zu «Die Umfrage» im «Höngger» vom 10. September

Das Verkehrschaos am Meierhofplatz in Höngg ist von der Stadt produziert. Interessanter¬weise ist der grösste Stau nicht während der Stosszeiten, sondern unmittelbar danach. In dieser Zeit werden die zusätzlichen Kurse, die während der Stosszeiten die Frequenzen der VBZ-Linien erhöhen, wieder in die Depots abgezogen. Dann fahren jeweils zwei Kurse der Tram¬linie 13 und der Buslinie 46 unmittelbar hintereinander her. Kommt zu den Trams der Linie 13 noch ein Bus der Linie 80, so geschieht das Folgende:
1.    Das Tram der Linie 13 fährt beim Zwielplatz ein und schaltet somit die Signalanlage am Meierhofplatz um, damit die Limmattalstrasse vom Zwielplatz bis zum Meierhofplatz von den Privatautos geleert wird, und das somit das Tram dann freie Fahrt hat. Das bleibt so, bis am Zwielplatz die Fahrgäste ein- und ausgestiegen sind, das Tram ganz lang¬sam durch die Kurven gefahren ist und sich über den Meierhofplatz in die Station bewegt hat.
2.    Unmittelbar nach diesem ersten Tram fährt der zweite Kurs in den Zwielplatz ein, der aus dem Verkehr gezogen werden soll. Um die Sache zu verzögern, ist der nicht auf Werkfahrt gestellt, sondern nimmt wie der erste Kurs Passagiere auf. Bei der Einfahrt stellt auch dieser Kurs die Signalanlage wieder auf freie Durchfahrt vom Zwielplatz. Somit kann nun schon während der zweiten Periode von den andern drei Seiten am Meierhofplatz nicht gefahren werden, und der Stau wächst.
3.    Jetzt kommt der Bus der Linie 80 vom Zwielplatz her und startet das Spielchen zum dritten Mal.
4.    Auch die Buslinie 46 führt nun Doppelkurse, die zwar die Situation auf der Seite Regensdorferstrasse entschärfen, die Kolonnen gegen die Stadt werden somit kürzer, aber da die Buslinie 46 gegenüber den Linien in der Limmattalstrasse erst an zweiter Stelle kommt, entstehen auch dort ansehnliche Staus.
5.    Zweiter Kurs der Linie 46, vergleiche Punkt 4.
6.    Dies produziert locker einen Stau von der Stadt her bis zum Schwert. Zeitweise steht der Stau sogar bis zur Kürbergstrasse, dann kommt jeweils nach den Punkten 1. bis 3. noch der Entsorgungswagen des ERZ, der auch wieder die Signalanlage am Meierhof auf Vorfahrt stellt.
Dass damit regelmässig solche Staus produziert werden, ist klar, aber das hat nichts mit der Verkehrssituation am Meierhofplatz zu tun, sondern wird böswillig durch Planung der VBZ verursacht.
Kein Mensch kann erklären, wieso die Kurse, die aus dem Verkehr gezogen werden, zwin¬gend noch zweimal durch die engen Strassen von Höngg gequält werden. Das gilt für den Bus an der Ot-tenbergstrasse mit gefährlichen Überholmöglichkeiten der Autos sowie für das Tram auf der Limmattalstrasse ohne Überholmöglichkeiten der Autos. Auch wieso der Entsorgungswagen genau dann auch noch zurückfahren muss, ist unklar.
Ich finde es von unserem in Höngg wohnenden FDP-Stadtrat inakzeptabel, dass er seine VBZ für das Erzwingen der Anliegen der Linken und Grünen zur Verfügung stellt, damit wieder weitere Verkehrswege in der Stadt mutwillig zerstört werden können. Nachdem sich die Höngger Bevölkerung gegen das Konzept der städtischen Verkehrsplaner aufgelehnt hatte, wurden diese staubildenden Massnahmen realisiert, um es den Hönggern zu zeigen! Ich will das nicht.

