Kommentar: Alibi-Kosmetik

Endlich: Der Meierhofplatz soll umgestaltet werden. Wirklich? Nein. Was die Stadt plant, ist, einen schlechten Zustand mit einer Alibi-Kosmetik für die nächsten 20 Jahre in Asphalt und Beton zu giessen. Von einer «Verbesserung der Umsteigebeziehungen» ist grossspurig die Rede. Gemeint ist jene von der Tramlinie 13 stadtauswärts über die eine Fahrspur rüber zu Bus 46 und 38 stadtauswärts. Was heute schon keine wirklichen Probleme bereitet. Doch von dieser Haltestelle muss man weiterhin 160 Meter zur Haltestelle des 80ers Richtung ETH zurücklegen, meist rennend, weil man den Bus bereits um die Kurve kommen sieht. Dann werden wie üblich bei solchen Gelegenheiten noch ein paar Bäumchen gepflanzt, Trottoirüberfahrten aufgepflästert und Werkleitungen ersetzt. Die Chance, den Meierhofplatz bei dieser Gelegenheit wirklich besser zu gestalten, wird damit kläglich vergeben. Die Behauptung der Stadt, man könne alle Haltestellen am Meierhofplatz nicht auf der Höhe der heute stadteinwärtsführenden vereinen, ist nicht nachvollziehbar. Heute stehen dort total vier Fahrspuren für Autos und VBZ bereit, plus eine Haltebucht für die Busse und eine Traminsel, die einer zusätzlichen halben Fahrspur entspricht. Zum Vergleich: 240 Meter weiter weg, am Zwielplatz, führt auch viel Verkehr über total zwei Spuren, inklusive VBZ-Haltestellen. Und es geht. Die Verkehrsplaner der Stadt aber finden, am Meierhofplatz «würde ein Spurabbau insbesondere die Leistungsfähigkeit des Verkehrsknotens beeinflussen und die Verkehrsprobleme verschärfen». Spurabbau? Wer redet denn davon? Schon heute ist selbst bei mässigem Verkehrsaufkommen die Rechtsabbiegespur Richtung Regensdorf meistens durch die auf der Limmattalstrasse stadtauswärts vor dem Lichtsignal wartenden Fahrzeuge blockiert. Da hätte man auch stadtintern einfach jeden Buschauffeur fragen können. Und unzählige Autofahrer sowieso. Der «Spurabbau», den die Stadt hier an die Wand malt, steht gar nicht im Vordergrund, er ist bereits eine verkehrstechnische Tatsache.
Ich frage mich ernsthaft, ob überhaupt jemand aus dem Planerteam jemals am Meierhofplatz war, geschweige denn mit Quartiervertretern gesprochen hat. Aber nein, dafür ist ja dieses Feigenblatt da, das «Mitwirkungsverfahren der Bevölkerung». Ein echtes Mitwirkungsverfahren hat der «Höngger» bereits am 13. April 2017 lanciert: Die Thematik «Gordischer Knoten am Meierhofplatz» wurde breit aufgegriffen und aus der Bevölkerung gingen zahlreiche Verbesserungsvorschläge und Pläne ein, darunter durchaus diskutable. Ich lade die Verantwortlichen der Stadt ein, nein, ich fordere sie geradezu auf: Kommen Sie nach Höngg, schauen Sie sich die Mappe der Vorschläge und die Situation vor Ort zusammen mit Quartiervertreter*innen an und fassen Sie Mut zu einer wirklichen Verbesserung am Meierhofplatz! Und alle anderen in Höngg rufe ich auf, sich an dem aktuellen «Mitwirkungsverfahren» zu beteiligen, auch wenn es ein Feigenblatt ist – Zeit dazu ist noch bis am 17. Juni.

Fredy Haffner,
Verlagsleiter

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