Sport
Kick it like …
Der SV Höngg rief seine Fussballerinnen zu einem «Bring your Friend»-Tag und überraschte die zahlreich erschienenen Mädchen mit hohem Besuch aus der Nationalmannschaft.
24. Juni 2019 — Patricia Senn
Die Gruppe der jüngsten Jahrgänge, gerade mal sechs bis neun Jahre alt, war die grösste an diesem Mittwochabend auf dem Sportplatz des SV Höngg. Fussball erfreut sich bei den Mädchen seit einigen Jahren höchster Beliebtheit. Doch der Sportverein ist mit seinem Frauentraining nicht etwa einem Trend aufgesprungen: Barbara Gubler trainiert seit 15 Jahren Frauen im SV Höngg, der übrigens einer der ersten Clubs in der Stadt war, der nicht nur Männerteams hatte. Am «Bring your Friend»-Tag durften die Fussballerinnen ein bis zwei Freundinnen zum Training mitbringen, um ihnen ihren Lieblingssport näherzubringen. Nach einigen Minuten des Aufwärmens überraschte Gubler die Mädchen mit zwei Gästen: die Nati-Spielerinnen Barla Deplazes und Coumba Sow. Beide spielten einst für den SV Höngg, kamen zum FCZ und schafften es schliesslich in die Nationalmannschaft der Schweiz. Die jüngeren Mädchen waren sichtlich beeindruckt von den grossen und sympathischen Sportlerinnen und überhäuften sie mit Fragen.
Beim SV Höngg gross geworden
Trainerin Gubler erinnert sich noch gut, als die beiden Frauen im Alter von 12 Jahren zum SV Höngg stiessen. Deplazes hatte zuvor bereits mit den Jungs im Turicum Club auf dem Hardhof trainiert, während die Polysportive Coumba vor allem auf dem Schulhof immer einen Ball am Fuss hatte. Damals gab es im ganzen Kanton erst acht Frauenteams. «Sie waren wie zwei ungeschliffene Rohdiamanten und wurden schnell besser», erzählt die stolze Trainerin. Schon bald wurden sie vom FC Zürich angeworben, aber Gubler bat die jungen Frauen, sich erst auf die Gymi-Probezeit zu konzentrieren, bevor sie wechselten. «Die Eltern waren zum Glück auf meiner Seite», lacht sie. Nach dem Übertritt zum FCZ ging es immer aufwärts für die beiden leidenschaftlichen Sportlerinnen: Deplazes wurde mit dem FCZ bereits achtmal Schweizer Meister und gewann fünfmal den Schweizer Pokal. «Nebenbei» studiert sie Medizin. Coumba spielte vier Jahre in den USA, wo sie parallel ihren Collegeabschluss und ein Bachelorstudium absolvierte. Eigentlich wollte sie Soziale Arbeit studieren, hat sich jetzt aber doch voll dem Fussball verschrieben: Soeben hat sie einen Zweijahresvertrag mit dem FC Paris unterzeichnet. Auch die Fussballerinnen werden mittlerweile vermehrt von ausländischen Clubs aufgeboten. Beide spielen heute im A-Team der Nationalmannschaft.
Disziplin und viel Freude am Fussballspielen
Leidenschaft fürs Fussballspielen und Disziplin, das brauche es, wenn man es zur Profifussballerin schaffen wolle, da sind sich die beiden einig. Vom Sport zu leben, sei allerdings noch immer nicht möglich. Immerhin würden im Ausland langsam auch den Frauen bessere Löhne bezahlt. «Es gibt weniger Förderung und auch fast keine Scouts, die zu unseren Matchs kommen», meint Deplazes. Das habe auch positive Seiten, den ganzen Trubel, der um die männlichen Spieler gemacht werde, auch im Privaten, hätten sie nicht. Sie hoffe schon, dass sich der Frauenfussball weiter professionalisiere und mehr Ressourcen erhalte, meint Coumba, «aber was derzeit bei den männlichen Fussball-Stars abläuft, ist völlig übertrieben». Zum Abschluss zeigten die beiden Profis im «Du und ich»-Quizspiel, dass sie auch neben dem Fussballfeld gut miteinander harmonieren. Mit solchen Vorbildern steht dem Aufstieg der Frauen im Fussball nichts mehr im Weg.
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