Beat Fischer, Höngg

 

Stellungnahme der VBZ auf den Leserbrief von Beat Fischer, Höngg

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) richten ihr Angebot grundsätzlich nach den Bedürfnissen ihrer Fahrgäste aus. Die Höngger Bevölkerung schätzt das gute Angebot der VBZ mit einem dichten Fahrplan, Trams und Busse sind in den Spitzenzeiten gut besetzt. Es ist ein Fakt, dass der Meierhofplatz ein hochbelasteter Verkehrsknoten ist. Die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden (öffentlicher Verkehr, motorisierter Individualverkehr, Fussgänger- und Veloverkehr) müssen sich den teils engen Stadtraum teilen. So wird diese Kreuzung während der «Rushhour» am Abend zwischen 17 und 18 Uhr von etwa 1‘500 Autos befahren; im selben Zeitraum verkehren 16 Trams und 42 Busse über den Verkehrsknoten. Mit nachlassender Nachfrage, das heisst nach 19 Uhr, und wenn sich in aller Regel auch die Verkehrssituation beruhigt hat, kann wieder der Normalfahrplan gefahren werden, so dass je ein Tram beziehungsweise ein Bus ins Depot oder in die Garage zurück kehren können. Aus wirtschaftlichen Gründen fahren diese nun «überzähligen» Fahrzeuge, die vorher die Hönggerinnen und Höngger nach Hause gebracht haben, umgehend nach Ankunft an der Endstation ins Depot zurück. Je nach Verkehrssituation kann dies dazu führen, dass zwei Kurse kurz hintereinander verkehren und es zur im Leserbrief geschilderten Situation führen kann. Die Steuerung der Lichtsignalanlage erfolgt aber folgendermassen:
•    Stadteinwärts fahrende Trams und Busse melden sich erst nach Abfahrt an der Haltestelle Zwielplatz an der Lichtsignalanlage beim Meierhofplatz an. Während des Fahrgastwechsels an der Haltestelle Zwielplatz beeinflussen die Trams und Busse somit die Steuerung am Meierhofplatz nicht. Dies zeigt sich insbesondere während der Spitzenzeiten, in denen auch das Tram nach der Abfahrt am Zwielplatz zusammen mit dem motorisierten Individualverkehr im Stau stehenbleibt.
•    Die Anmeldung der Linie 46 in Fahrtrichtung stadteinwärts erfolgt erst in Höhe Kappenbühlweg. Die hierdurch ausgelösten Anpassungen im Signalablauf sind moderat und geben gleichzeitig mehr Grünzeit für den Verkehr stadtauswärts vom Schwert Richtung Gsteig- und Regensdorferstrasse.
•    Auch das Cargo-Tram ist eine geschätzte Dienstleistung für die Bevölkerung von Höngg und zirkuliert zweimal monatlich. Aufgrund der Erfahrungen des ERZ verlässt es den Standort an der Wartau aber erst nach 19 Uhr.
Diese komplexe Verkehrssituation und das damit verbundene hohe Verkehrsaufkommen am Meierhofplatz sind der Stadt Zürich und den Verkehrsbetrieben Zürich durchaus bekannt. Im Zusammenhang mit der Beantwortung einer Motion betreffend die Aufwertung des Meierhofplatzes hat der Stadtrat 2012 im Kreis 10 einen Mitwirkungsprozess in Gang gesetzt. Die Teilnehmenden des Mitwirkungsverfahrens «Verkehr Kreis 10» haben 17 Empfehlungen zuhanden der Stadt formuliert. Darunter war auch die Empfehlung, eine Stauverlagerung am Meierhofplatz zu überprüfen. Gemäss den Erkenntnissen aus dem Runden Tisch besteht jedoch kein weiteres Optimierungspotenzial. Nach 19 Uhr ist jedoch die Verkehrsbelastung deutlich geringer als in den Spitzenzeiten, so dass durch Depoteinfahrten verursachte Staubildungen nur vereinzelt und lokal vorkommen können.

Daniela Tobler, VBZ-Mediensprecherin

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